Barca: Um Jahre voraus

Von Thomas Gaber
Xavi war beim Sieg gegen Real der überragende Mann auf dem Platz
© Getty

Es sollte ein Duell auf Augenhöhe sein, es wurde eine Demontage der Königlichen. Der FC Barcelona schoss Real Madrid im clasico mit 5:0 (2:0) aus dem Camp Nou und brachte Jose Mourinho die heftigste Niederlage seiner Karriere bei. Während Real sich vor dem Duell auf Augenhöhe wähnte, weiß man hinterher: Die Königlichen haben noch ganz viel aufzuholen.

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Reaktionen:

Jose Mourinho (Real Madrid): "Barca ist ein fertiges Produkt, Real Madrid fehlt vieles, um es zu sein. Eine Mannschaft hat auf dem höchsten Niveau gespielt, die andere sehr schlecht. Wir haben Barca zwei Tore am Rande der Lächerlichkeit geschenkt. Wir wussten, dass wir ihnen nicht viel Platz lassen dürfen, aber genau das haben wir gemacht. Es war keine Demütigung, aber die heftigste Niederlage meiner Karriere. Wir müssen jetzt zeigen, dass wir Charakter haben. Wenn man Titel holt, weint man vor Freude. Wenn man fünf Tore kassiert, muss man den Willen haben, zu trainieren, zu spielen und wieder zu gewinnen. Meine Spieler sollen jetzt nicht weinen, sondern Charakter zeigen."

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Xabi Alonso (Real Madrid): "Barca war in allen Belangen besser. Wir haben es ihnen zu leicht gemacht. Die zwei schnellen Tore haben uns das Genick gebrochen. Ich hoffe, dass wir aus dieser Lektion gelernt haben. Wir haben ein Spiel verloren, aber nicht die Meisterschaft."

Pep Guardiola (FC Barcelona): "Ich bin sehr zufrieden, vor allem mit unserem Spiel. Es ist noch ein langer Weg bis zur Meisterschaft. Wir sind nicht viel besser als Real Madrid. Es war nur ein Spiel."

David Villa (FC Barcelona): "Ein sehr wichtiger Sieg. Wir wollten die Tabellenführung übernehmen und wir haben es geschafft. Noch mehr freut mich die Art und Weise, wie wir gespielt haben und das Resultat. Mehr kann man nicht erwarten."

Carles Puyol (FC Barcelona): "Wir haben nicht erwartet, so hoch zu gewinnen. Wir sind sehr zufrieden. Es war fantastisch. Wenn Barca gegen Real Madrid spielt, brennt es immer auf dem Platz. Aber die Sache mit Ramos ist schon vergessen. Es gibt keine Probleme. Wir haben viele Freunde bei Real Madrid und das bleibt auch so."

Nachbetrachtung:

Jose Mourinho weiß, wie man im Camp Nou triumphiert. Mit Inter Mailand warf der Portugiese den FC Barcelona im April aus der Champions League. Damals stürmte er unmittelbar nach dem Schlusspfiff mit erhobenem Zeigefinger über den Platz. Eine provokante Geste.

Am Montagabend flüchtete Mourinho nach dem Abpfiff in die Katakomben. In seinem ersten clasico mit Real Madrid, seinem 464. Spiel als Trainer, erlebte Mourinho den schlimmsten Tag seiner Laufbahn. Nie zuvor hatte eine Mannschaft, die von The Special One trainiert wird, fünf Tore kassiert.

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Das stolze Real Madrid wurde an diesem 29. November kurz und klein gehauen. Den Königlichen erging es nicht besser als vielen anderen Mannschaften, die im Camp Nou antraten.

Das 5:0 war nicht das Ergebnis eines gewieften taktischen Drehs von Barca-Coach Pep Guardiola. Es kam auf herkömmliche Art zustande. Messi, Xavi, Iniesta und Co. wurden losgelassen und machten das, was sie seit Jahren nahe der Perfektion machen: sie spielten.

Was in der Talentschmiede La Masia angelernt, über Jahre konserviert und stetig weiterentwickelt wird, findet seine Vollendung. Der FC Barcelona hält sich strikt an seinen Systemfußball und lässt sich von Rückschlägen nicht aus der Ruhe bringen. Weil das System meistens funktioniert.

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Mourinhos Aussage nach dem Spiel, seiner Mannschaft fehle eine Menge zum fertigen Produkt Barca, ist keine Bankrotterklärung, sondern eine realistische Einschätzung. Als Mourinho im Juli in Madrid antrat, sprach er von einem Vierjahresplan.

Nach vielen enthaltsamen Jahren mit unzähligen Trainerwechseln sollte er den Verein kontinuierlich dorthin führen, wo er nach dem Selbstverständnis des Klubs hingehört: an die Spitze des Vereinsfußball.

Mourinho hat vor zu hohen Erwartungen gewarnt und spätestens am Montagabend Recht bekommen. Keine Mannschaft wächst innerhalb weniger Monate zu einem reibungslos funktionieren Ensemble zusammen, auch dann nicht, wenn sie vom vielleicht besten Trainer der Welt betreut wird.

Der FC Barcelona ist Real Madrid um Jahre voraus. Nicht erst seit dem Irrsinn vom Montagabend.

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