"Nicht sicher, ob Özil gehen wollte"

Von Stefan Petri
Präsentiert sich derzeit in bestechender Form: Marko Marin
© getty

Marko Marin war im Sommer nach einem Jahr beim FC Chelsea zum FC Sevilla in die Primera Division gewechselt. Für den Ex-Bremer, der in der spanischen Presse gefeiert wird, die richtige Entscheidung. Zudem spricht er über Mesut Özils Wechsel zum FC Arsenal, das Training in Spanien, und die prekäre Situation bei Werder. Außerdem sieht er in Deutschland ein Leader-Problem.

Cookie-Einstellungen

"Der deutsche Messi" ist Marin für Spaniens Gazetten, dabei hat er erst vier Liga-Partien für Sevilla absolviert. "Ich bin superglücklich beim FC Sevilla, es läuft von Anfang an richtig gut für mich, die Leute mögen mich", erklärte der 24-Jährige im Interview mit "Sport Bild". Auch die Zeit bei den Blues habe er genossen, obwohl er sich nicht durchsetzen konnte: "Chelsea war für mich ein schönes Erlebnis, ich habe keine Minute bereut."

Trotzdem habe er sich nach einem neuen Verein umschauen müssen: "Ein zweites Jahr mit so wenig Spielzeit wäre für mich und meine Entwicklung nicht gut gewesen." Der Uefa-Cup-Winner von 2006 und 2007 habe sich dann intensiv um ihn bemüht.

Sein Ex-Teamkollege Mesut Özil hatte die spanische Liga im Gegenzug in Richtung London verlassen. "Ich war auch verwundert", bestätigte Marin. Immerhin sei Özil Stammspieler gewesen. "Darum bin ich nicht sicher, ob er wirklich gehen wollte." Die beiden hatten zwei Jahre lang zusammen für Werder Bremen gespielt.

Marin: "Werder zuzusehen tut weh"

In der Bundesliga sei aber nur ein Verein für ihn in Frage gekommen. "Ich bin seit meinem sechsten Lebensjahr Eintracht-Fan, liebe die Stadt Frankfurt, in der ich groß geworden bin", so Marin. Die Eintracht habe sogar angefragt, ein Transfer sei dann aus verschiedenen Gründen nicht zu Stande gekommen.

Auch seinen Ex-Klub in Norddeutschland beobachtet der 16-fache Nationalspieler. Es tut "weh, mitanzusehen, was mit Werder passiert", gab Marin zu. Vor drei Jahren hatte er mit Werder das Pokalfinale erreicht: "Die Saison 2009/10 war das beste Jahr in meiner Laufbahn." Die Entwicklung des Klubs, vor drei Jahren noch "Top-Adresse in der Bundesliga", mache ihn traurig. Dennoch werde der Verein den Abstieg verhindern.

Keine Leader in Deutschland

Er selbst habe sich entwickelt und sei nun reifer und effektiver als früher - auch eine Folge des "täglichen Trainings mit Superstars" an der Stamford Bridge. Akteure wie Frank Lampard oder John Terry: "Das sind noch wahre Leader. Das kennt man in Deutschland gar nicht mehr." Terry habe nach dem Aus in der Königsklasse eine Brandrede gehalten, "vor dem Trainer und der Mannschaft, wie es ab sofort langzugehen habe. Alle haben es respektiert und sind ihm gefolgt. Sofort war Ruhe."

Aufgrund seiner langen Verletzungspause sei die WM 2014 "zum aktuellen Zeitpunkt kein Thema für mich", gibt er zu. Trotzdem rechnet er sich Chancen auf eine Rückkehr in die DFB-Elf aus, er brauche sich "vor der Konkurrenz auch nicht zu verstecken". Bei der Weltmeisterschaft in Südafrika hatte Marin zum Team gezählt.

Intensives Training in Spanien

Nach seinem Wechsel in das vermeintlich entspanntere Land in Südeuropa habe ihn "überrascht, wie intensiv hier trainiert wird". Neben Mannschafts- und Einzeltraining stünden auch regelmäßige Einheiten im Kraftraum auf dem Programm. "Dazu wird hier viel mehr im taktischen Bereich trainiert."

Marin spielte in der Bundesliga für Borussia Mönchengladbach und Werder Bremen. 2012 wechselte er für acht Millionen Euro zum FC Chelsea, absolvierte aber nur sechs Ligaspiele für die Blues.

Marko Marin im Steckbrief

Artikel und Videos zum Thema