In einem Atemzug mit Ibrahimovic

Von Interview: Marcus Giebel/Daniel Börlein
In 33 Regionalliga-Spielen der Saison 06/07 erzielte Adam Szalai fünf Treffer für den VfB Stuttgart
© Imago

Drei Jahre spielte Adam Szalai in der Jugend und zweiten Mannschaft des VfB Stuttgart. 2007 wechselte der junge Ungar zum glamourösesten Verein der Welt - Real Madrid. Bei den Königlichen war Szalai in der vergangenen Saison erfolgreichster Torschütze der zweiten Mannschaft und schaffte im Winter sogar den Sprung in den Champions-League-Kader. Im SPOX-Interview spricht Szalai über Cristiano Ronaldo, das Training bei Real, Interesse aus der Bundesliga und eine harte Zeit.

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SPOX: Herr Szalai, bei Real Madrid haben schon viele große Fußballer gespielt. Nun haben die Königlichen nochmal einen draufgesetzt und mit Cristiano Ronaldo und Kaka zwei weitere absolute Superstars dazu geholt. Was hat sich dadurch in Madrid geändert?

Adam Szalai: Das Interesse an Real ist ohnehin schon riesig. Im Moment interessieren sich die Leute vor allem für Cristiano Ronaldo und Kaka. Jeder will wissen, was Ronaldo macht, wie er denn ist.

SPOX: Und, wie ist er?

Szalai: Für mich ist er trotz der hohen Ablösesumme, die für ihn gezahlt wurde, ein ganz normaler Mensch. Starallüren haben er und auch die anderen Neuzugänge nicht. Es macht Spaß, gemeinsam mit ihnen zu trainieren. Für mich sind es nicht nur überragende Spieler, sondern auch herausragende Persönlichkeiten.

SPOX: Ronaldo und Co. lassen den Superstar also nicht heraushängen?

Szalai: Überhaupt nicht. Sie verhalten sich ganz normal, wie jeder andere hier auch. Sie machen Späße, lachen und sprechen viel mit den jungen Spielern.

SPOX: Im Training gibt es offenbar keine Unterschiede zwischen Stars und Nachwuchsspielern. Wie sieht es privat aus, unternehmen Sie auch manchmal etwas miteinander?

Szalai: Ich mache viel mit Guti. Aber das ist privat und nicht für die Öffentlichkeit bestimmt. (lacht)

SPOX: Real hat zig Superstars. An wem orientieren Sie sich als junger Spieler?

Szalai: Ruud van Nistelrooy ist großartig - als Fußballer wie als Mensch. Es war fantastisch, ihn hier kennenzulernen und im selben Verein zu spielen. Auch Raul würde ich als Vorbild bezeichnen.

SPOX: Stars gibt es bei Real jede Menge. Ohne Training geht es aber auch bei den ganz Großen nicht. Worauf wird im Training Wert gelegt?

Szalai: Wir machen fast alles mit Ball. Natürlich gibt es auch mal die eine oder andere Laufeinheit, aber grundsätzlich versucht man hier, immer den Ball dabei zu haben. Der Cheftrainer ist immer mittendrin, achtet darauf, dass alles so abläuft, wie er sich das vorstellt und unterbricht, wenn etwas nicht passt.

SPOX: Ihr Ex-Trainer Juande Ramos nominierte Sie im vergangenen Winter für die Champions League. Jetzt sind ein neuer Trainer und viele neue Spieler da. Haben Sie da überhaupt noch eine Chance?

Szalai: Für einen jungen Spieler wie mich wird es natürlich ganz schwer, Einsätze zu bekommen. Aber bei Real spielen immer die besten Spieler der Welt. Ich habe jetzt noch ein Jahr Vertrag und bin einfach stolz, das Real-Trikot tragen zu können.

SPOX: Eine Rückkehr nach Deutschland ist kein Thema?

Szalai: Für mich hat die Bundesliga ihren besonderen Reiz. Die modernen Stadien und die enthusiastischen Fans sind einmalig in Europa. Das finde ich schon überwältigend.

SPOX: Hertha BSC sucht noch nach einem Stürmer...

Szalai: Ich kenne Herthas Pal Dardai aus der Nationalmannschaft und habe gehört, dass mein Name in Berlin schon gefallen sein soll. Gemeldet hat sich allerdings noch niemand. Vor einiger Zeit haben mal zwei, drei Vereine aus der Bundesliga angefragt. Darunter war auch ein Klub, der international spielt. Es hat sich aber noch nichts Konkretes ergeben. Klar ist: Ich würde gerne wieder in Deutschland spielen.

SPOX: Auch in der zweiten Liga?

Szalai: Die zweite Liga in Deutschland ist sicher eine der besten in Europa. Deshalb würde ich mich bei einem Angebot auch damit befassen.

SPOX: Sie haben in der letzten Saison für Reals zweite Mannschaft 17 Treffer erzielt. Und das, obwohl Sie als bulliger Typ auf den ersten Blick gar nicht zur spielstarken spanischen Spielweise passen.

Szalai: Stimmt, ich bin 1,93 Meter groß und wiege 87 Kilogramm. Ich habe eigentlich den Körper für einen klassischen Mittelstürmer. Ich bin aber keiner, der nur im Zentrum steht und die Bälle mit dem Kopf verlängert oder ablegt. Ich will am Spiel teilnehmen.

SPOX: Eine spanische Zeitung verglich Sie jüngst mit Zlatan Ibrahimovic.

Szalai: Es ist natürlich eine Ehre, in einem Atemzug mit solch einem großen Spieler genannt zu werden. Das ist schon toll. Kaufen kann ich mir dafür aber nichts, ich muss weiter hart an mir arbeiten.

SPOX: Sie haben in der zweiten Mannschaft des VfB gespielt. Wie gut ist der Kontakt noch zu Ihrem Ex-Klub?

Szalai: Es geht so. Ich telefoniere häufig mit Torwart Timo Hammel, der in der zweiten Mannschaft des VfB spielt. Auch mit Andi Beck von Hoffenheim tausche ich mich oft aus. Mein Jugend-Trainer in Stuttgart war übrigens der jetzige Mainzer Coach Thomas Tuchel.

SPOX: Sie haben als 16-Jähriger Ihr Heimatland Ungarn verlassen, um nach Stuttgart zu wechseln. Ein großer Schritt für einen so jungen Kerl.

Szalai: Es war schon sehr hart. Ich war noch ein Teenager und ging ohne meine Eltern in ein fremdes Land, konnte die Sprache nicht. Erst nach etwa einem halben Jahr war ich richtig in Deutschland angekommen - eine lange Eingewöhnungszeit.

SPOX: Wer hat Ihnen in der Anfangszeit in Deutschland das Leben erleichtert?

Szalai: Der VfB stellte mir meinen Landsmann Imre Szabics zur Seite. Er hat mich sehr unterstützt und mir viele wertvolle Tipps gegeben. Wir haben uns oft unterhalten und jeden Tag etwas zusammen unternommen. Der Kontakt ist bis heute nicht abgerissen, ab und zu telefonieren wir noch. Auch dank ihm hatte ich eine sehr schöne Zeit in Deutschland.

Adam Szalai im Steckbrief