Taktikkolumne von Fabian Hürzeler vor dem Clasico: Reals Probleme mit der neuen Identität

Von Fabian Hürzeler
Lionel Messi verpasst den Clasico gegen Real Madrid wegen eines Unterarmbruchs.
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Real Madrid

Real Madrid versucht unter Lopetegui, den Gegner sehr früh unter Druck zu setzen und ihn entweder zu risikoreichen Lösungen oder zu langen Bällen zu zwingen. Der Vorteil bei diesem Angriffspressing ist, dass sie den Ball sehr früh in einer gefährlichen Zone gewinnen und zugleich viele Spieler in dieser Zone haben, die aus dem Ballgewinn eine Tormöglichkeit kreieren können.

Der Nachteil ist, dass sich kein Spieler einen individuellen Fehler erlauben darf und die direkten Zweikämpfe gewonnen werden müssen, da der Gegner sonst sehr viel Raum in der Hälfte von Real bekommt. Bei Real ist es in dieser Saison oft noch zu sehen, dass die Angriffs- sowie die Mittelfeldreihe früh attackiert, die Viererkette jedoch nicht nachschiebt und somit viel Raum vor der letzten Kette entsteht.

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Meist spielt Real in einem 4-3-3. Auffällig ist dabei, dass sich ein Außenstürmer oder ein Außenverteidiger sehr weit außen positionieren, um das Spiel in die Breite zu ziehen um somit Anspielstationen für die Spielverlagerungen zu sein.

Die Achter, speziell Modric, sollen sich im Zwischenraum bewegen, um dort in eine offene Stellung zu kommen und das Spiel nach vorne fortzusetzen. Kroos agiert meist vor Mittelfeldreihe des Gegners, da er das Spielfeld vor sich haben will und im Spielaufbau wesentlich sicherer agiert als Casemiro.

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Wenn sich ein Außenstürmer nach innen fallen lässt, schiebt sofort der Außenverteidiger hoch und besetzt den Raum. Sie versuchen viele und schnelle Spielverlagerungen zu spielen, um dann eine Lücke im Halbraum des Gegners zu finden.

Teilweise lassen sich die Außenstürmer auch weit nach hinten fallen und der Außenverteidiger schiebt hoch, um dann eine Überzahl auf den Außenbahnen auszuspielen. Speziell Isco und auch Benzema sind Spielertypen, die sich immer wieder auf eine Seite fallen lassen, um dort eine Überzahl zu kreieren und diese dann auszuspielen. Eine weitere Stärke, die Real Madrid jedoch schon immer ausgezeichnet hat, ist das sehr schnelle Umschaltspiel, auch in dieser Saison erzielten sie schon einige Tore nach einem guten Umschaltverhalten.

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Die Real-Probleme

Real Madrid hat große Probleme in der Konterabsicherung. Dadurch, dass die Außenverteidiger enorm hochschieben, entsteht ein großer Raum bei Ballgewinn des Gegners. Zwar hat Real viel Personal zum Gegenpressing, jedoch schaffen sie es nicht immer konsequent, den Ball sofort wieder zurückzuerobern, sodass der Gegner viel Raum zum Kontern hat.

Speziell Marcelo vernachlässigt in dieser Saison sein Abwehrverhalten und ermöglicht so dem Gegner einige Tormöglichkeiten. Zudem können sie den Raum vor ihrer letzten Kette wie schon beschrieben nicht immer konsequent verteidigen.

Fehlt Ronaldo?

Fakt ist, dass Madrid in den Spielen gegen Sevilla, Atletico und Moskau zu 61 Schüssen kam und keiner davon zu einem Tor führte. Gegen Levante hatte Real in einem Spiel 25 Torschüsse und 70 Prozent Ballbesitz. Die Frage, ob ein Ronaldo als Torjäger fehlt, ist natürlich berechtigt, klar ist aber auch, dass 40 Schüsse von Ronaldo zu Beginn der letzten Saison nicht das Ziel trafen und Real noch eine weitaus schlimmere Torkrise zu überstehen hatte. Erst in der Rückrunde drehten Real und Ronaldo auf und schossen wieder Tore am Fließband.