Jetzt schon Vorentscheidung?

Von SPOX
Im Duell der Cheftrainer Tito Vilanova (l.) und Jose Mourinho steht es insgesamt 1:1
© Getty

Am Sonntag steigt der 254. Clasico zwischen dem FC Barcelona und Real Madrid (19.50 Uhr im LIVE-TICKER). Mit einem Sieg können die Katalanen den Abstand auf den Rivalen auf elf Punkte vergrößern. SPOX hat die aktuellsten Neuigkeiten beider Mannschaften zusammengetragen.

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Acht Zähler Rückstand. Nur ein einziges Mal musste Real Madrid mit einer solchen Hypothek im Camp Nou antreten, im Januar 1991. Und die Königlichen setzten den Clasico damals in den Sand und verloren gegen die Truppe von Johan Cruyff mit 1:2.

Seitdem sind noch ein paar Duelle dazu gekommen, so dass die Statistik derzeit bei 105 Barca-Siegen und 92 Real-Erfolgen hält.

Nach den Spielen um die Supercopa im August, die Real aufgrund der Auswärtstorregel gewann, werden auch am Sonntag wieder rund 400 Millionen Zuschauer das Spektakel verfolgen. Mehr als 30 Länder übertragen die Partie live.

FC Barcelona

Problem Innenverteidigung: Fünf Gegentore haben die Katalanen in den ersten sechs siegreichen Partien bislang kassiert. Erst kurz vor Anpfiff wird sich nun entscheiden, wer im Zentrum der Viererkette aufläuft.

Carles Puyol ist nach einer Ellbogenverletzung für gut zwei Monate raus, Gerard Piques Comeback ist weiterhin fraglich. Er sollte am Freitag erstmals seit seiner vor drei Wochen erlittenen Knöchelverletzung wieder mit der Mannschaft trainieren, konnte aber nur individuell im Kraftraum arbeiten. Am Samstag findet ein weiterer Test statt, der wohl schon entscheidend über sein Mitwirken sein wird. Fällt Pique aus, wird Neuzugang Alex Song an der Seite von Javier Mascherano verteidigen - zwei gelernte Sechser also.

Iniesta-Comeback möglich: 128 Minuten hat Andres Iniesta erst in der Liga absolviert, nach einer Adduktorenzerrung musste er zuletzt vier Wochen pausieren. Beim CL-Sieg in Lissabon schnupperte Europas Fußballer des Jahres wieder hinein und könnte am Sonntag eine Option für die Startelf werden. Doch wer müsste für ihn weichen? Vieles konzentriert sich dabei auf Cesc Fabregas, der jedoch zuletzt in Sevilla nach neun Monaten mal wieder ins Tor traf und ihm selbiges auch unter der Woche gegen Benfica gelang. Bringt Coach Tito Vilanova Iniesta und Fabregas, dann würde Iniesta links in der vordersten Reihe auflaufen und Fabregas zusammen mit Xavi und Sergi Busquets das Dreiermittelfeld bilden.

Neues Outfit fürs Camp Nou: Das Stadion der Blaugrana wird am Sonntag komplett in rot-gelben Farben gehüllt sein, mit dem Schriftzug "BARCA!" auf Höhe der Haupttribüne. Hintergrund: Katalonien kämpft derzeit um eine Unabhängigkeit vom spanischen Zentralstaat. Ende November wird es eine vorgezogene Wahl geben, in der laut letzten Umfragen eine knappe Mehrheit der Katalanen für dieses Vorgehen stimmen wird. Da lässt sich auch das Publikum im Stadion nicht lumpen und wird nach 17 Minuten und 14 Sekunden lauthals "Independencia" rufen. Mit diesem Zeitpunkt soll an das Jahr 1714 gedacht werden, als die belagerte Stadt Barcelona während des spanischen Erbfolgekriegs von bourbonischen Truppen eingenommen wurde.

Die Stimmen:

"Wir haben die Supercopa aufgrund unserer eigenen Fehler verloren. Insgesamt waren wir besser als Madrid und haben den Titel wegen einiger Kleinigkeiten verloren." (Xavi)

"Wir wollen keine Revanche. Wir wollen einfach gewinnen." (Lionel Messi)

Real Madrid

Der Rückstand: Acht Zähler hat Barca mehr auf dem Konto als Real - und das nach nur sechs Spieltagen. Bei einer Niederlage und dann elf Punkten Abstand wäre der Meisterschaftszug für die Königlichen beinahe schon abgefahren. Warum Real so schwer in die Saison gestartet ist, liegt für Trainer Jose Mourinho am der veränderten Konstellation im Vergleich zum Vorjahr: "Der wirklich fundamentale Unterschied zur letzten Saison ist, dass wir vor der letzten Saison nicht Meister wurden. Jetzt dürfen wir uns als amtierender Meister bezeichnen und genau das ist, was diese Ergebnisse in den ersten Spieltagen hervorrief. Ich bin mir sicher, dass mein Team etwas sorglos und nicht hungrig genug in die Saison ging, eben mit dem Prestige eines Meisters. Kann man nur in der Supercopa und Champions League Top-Auftritte hinlegen und nicht etwa in der Liga, nur weil man in der Saison zuvor Meister wurde? Nein!", sagt der Coach und hofft, dass die Serie von zuletzt vier Siegen in Folge auch am Montag noch Bestand haben wird.

Wer spielt auf der Zehn? Kaka, Mesut Özil oder Luka Modric - aus diesen drei Akteuren wird Mourinho auswählen, wenn es um die Besetzung der Zehnerposition geht. Die Real-Fans votierten in einer Online-Umfrage für den Brasilianer, der tatsächlich gute Chancen besitzt. Gegen La Coruna und in Amsterdam spielte Kaka seine ersten Minuten in dieser Saison. "Özil spielt zurzeit nicht so oft wie in der Vergangenheit, weil er momentan seine Qualität vermissen lässt", sagt Mourinho über den Deutschen. Und auch bei Neuzugang Modric hört sich sein Statement nicht so an, als ob der Kroate am Sonntag eine Option von Beginn an wären: "Ihm fehlen noch viele Dinge. Er muss sich noch einleben, seine Kollegen richtig kennen lernen, Selbstvertrauen gewinnen und die Ideen seines Trainers verstehen. Es wird noch eine Zeit brauchen, bis Luka voll integriert ist."

Oder doch defensiv? Nicht ausgeschlossen ist indes, ob Mourinho - wie schon des Öfteren in Barcelona praktiziert - eine defensive Dreierreihe im Mittelfeld aufbietet und einen offensiv ausgerichteten Spieler dafür opfert. Dann wäre die Überlegung mit der Zehnerposition hinfällig und die Einsatzchancen von Michael Essien würden steigen. Der Ghanaer könnte auflaufen, um im Verbund mit Sami Khedira und Xabi Alonso die Räume in der Zentrale zu verdichten.

Die Stimmen:

"Beim Clásico geht es auch nur um drei Punkte. Dieses Duell am Sonntag ist ein Ligaspiel. Zwei direkte Rivalen, die wissen, dass einer die drei Punkte einsackt, die der andere nicht bekommt. Was wir wollen, ist die Meisterschaft. Ich würde eine Niederlage in diesem Spiel unterschreiben, wenn wir im Mai Meister werden würden." (Jose Mourinho)

"Wenn von uns etwas nach draußen kommt, dann wird das oft falsch interpretiert. Genauso war das auch bei der Sache mit Sergio Ramos. Bei Real Madrid ist immer etwas los, aber wir haben eine starke Truppe mit starken Spielern, die auch ihre Meinung sagen dürfen. Wenn wir unsere Leistung abrufen, ist doch alles in Ordnung." (Sami Khedira)

Barcelona - Real: Die ewige Bilanz des Clasicos