Barcelona dreht Hinspiel im Bernabeu

Von Daniel Reimann / Marcus Blumberg
In der 11. Minute brachte Cristiano Ronaldo (r.) Real Madrid gegen Barcelona in Führung
© Getty

Der FC Barcelona hat das Hinspiel im Viertelfinale der Copa del Rey bei Real Madrid gewonnen und sich damit eine hervorragende Ausgangsposition verschafft. Die Katalanen gewannen den 30. Copa-Clasico mit 2:1 (0:1).

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Im ausverkauften Santiago-Bernabeu-Stadion hatte Cristiano Ronaldo die Madrilenen vor 80.000 Zuschauern in Führung geschossen (11.). Nach der Pause drehten die Verteidiger Carles Puyol (49.) und Eric Abidal (77.) die Partie zugunsten des FC Barcelona.

Das Rückspiel findet am 25. Januar im Camp Nou statt.

Reaktionen:

Jose Mourinho (Trainer Real Madrid): "Niederlagen haben nur einen Vater und der bin ich. Das Weiterkommen wird jetzt schwer, wenn nicht sogar ganz schwer. Der Pokal ist aber drittwichtigste Wettbewerb für uns. Für uns zählt jetzt das Bilbao-Spiel. Wenn das von Pepe Absicht war (Tätlichkeit gegen Messi, Anm. d. Red.), muss man es kritisieren."

Josep Guardiola (Trainer FC Barcelona: "Wir haben sehr gut gespielt und viele Chancen kreiert. Hier zu gewinnnen, macht uns stolz, aber es steht noch ein Rückspiel an. Wenn wir nicht auf der Höhe sind, können wir verlieren."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Bei Real Madrid beginnen überraschend Carvalho innen und Altintop rechts in der Viererkette. Das Trio vor der Abwehr bilden Alonso, Lass und Pepe, die Sturmreihe besteht aus Ronaldo, Higuain und Benzema. Barca läuft wie im vergangenen Liga-Clasico auf, nur Ersatzkeeper Pinto rückt im Pokal in die Startelf.

11., 1:0, Ronaldo: Barca ist weit aufgerückt, Benzema schickt Ronaldo aus der eigenen Hälfte. Pique hält sich fein zurück und lässt Ronaldo abschließen, sein unplatzierter Linksschuss rutscht Pinto durch.

16.: Fabregas hebt die Kugel in den Strafraum, wo Sanchez Coentrao entwischt. Sein Kopfball segelt über den verdutzten Casillas hinweg - ans Aluminium!

26.: Erstes Lebenszeichen von Messi! Er zieht aus halblinker Position flach auf den kurzen Pfosten ab, scheitert jedoch an Casillas.

29.: Traum-Kombination über Xavi, Sanchez und Iniesta im Real-Strafraum. Doch Letzterer verzieht fünf Meter vor dem Tor!

49., 1:1, Puyol: Xavi bringt eine Ecke von links an den Fünfer, Pepe pennt und Puyol trifft per Flugkopfball ins linke Eck.

55.: Fabregas lupft im Strafraum auf Iniesta, der am linken Fünfereck direkt abzieht. Ramos fälscht ab - an den Pfosten!

58.: Altintop dribbelt am rechten Flügel Iniesta aus, flankt dann in die Mitte. Benzema köpft fünf Meter vor dem Tor aus spitzem Winkel an den Pfosten.

70.: Freistoßflanke Xavi von links auf Busquets, der den Ball knapp über den Querbalken wuchtet.

77., 1:2, Abidal: Messi chippt die Kugel 25 Meter vor dem Tor halblinks in die Gasse auf Abidal, der den Ball schön mitnimmt und sauber rechts an Casillas vorbeischiebt. Und es war kein Abseits!

Fazit: Barcelona war über 90 Minuten die aktivere Mannschaft, hatte die besseren Chancen und gewinnt verdient einen unterhaltsamen Clasico mit 2:1.

Der Star des Spiels: Eric Abidal. In der ersten Hälfte bei Barca-Angriffen oft letzter Mann und ein verlässlicher Abräumer bei den Kontern der Gastgeber. Agierte mit viel Übersicht und hatte Gegenspieler Benzema bestens im Griff. Durch seinen Treffer zum 2:1 krönte er seinen bemerkenswerten Auftritt und unterstrich den Sinn seiner jüngsten Vertragsverlängerung.

Der Flop des Spiels: Gonzalo Higuain. Der Argentinier hatte nichts, aber auch gar nichts mit diesem Spiel zu tun. Völlig teilnahmslos, komplett abgemeldet, ohne irgendeinen brauchbaren Impuls. Wurde in der 66. Minute ausgewechselt.

So diskutierten die mySPOX-User während des Spiels

Der Schiedsrichter: Cesar Muniz Fernandez. Die zahlreichen Gelben Karten waren allesamt vertretbar. Sein einziger nennenswerter Fehler: Pepe kam mit Gelb zu glimpflich davon. Neben zahlreichen ekligen Fouls und unendlichen Reklamationsversuchen leistete sich der Portugiese eine hässliche Tätlichkeit, als er Messi mit Absicht auf die Hand trat.

Analyse: Beide Teams gingen zunächst gemächlicher zu Werke, als noch im Liga-Clasico im Dezember, wo insbesondere die Königlichen loslegten wie die Feuerwehr. Stattdessen konzentierte sich Real auf ein geordnetes Defensivspiel. Alle Feldspieler nahmen rege an der Abwehrarbeit teil, Ronaldo beispielsweise ließ sich als Linksaußen oft weit in die eigene Hälfte fallen, um den häufig aufrückenden Dani Alves persönlich zu stellen.

Einer seiner berüchtigten Ausflüge nach vorne wurde dem Barca-Rechtsverteidiger zum Verhängnis. Er war vor dem 0:1 zu weit aufgerückt und konnte Ronaldo bei Madrids Gegenstoß nicht mehr einholen. Zu seiner Entschuldigung sei gesagt: Auch zahlreiche Mitspieler hatten zu spät oder gar nicht umgeschaltet.

Nach dem Führungstor erwachten auch die Katalanen, hatten aber im Angriffsspiel so ihre Probleme. Das Defensiv-Zentrum von Real stand meist gut sortiert. Alonso und Pepe rückten wechselweise heraus, Lass verrichtete immerhin sinnvolle Laufarbeit.

Vielversprechend waren Barcelonas Angriffe über links, wo Iniesta dem unsicheren Hamit Altintop zu Schaffen machte. Doch trotz knapp 70 Prozent Ballbesitz in der ersten Hälfte übten die Blaugrana optisch nur wenig Dominanz aus. Messi war im Sturmzentrum bei Carvalho und Ramos mit einer Ausnahme in der 26. Minute bestens aufgehoben und musste sich oft fallen lassen, um am Spiel seiner Mannschaft teilzuhaben.

Nach Wiederanpfiff stand Real vor dem eigenen Strafraum offener, was Barcelonas Offensivabteilung in die Karten spielte. Nach und nach gingen Ordnung und Abstimmung in der königlichen Verteidigung verloren. Der Ausgleich ist auf einen Stellungsfehler von Pepe zurückzuführen, beim 1:2 fühlte sich niemand für den aufgerückten Abidal verantwortlich.

Real seinerseits konnte offensiv mit Ausnahme von Benzemas Pfostenkopfball keinerlei Akzente setzen und kann sich über die Niederlage am Ende aufgrund der eigenen Passivität kaum beschweren.

Real Madrid - FC Barcelona Daten zum Spiel