Erster Clasico für Özil im "falschen" Trikot

SID
Mesut Özil erzielte in der Primera Division bislang drei Tore in zwölf Spielen
© Getty

Der "Clasico" heute Abend zwischen den Erzrivalen FC Barcelona und Real Madrid wirft seine Schatten voraus. Im Blickpunkt steht neben Messi, Ronaldo und Mourinho auch Mesut Özil.

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Mesut Özil hat nie einen Zweifel daran gelassen, dass der FC Barcelona sein Traumverein ist. So stand es - welch Sakrileg! - sogar noch nach der Bekanntgabe seines Wechsels zum verhassten Erzrivalen Real Madrid auf der Internetseite des deutschen Nationalspielers.

Obwohl die Homepage vor dem 167. Clasico heute im Camp Nou (20.45 Uhr im LIVE-Ticker) längst bereinigt ist, wird Özil vor fast 100.000 Zuschauern streng genommen das falsche Trikot tragen - und das im wichtigsten Ligaspiel der Welt.

Doch selbstverständlich wird sich Mesut Özil für die Königlichen zerreißen. "Alle Welt schaut zu. Das wird ein geiles Spiel", sagte der 22-Jährige der Bild am Sonntag.

Welche Bedeutung der "Kampf der Giganten" nicht nur in Spanien hat, führte ihm rechtzeitig ein Weltmeister aus dem Barca-Team vor Augen. "Ein Sieg gegen Real ist wie ein Orgasmus oder ein Casino-Gewinn", sagte Xavi, genialer Spielmacher der Katalanen.

Özil will mit Real Titel holen

In Madrid haben sie Mesut Özil die Schwärmereien für den Erzfeind lange verziehen - wenn sie überhaupt davon wussten. Denn seit August 2010 geht der Deutsch-Türke stickum mit dem pikanten Detail um.

Das ist auch gut so, denn bei Real hat er mit seinem Nationalmannschaftskollegen Sami Khedira den Respekt der Kollegen und die Herzen der Fans in Windeseile gewonnen. Die Mentalität hat er auch schon verinnerlicht. "Der größte Verein der Welt will alle Titel holen", sagte Özil.

Fans wollen Özil in der Startelf

Und so ist es kein Wunder, dass ihm ganz Madrid zu Füßen liegt. Trainer Jose Mourinho bezeichnete Özil als "magisch", Superstar Cristiano Ronaldo nennt ihn einen "großartigen Spieler", die spanischen Medien überschlagen sich regelrecht mit Lobeshymnen.

Präsident Florentino Perez traut Özil sogar zu, der größte Real-Spieler aller Zeiten zu werden. Als Mourinho zuletzt öffentlich überlegte, den Spielmacher im Clasico für einen zusätzlichen Defensivspieler zu opfern, liefen die Fans Sturm.

Eine Internetumfrage nach dem entscheidenden Spieler im Clasico führte den früheren Bremer auf Rang drei - hinter Lionel Messi und Cristiano Ronaldo, den Weltfußballern der beiden vergangenen Jahre.

Der Favorit für die Krone in diesem Jahr, Weltmeister-Macher Andres Iniesta, verriet vor dem Spiel großen Respekt vor Özil. "Wege und Straßen" müsse man ihm versperren, sagte der Barca-Stratege, Messi bezeichnete Özil als "Waffe".

Schwarzmarktpreise von 1500 Euro

Der deutsche WM-Star spielt im Vorfeld eine wichtige Rolle - und das in einer Situation, in der die Rivalen sowieso eine Klasse für sich sind. Etwa 100 Millionen Menschen in 200 Ländern werden das brisante Duell live verfolgen, die Schwarzmarktpreise für ein Ticket kletterten auf 1500 Euro.

Barca hat den besten Start aller Zeiten hingelegt und ist dennoch nur Zweiter hinter den Madrilenen, die nach 25 Test- und Pflichtspielen unter Mourinho noch ungeschlagen sind. Dafür sinnt Real auf Rache, die letzten vier Duelle - und damit alle gegen Josep Guardiola als Barcelona-Coach - haben sie verloren.

Barca wiederum will sich an Mourinho rächen. Denn der Star-Coach, einst Co-Trainer unter Louis van Gaal bei den Katalanen, mauerte seinen Ex-Klub auf dem Weg zum Champions-League-Triumph mit Inter Mailand im Halbfinale aus dem Wettbewerb, feierte nach dem Schlusspfiff aufreizend auf dem Spielfeld und wurde mit dem sofortigen Einsatz der Sprinkler-Anlage bestraft.

Nicht nur Duell Messi gegen Ronaldo

Die Superstars auf beiden Seiten sind in Topform. Messi erzielte in den vergangenen fünf Liga-Spielen zehn Tore, Ronaldo traf im gleichen Zeitraum neunmal. "Es ist völliger Blödsinn zu behaupten, Barca gegen Real sei das Duell Lionel Messi gegen Cristiano Ronaldo", sagte der Portugiese dennoch, und zwar nicht nur wegen Özil.

Insgesamt 14 Weltmeister stehen im Kader beider Teams, die sich in der vergangenen Woche in Liga und Champions League ein wahres Wettschießen lieferten. 11:0 hieß die Bilanz aus zwei Spielen bei Barcelona, 9:1 lautete die der Königlichen.

Khedira meldete sich rechtzeitig vor dem Topspiel fit. Der frühere Stuttgarter hat seine Muskelverletzung auskuriert und steht im Kader für das Duell im Camp Nou. Auch der argentinische Torjäger Gonzalo Higuain, der wie Khedira beim 4:0 gegen Ajax Amsterdam in der Champions League wegen Rückenbeschwerden geschont worden war, ist wieder einsatzbereit.

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