Das Kriseln der Großen

Von Daniel Börlein/Christian Bernhard
Derzeit liegt Real Madrid in der Primera Division hinter Barca auf Platz zwei
© Getty

Gegen Eintracht Frankfurt gelang dem FC Bayern München zwar der fünfte Saisonsieg, wirklich rund läuft es für den Rekordmeister allerdings derzeit nicht. Und damit hat auch Trainer Louis van Gaal ein Problem.

Cookie-Einstellungen

Doch der Niederländer ist nicht der einzige Coach eines großen Klubs, der momentan in der Schusslinie steht. Liverpools Rafael Benitez musste nach verpatztem Saisonstart in der Premier League und zwei Champions-League-Niederlagen in Folge um seinen Job zittern.

Durch den verdienten 2:0-Erfolg gegen Manchester United haben sich die Reds allerdings eindrucksvoll aus der Krise geschossen und ihren Coach damit aus der Schusslinie genommen.

Beim FC Bayern, bei Real Madrid und in Turin ist das allerdings anders. SPOX wirft einen Blick auf die kriselnden Top-Klubs in Europa.

FC Bayern München

Die Situation: Die Münchner sind überhaupt noch nicht in Tritt gekommen, weder in der Bundesliga noch in der Champions League. Dort gab's zwar gegen Maccabi Haifa einen deutlichen Sieg und gegen Juve die bislang beste Halbzeit unter van Gaal, doch zuletzt eben auch einen katastrophalen Auftritt in Bordeaux, wodurch mittlerweile sogar der Achtelfinal- Einzug massiv gefährdet ist.

In der Bundesliga verkürzte der Rekordmeister den Abstand zur Spitze in den letzten Wochen immerhin von acht auf vier Zähler - das ist allerdings die einzige gute Nachricht. Denn spielerisch blieben die Bayern zuletzt vieles schuldig. So musste man in den Heimspielen gegen Nürnberg und Frankfurt lange um den Sieg zittern und kam gegen Köln nicht über ein Remis hinaus. Auswärts war's in Freiburg kaum besser, in Hamburg reichte es nicht mal für einen Punkt. Vor allem in der Offensive hapert es noch erheblich.

Die Gründe: Ribery ist einer der besten Spieler der Welt, Demichelis Abwehrchef der argentinischen Nationalmannschaft, Robben ein Ausnahme-Dribbler und Toni noch immer ein Angreifer von internationalem Format. Keine Frage, wer solche Topleute langfristig ersetzen muss, bekommt Probleme. Noch dazu, wenn sie fast zeitgleich fehlen.

Entscheidend für die momentanen Probleme sind allerdings nicht die, die fehlen, sondern eher diejenigen, die auf dem Platz stehen. Die Neuzugänge Tymoschtschuk, Pranjic, Braafheid und Gomez sind bislang nur Mitläufer, Baumjohann nicht mal das. Olic und Robben plagen sich mit Verletzungssorgen herum.

Und der Neue an der Seitenlinie? Der lässt eine klare Linie bislang vermissen. In den bisherigen 15 Pflichtspielen brachte van Gaal nie zweimal hintereinander die gleiche Elf. Dazu muss Lahm mal rechts, mal links ran, Schweinsteiger auf den Halbpositionen, vor der Abwehr oder hinter den Spitzen. Klose probierte der Niederländer schon im Mittelfeld aus. Und auch in Sachen System hat der Bayern-Coach, vor allem ohne Robben und Ribery, schon viel experimentiert. Ohne durchschlagenden Erfolg.

Die Reaktionen: Die Bayern-Bosse lassen keinerlei Zweifel, dass sie van Gaal nach wie vor für den richtigen Trainer halten. Selbst Franz Beckenbauer sagte zuletzt: "Langfristig wird er sich als Erfolgstrainer durchsetzen." Der Druck allerdings wächst. Nach dem späten Treffer von van Buyten gegen Frankfurt platzte aus van Gaal die ganze Anspannung heraus, hatten die Anhänger doch nach Demichelis' Einwechslung für Angreifer Toni erstmals leisen Unmut über eine Entscheidung ihres Trainer geäußert.

Auch von außen gibt es zunehmend Kritik an van Gaal. Günter Netzer schreibt in seiner "BamS"-Kolumne: "Louis van Gaal ist ein Top-Trainer." Aber: "Die Spieler können seinem Tempo der Erneuerung, seiner Denkweise und Philosophie noch nicht folgen. Sie scheinen von seinen Anforderungen überfordert, sind verunsichert, haben Versagensangst. Teilweise auch zu großen Respekt vor dem Trainer."

Und was sagen die Spieler selbst? "Wir sind alle überzeugt von ihm. Ich habe ein viel besseres Gefühl als letztes Jahr", sagte Mark von Bommel. Allerdings sollen den Bayern-Kapitän laut "Bild"-Informationen zuletzt mehrere Spieler aufgefordert haben, bei van Gaal um weniger harte Trainingseinheiten vor Spielen zu bitten. Auch sollen einige Akteure mit van Gaals Menschenführung Probleme haben.

Was ist los bei Real Madrid?