"Erwarte in jedem Spiel ein Götze-Tor"

Ein Weltmeister in Valencia: Shkodran Mustafi scheint in Spanien angekommen
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SPOX: Sie haben in vier der größten europäischen Fußball-Länder gespielt und dort Ihre Ausbildung genossen. Wo haben Sie am meisten gelernt?

Mustafi: Ich habe überall etwas gelernt, auch wenn manche Erfahrungen erst im Nachhinein lehrreich waren. Man hat bei jedem Vereinswechsel den Gedanken, dass man etwas falsch machen könnte, aber letzenendes habe ich bisher nichts bereut.

SPOX: Auch nicht Ihren Wechsel zum FC Everton?

Mustafi: Viele Leute sagten: "Der Mustafi ist dort versauert, der hat kein Spiel gemacht!" Mir persönlich hat der Wechsel nach England aber enorm viel gebracht, außerdem habe ich mich physisch sehr weiterentwickelt. In Italien hat der Fokus auf die Taktik meine Entwicklung vorangebracht. Aber im ersten Moment realisiert man das nicht.

SPOX: Worin unterscheiden sich die Trainingsinhalte in den verschiedenen Ländern?

Mustafi: Im Endeffekt ist Fußball überall dasselbe. Es geht um die drei Punkte. Aber man merkt natürlich die Unterschiede. In England ist herrscht ein wahnsinniges Tempo in jeder einzelnen Trainingseinheit, allerdings wird Taktik da eher klein geschrieben. In Italien ist es umgekehrt, da wird versucht, taktisch alles zu lösen und man will sicher stehen - dadurch verliert das Spiel an Geschwindigkeit. In Spanien ist es bisher eine Mischung aus beidem.

SPOX: In Italien haben Sie hauptsächlich in einer Dreierkette gespielt. Nun wieder regelmäßig mit vier Mann in der Abwehr. In welcher Formation spielen Sie am liebsten?

Mustafi: Auch bei Sampdoria habe ich öfter in einer Viererkette als in einer Dreierkette gespielt, so ist es nicht. Tendenziell fühle ich mich dort auch wohler, aber es kommt immer auf den Gegner an. Ich spiele auch in einer Dreierkette, aber am liebsten in der Innenverteidigung einer Viererkette.

SPOX: Sie haben früh ihr Elternhaus verlassen, sind bereits mit 14 ins Internat. Hatten Sie bisher nie Heimweh?

Mustafi: Doch, natürlich war es eine harte Zeit teilweise. Aber in Hamburg habe ich mich super wohl gefühlt und die Internat-Jungs waren ein Stückweit meine Familie.

SPOX: Was half, um sich in einem fremden Land besser und schneller einleben zu können?

Mustafi: Ich wusste, dass meine Familie immer hinter mir steht, die mich auch ab und an besucht hat. So bekommt man das schon irgendwie hin. Aber mir war früh klar, dass ich aus Bebra wegmusste, wenn ich irgendwie erfolgreich sein wollte. Es war ein riesen Ding für mich, für den HSV spielen zu können oder später dann sogar nach England gehen zu können. Ich habe das alles als Chance wahrgenommen, so entwickelte sich erst gar kein Heimweh, weil ich das alles unbedingt wollte.

SPOX: Bisher haben Sie noch nicht in der Bundesliga gespielt. Haben Sie einen Lieblingsverein in der Bundesliga?

Mustafi: Einen richtigen Lieblingsverein jetzt nicht, aber natürlich schaut man immer nach den Vereinen, bei denen man selbst aktiv war. Ich verfolge den HSV schon noch.

SPOX: Gab es im Sommer denn Kontakt mit der Bundesliga?

Mustafi: Es gab auch Anfragen aus der Bundesliga, aber ich möchte keine konkreten Vereine nennen. Auch aus Italien gab es Interesse, aber ich habe mit dem FC Valencia die beste Entscheidung getroffen.

SPOX: Mario Götze schrieb Ihnen nach Ihrem ersten Treffer für Valencia: "Du bist eine Maschine!" Was bekommt er zu lesen nach seinen Treffern?

Mustafi: Jetzt bekommt er in nächster Zeit erstmal nichts von mir zu hören, ich erwarte in jedem Spiel ein Tor von ihm (lacht). Mal sehen, ob er die Erwartungen erfüllt.

SPOX: Gibt es einen Klub, für den Sie unbedingt einmal auflaufen möchten?

Mustafi: Nein, so ein Ziel habe ich nicht. Mein größter Wunsch ist es, meine Familie stolz zu machen. Als ich damals zum HSV gewechselt bin, hatte ich Angst, dass ich die Chance nicht nutze und als Versager zurückkehre. Jetzt, wo ich es geschafft habe, merke ich einfach, wie stolz meine Familie auf mich ist. Das ist ein wunderbares Gefühl. Ich will in meiner Karriere immer höher hinaus, immer mehr erreichen. Für welches Team das letztlich ist, ist mir relativ egal.

SPOX: Wissen Sie inzwischen eigentlich, wie der Spitzname "Donny" zustande kam?

Mustafi: Das ist einfach ein Name, den man mir als kleiner Jung gab. "Shkodran" kann man nicht so leicht aussprechen und deswegen gab man mir diesen Spitznamen, keine Ahnung woher der genau kommt. Ich habe damit auch kein Problem, ganz im Gegenteil, ich finde ihn eigentlich recht cool.

Shkodran Mustafi im Steckbrief

Seite 1: Mustafi über Valencia, Vorbilder und sein Leben nach der WM

Seite 2: Mustafi über Trainingsinhalte in England, Mario Götze und Spitznamen