"Puyol ist wie ein Vater"

Von Übersetzt von Oliver Wittenburg
Gerard Pique kehrte 2008 von Manchester United zum FC Barcelona zurück
© getty

Erst über den Umweg Manchester United startete Gerard Pique beim FC Barcelona richtig durch. Seit Jahren ist er eine tragende Säule bei Barca und in Spaniens Nationalmannschaft und gewann alle nur erdenklichen Titel. Im Interview spricht der 26-Jährige über sein Selbstverständnis, Papa Puyol, die Rolle der Medien und die große Liebe seines Lebens.

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Frage: Gerard Pique, Sie sind schon eine gefühlte Ewigkeit ein Fixpunkt beim FC Barcelona und in der spanischen Nationalmannschaft. Sie gelten auch als Führungsspieler. Wie lässt sich diese Rolle als Innenverteidiger mit Leben füllen?

Gerard Pique: Das geht sehr gut. Als Innenverteidiger hast Du einen guten Blick auf das ganze Spiel, die Positionen der Mittelfeldspieler, der Stürmer und der Außenverteidiger. Jedes Team braucht eine gute Organisation und für diese sind Leute zuständig, die das Spiel lesen und verstehen können und die richtigen Anweisungen geben. Ich denke, das ist eine der zentralen Aufgaben eines Innenverteidigers.

Frage: Wie sehr hat Sie Carles Puyol in Ihrer Entwicklung beeinflusst?

Pique: Er spielt schon so lange auf dem höchsten Niveau und ist ein Vorbild für alle jungen Spieler, die nachkommen. Ich war einer von ihnen, als ich mit 21 Jahren zu Barca kam. Er hat mir sehr viel beigebracht, so wie er auch den anderen Jungen viel beigebracht hat. Er ist für alle so etwas wie eine Vaterfigur. Er hat Führungsqualitäten, aber auch etwas von einem Rebellen an sich. Gerade wenn es nicht so läuft und wenn der eine oder andere vielleicht den Kopf hängen lässt, dann ist er da und rüttelt alle wieder wach und pusht uns.

Frage: Sie sind zwar nicht Kapitän, tragen aber viel Verantwortung. Gehen Sie in dieser Rolle auf?

Pique: Absolut. Für mich war Fußball von klein auf immer eine Herzensangelegenheit und ich glaube fest daran, dass man immer alles geben muss, um seine Ziele zu erreichen, sei es in einem Pokalspiel, wenn es um die nächste Runde geht, wenn du in einem Finale stehst oder wenn es im letzten Spiel der Saison um alles oder nichts geht. Und schließlich haben wir auch gegenüber den Fans, die das Spiel lieben und viel Geld dafür bezahlen, eine große Verantwortung.

Frage: Wie bereiten Sie sich auf ein großes Spiel vor?

Pique: Ich versuche, so gut wie möglich abzuschalten. Ich glaube, es ist besser, wenn ich nicht so viel nachdenke, sagen wir: eine Stunde vor Spielbeginn. Aber wenn ich dann in die Kabine komme, dann bin ich hundertprozentig fokussiert. Auf den Gegner, auf unseren Gameplan, auf die 1000 Dinge, an denen wir gearbeitet haben, um das perfekte Spiel zu spielen. Am Tag davor zum Beispiel, im Teamhotel, ist es wichtig, dass wir nicht zu viel an das Spiel denken, dass wir über andere Sachen reden, Karten spielen, was auch immer. Du kannst noch so viel im Kopf durchgehen, am Ende entscheiden das Talent und der Einsatz, den du auf dem Platz zeigst.

Frage: Wie ist Ihr Verhältnis zur Presse? Wie gehen Sie zum Beispiel mit schlechten Kritiken um?

Pique: Ich versuche, nichts an mich heran zu lassen. Die Presse ist doch für die Fans, für die Millionen von Menschen, die für den Fußball leben. Wir Spieler können die Journalisten weder kontrollieren, noch sollten wir uns davon beeinflussen lassen, was geschrieben oder berichtet wird. Dabei ist es völlig egal, ob gut oder schlecht über dich geschrieben wird. Gute Presse kann sogar sehr gefährlich sein. Sie lässt dich vielleicht glauben, jemand oder etwas zu sein, was du nicht bist.

Seite 2: Rückkehr zu Barca, Elfmeterschießen, große Liebe

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