Sanchez' Traumtor entscheidet Clasico

Von Max Marbeiter
Alexis Sanchez brachte Barca per Lupfer zwischenzeitlich mit 2:0 in Führung
© getty

Der FC Barcelona hat Real Madrid im Clasico weiter distanziert. Durch das 1:2 im Camp Nou haben die Königlichen nun bereits sechs Zähler Rückstand auf den Erzrivalen. Gareth Bale enttäuschte, Neymar glänzte.

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Vor 98.761 Zuschauern im voll gefüllten Camp Nou brachte Neymar Barca gegen extrem defensive Madrilenen in der ersten Hälfte in Führung (18.). Real erhöhte zu spät das Risiko und musste sich nach Sanchez' Traumtor endgültig geschlagen geben (78.). Jese sorgte kurz vor Schluss noch für den Anschlusstreffer (90.).

Carlo Ancelotti brachte Gareth Bale und Cristiano Ronaldo gemeinsam von Beginn an. Der Waliser war im Sturmzentrum jedoch absolut kein Faktor.

Reaktionen:

Carlo Ancelotti (Trainer Real Madrid) über die beiden strittigen Elfmeter-Szenen: "Bei Ronaldo war es für mich ganze klar ein Elfmeter. Das hat jeder außer dem Schiedsrichter so gesehen. [Bei Adriano] Ist es eine schwierige Entscheidung. Aber es ist nur ein Moment der Partie. Wenn er dort einen Elfmeter gibt, hätte er die zweite gelbe Karte gesehen, dann wäre das Spiel vielleicht anders ausgegangen."

...über Gareth Bale: "Er muss sich noch an das Kombinationsspiel mit den anderen gewöhnen."

...über seinen ersten Clasico: "Es ist ein fantastisches Spiel mit einer fantastischen Atmosphäre. Eine Show mit tollem Fußball und zwei fantastischen Mannschaften."

Tata Martino (Trainer FC Barcelona) zur Auswechslung von Iniesta: "Es war eine defensive Entscheidung. Ich wollte mit diesem Wechsel die Kontrolle zurückgewinnen."

Sergio Busquets (FC Barcelona): "Jedes Mal wenn sie verlieren, ist der Schiedsrichter ihre einfachste Entschuldigung. Sie können sich nicht beklagen. Der Schiedsrichter hat auf beiden Seiten falsche Entscheidungen getroffen."

Xavi (FC Barcelona): "Es war eine gute Show und wir waren ihnen überlegen. Real hat einige Waffen, aber nach dem Treffer von Neymar haben wir das Spiel gut kontrolliert."

Der SPOX-Spielfilm

Vor dem Anpfiff: Tata Martino bringt im Vergleich zum 1:1 in der Champions League beim AC Milan Fabregas von Beginn an. Sanchez sitzt zunächst auf der Bank.

Carlo Ancelotti setzt das fröhliche Wechselspiel im Tor fort. Diego Lopez steht anstelle von Casillas zwischen den Pfosten. Zudem ersetzen Bale, Varane und Carvajal Benzema, Illaramendi und Arbeloa.

16.: Erste Halbchance für Real! Xavis Grätsche gegen Ronaldo landet bei Bale. Der Waliser zieht aus 20 Metern direkt ab - drüber. Kurz zuvor hatte Ramos Neymar mit ordentlich Härte gleich zweimal herzlichst im Clasico willkommen geheißen.

18., 1:0, Neymar: Der Brasilianer revanchiert sich. Nach Iniestas Zuspiel ist Neymar links im Strafraum frei durch. Ein Haken, ein Schlenzer durch die Beine von Carvajal und Varane ins lange Ecke - und schon führen die Katalanen. Der Ex-Leverkusener fälscht unglücklich ab.

20.: Iniesta hat Spaß. An der Mittellinie spielt er den traumhaften Ball in den Lauf von Messi. Der Argentinier ist rechts durch, verzieht aber leicht.

43.: Erster starker Angriff der Madrilenen. Und der hat es direkt in sich. Ronaldo lässt Alves auf dem linken Flügel stehen und flankt scharf, flach vor das Tor. Khedira rutscht in den Ball, scheitert aber am glänzend reagierenden Valdes. Adriano springt der Ball noch an die Hand. Trotz lautstarker Proteste bekommt Real aber keinen Elfmeter zugesprochen. Zu Recht!

55.: Beinahe nutzt Neymar den nächsten Stellungsfehler der Real-Defensive. Der Brasilianer entwischt Carvajal, lässt einen langen Ball einmal aufspringen, scheitert mit seinem Volley von halblinks im Strafraum aber an Diego Lopez.

58.: Ronaldo ist noch da. Nach Iniestas Ballverlust im Mittelfeld bekommt der Portugiese die Kugel von Modric serviert. Den strammen Schuss aus 14 Metern entschärft Valdes jedoch abermals stark.

69.: Marcelos Flanke aus dem linken Halbfeld bringt den für Bale gekommenen Benzema in Position. Der Franzose stützt sich beim Kopfball jedoch bei Adriano auf und wird zurückgepfiffen.

73.: Mascherano schubst, Ronaldo geht zu Boden, der durchaus berechtigte Elfmeterpfiff bleibt jedoch aus. Real ist jetzt jedoch dran. Nur wenig später packt Benzema aus gut 20 Metern den Hammer aus. Latte!

78., 2:0: Sanchez: Ein Traumtor entscheidet die Partie. Neymar bedient Sanchez per Traumpass. Der Chilene hat an der Strafraumgrenze nur noch Varane vor sich und sieht, dass Diego Lopez ein Stück zu weit vor seinem Tor steht. So hat der Keeper gegen Sanchez' sensationellen Lupfer keine Chance.

90., 2:1., Jese: Ronaldo hat das Auge für Jese, der Valdes mit seinem strammen Schuss in die Mitte überwindet - nicht unhaltbar!

Fazit: Real nahm sich durch seine extrem defensive Grundausrichtung zunächst selbst aus dem Spiel. Erst, als die Königlichen etwas aufmachten, wurden sie gefährlich. Barca glänzte zwar ebenfalls kaum, wirkte in der offensive aber zielstrebiger und gewann deshalb verdient.

Der Star des Spiels: Neymar. Der Brasilianer spielte nicht immer auffällig, wurde es gefährlich, hatte er jedoch meist seinen Fuß im Spiel. Iniestas feines Zuspiel vollendete Neymar ebenso souverän wie schön, Sanchez' Traumtor machte er mit seinem starken Pass aus dem Zentrum überhaupt erst möglich.

Der Flop des Spiels: Gareth Bale. So sehr Barcas Topneuzugang überzeugte, so sehr enttäuschte Reals Konterpart. Bale fand im Sturmzentrum beinahe nicht statt und wirkte wie ein Fremdkörper. Musste früh für Benzema runter.

Der Schiedsrichter: Wie in jedem Clasico hatte Alberto Undiano auch diesmal wieder viele kleinere und größere Unsportlichkeiten zu bewerten. Lag dabei nicht immer richtig. Bei Adrianos unabsichtlichem Handspiel nicht auf den Punkt zu zeigen, war korrekt, Ronaldo nach Mascheranos Schubser keinen Strafstoß zuzusprechen dagegen mehr als fragwürdig.

Das fiel auf:

  • Reals Idee war schnell mehr als offensichtlich. Defensive war angesagt. Ramos rückte aus der Innenverteidigung ins defensive Mittelfeld, sollte dort gemeinsam mit Khedira und Modric das Zentrum dichtmachen. Speziell Xavi und Iniesta sollte so jeglicher Raum genommen werden.
  • Barca war ständig in Bewegungen und bemüht, sich durch häufige Positionswechsel der Real-Defensive zu entziehen. Dennoch taten sich die Katalanen zu Beginn schwer, Madrids dicht gestaffelte Abwehr zu durchbrechen.
  • Die defensive Raumaufteilung der Gastgeber funktionierte in der ersten Halbzeit richtig gut. Barca verschob im Kollektiv kompakt und setzte den ballführenden Gegenspieler intensiv unter Druck. Real fand so zunächst überhaupt keinen Zugang - auch, weil den Madrilenen ob ihrer extrem defensiven Grundausrichtung die Balance im Spiel abging.
  • Gareth Bale hing im Sturmzentrum völlig in der Luft. Der Waliser fand überhaupt keine Bindung, wurde von seinen Mitspielern nur selten gesucht. Generell klaffte zwischen Reals defensiver Dreierreihe im Mittelfeld und dem Angriffstrio eine sichtbare Lücke. Ein Bindeglied hätte den Königlichen definitiv gut getan.
  • Nach der Pause legte Real seine Zurückhaltung ein wenig ab. Die Königlichen standen nicht mehr so tief, stellten Barca nun wesentlich tiefer in dessen Hälfte. Mitte der zweiten Hälfte hatten sie sich so ein deutliches Übergewicht erspielt.
  • Das stärker werdende Real stellte Barca vor Probleme. Dem Aufbauspiel der Blaugrana mangelte es plötzlich an der nötigen Ruhe. Im Endeffekt erspielten sich die Gäste aber zu wenige gute Gelegenheiten.

Barcelona - Real Madrid: Daten & Fakten