Mourinho fordert mehr Unterstützung

Von SPOX
Real-Coach Jose Mourinho gibt sich selbst für sein Jahr 2010 elf von zehn Punkten
© Getty

Jose Mourinho gefällt sich nach dem knappen 1:0-Sieg von Real Madrid gegen den FC Sevilla mal wieder in der Rolle des Einzelkämpfers, der seine Mannschaft wie eine Löwen-Mutter verteidigt. In der Schusslinie: der Schiedsrichter der Partie, die eigenen Fans und die Vereinsoberen, von denen er öffentlich mehr Unterstützung einfordert.

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Eigentlich hätte Mourinho zufrieden sein können. Klar war das 1:0 über den FC Sevilla der knappste aller Siege und klar hatte Real in den elf Pflichtheimspielen zuvor immer mindestens zwei Tore erzielt. Dennoch stand unterm Strich der achte Liga-Heimsieg im achten Spiel, womit Real den Abstand auf den FC Barcelona weiter bei zwei Zählern hielt.

Um das Spiel ging es auch gar nicht, als Mourinho auf der Pressekonferenz nach der Partie um sich schlug. Und dennoch überraschte die Vehemenz. Kurz vor Weihnachten, wo doch sonst alles so ruhig und beschaulich ist.

"Dann bin ich morgen wieder auf der Titelseite"

Mourinho platzte der Kragen, als er auf die Leistung von Schiedsrichter Carlos Clos Gomez angesprochen wurde. "Der Schiedsrichter hat 13 schwere Fehler gemacht", echauffierte sich der Trainer und hielt dabei zum Beweis einen Zettel mit offiziellem Real-Emblem hoch.

Wenn er nun aber wieder darüber reden würde, "werde ich wieder gesperrt", befürchtete Mourinho. "Ich weiß das, aber mein Team muss auch mal verteidigt werden. Doch wenn ich was sage, bin ich morgen wieder auf der Titelseite", so sein Statement.

Für Valencias Trainer Unai Emery ist Mourinhos Kritik jedoch nur das Klagen einer "Heulsuse": "Wir hätten Gründe genug, eine Liste mit Fehlentscheidungen zu präsentieren und uns jedes Mal öffentlich zu beschweren, wenn wir uns benachteiligt fühlen. Das tun wir aber nicht."

Real-Trainer fühlt sich im Stich gelassen

Die Liste mit den Fehlern bekam Mourinho übrigens aus den eigenen Reihen - und genau darin sah der Real-Trainer einen weiteren Affront.

Mourinho zu den anwesenden Medien-Vertretern: "Sie fragen, ob ich den Druck satt habe. Ich habe aber nichts satt, was ich gerne tue: trainieren und spielen. Das, was ich ein bisschen satt habe, ist, dass mir ein Zettel mit schweren Fehlern des Schiedsrichters gegeben wird und offensichtlich gewollt wird, dass ich den Schiedsrichter angreife und meine Mannschaft verteidige", redete sich der Trainer in Rage.

Man sei ein Klub, habe eine klare Hierarchie. "Ich möchte, dass auch mal andere die Mannschaft verteidigen, nicht immer nur ich", so Mourinho sauer.

Mourinho bittet um Audienz

Spätestens da war dem Letzten klar, dass Mourinhos Attacke in Richtung Generaldirektor Jorge Valdano und Sportdirektor Miguel Pardeza ging.

"Offensichtlich muss ich um ein dringendes Meeting mit dem Präsidenten bitten, der mein Vorgesetzter, die Nummer eins ist, denn mit ihm kann ich Klartext reden, wir verstehen uns gut", sagte Mourinho.

"Ich möchte mein Team ja verteidigen, aber wenn ich jetzt dieses Blatt nehme und Fehler für Fehler durchgehe, sitze ich im nächsten Spiel nicht auf der Bank. Es ist einfach, sich hinter dem Trainer zu verstecken."

Lieber ein Spiel aus Vietnam gesehen

Das was im Spiel passiert sei, bedürfe keines weiteren Kommentars. Alles, was er sagen könne, sei, dass er "eine Mannschaft vom anderen Stern habe, mit einem Charakter vom anderen Stern".

Die Partie selbst sei im Übrigen "zu hässlich" gewesen, um sie genauer zu analysieren. Dennoch habe sie seinem Team psychologisch einen Schub gegeben, denn immerhin konnte man den Rückstand auf Barcelona konstant halten.

"Dieses Spiel gibt uns viel Kraft. Wenn man es überhaupt ein Spiel nennen kann, denn als Zuschauer hätte ich keinen Euro dafür bezahlt, und zuhause hätte ich umgeschaltet und lieber ein Spiel aus Vietnam angeschaut. Es ging nur darum, ob wir zwei Punkte verlieren und wir haben nicht verloren", sagte Mourinho.

"Hätte gerne mehr vom Publikum"

Doch obwohl das Spiel selbst seiner Ansicht nach wenig hergab, wandte er sich am Schluss seiner Wutrede auch an die eigenen Fans.

"Ich hätte gerne mehr vom Publikum, aber ich habe nicht das Recht dazu, mehr zu fordern. Das Stadion ist immer voll. Aber: Es gibt verschiedene Wege, wie man sich in einem Stadion verhält, verschiedene Kulturen. Die Menschen sind nicht doof, sie verstehen, wenn das Team alles gibt."

Zwei Platzverweise, ein Tor: Sieg für Real