Florentino, vertreib' die Schwiegermutter!

Von Thomas Gaber
Der 61-Jährige Florentino Perez wird künftig wieder das Zepter bei den Königlichen schwingen
© Getty

Real Madrid strebt gegen Betis den neunten Sieg in Folge an. Doch die Probleme sind geblieben. Das Wohl des Vereins wird einem alten Bekannten anvertraut.

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Real Madrid ist das derzeit beste Team der Primera Division. Klingt irgendwie surreal, wenn in der gleichen Liga der FC Barcelona spielt. Aber Barca holte aus den letzten acht Spielen "nur" 22 Punkte, Real machte die maximalen 24 voll. Doch die Probleme in Madrid bleiben. Die Mannschaft spielt bisweilen grässlichen Fußball, der Trainer kokettiert mit seinem Abschied, ein Spieler hat Angst vor den eigenen Fans.

Im Hintergrund wird längst die Zukunft geplant. Das Wohl des Vereins wird einem alten Bekannten anvertraut.

Michael Laudrup: "Wenn ich Real Madrid sehe, wird mir übel"

"Wenn ich Real Madrid spielen sehe, wird mir übel", sagte Ex-Real-Spieler Michael Laudrup über die Auftritte der Königlichen in den vergangenen Wochen. Der in Spanien beliebte Kolumnist Roberto Palomar verglich Spiele von Real mit der Autofahrt von Bilbao nach Cadiz (Entfernung: 1000 Kilometer) - und der nervtötenden Schwiegermutter auf dem Beifahrersitz.

Juande Ramos gibt zu, spielerisch "mit dem besten Barca aller Zeiten" (Ramos) nicht mithalten zu können, verweist aber auf seine glänzende Bilanz: acht Siege in neun Ligaspielen. Das hat es in Madrid schon lange nicht mehr gegeben. Aber die Mannschaft befindet sich im luftleeren Raum. Der Rückstand auf Barcelona beträgt noch immer zehn Punkte. Torhüter Iker Casillas hat die Meisterschaft bereits abgehakt: "Unsere Mannschaft ist gut. Aber es gibt eine andere Mannschaft, die ist phänomenal: der FC Barcelona. Wir haben nie gesagt, dass die Aufholjagd möglich ist."

Reals Fokus gilt der Champions League. "Die gewinnen wir eher als die Primera Division", sagte Ramos. Im Achtelfinale gegen den FC Liverpool sei seine Mannschaft "klarer Favorit". An Optimismus mangelt es Ramos nicht. Dafür aber offensichtlich an Kredit bei der Vereinsführung.

Übergangs-Präsident Vicente Boluda verweigert beharrlich ein klares Bekenntnis zu Ramos. Für den Coach zählt momentan nur Real Madrid. "Aber ich wüsste auch gerne, wie meine Zukunft aussieht", so Ramos.

Ramos denkt an Premier League

Sein Vertrag in Madrid läuft am 30. Juni aus. Er würde gerne verlängern, aber nicht um jeden Preis. Ramos kokettiert bereits mit einer Rückkehr nach England, trotz der Horror-Monate bei Tottenham Hotspur.

"Nur weil ich Tottenham verlassen habe, heißt das nicht, dass ich mein Engagement in der Premier League ein für alle mal beendet habe. Es gibt noch viele Herausforderungen für mich in England. Aber derzeit habe ich alle Hände voll zu tun in Madrid", sagte Ramos dem "Daily Mirror".

Neben der Vorbereitung auf die Spiele gegen Real Betis und den FC Liverpool muss sich Ramos verstärkt um Royston Drenthe kümmern. Der Niederländer kommt bei den Anhängern gar nicht gut an.

"Er hat mich gebeten, ihn nicht aufzustellen. Er hat Angst, ständig ausgepfiffen zu werden. Ich werde alles tun, ihm zu helfen", versichert Ramos.

Di Stefano: "Drenthe sollte sich die Haare schneiden"

Real-Legende Alfredo Di Stefano hält Drenthe für ein sagenhaftes Talent. "Aber er sollte sich die Haare schneiden und die Ohrringe rausnehmen. Dann kann er sich vielleicht aufs Wesentliche konzentrieren", so Di Stefano.

Drenthe gehört einer Spieler-Generation bei Real an, die Ex-Präsident Ramon Calderon zu verantworten hat. Cristiano Ronaldo, Kaka, Lionel Messi: Calderon versprach den Fans die Superstars der Szene. Keiner kam, dafür B- und C-Stars wie Mahamadou Diarra, Drenthe, Gabriel Heinze oder Klaas Jan Huntelaar. Letzterer wurde bei seiner Präsentation von den Real-Fans ausgepfiffen.

Wer den Schriftzug von Figo, Zidane, Ronaldo oder Beckham auf dem Trikot trug, lechzt nach mehr großen Namen. Auch deshalb warten die Fans sehnsüchtig auf die nächste Präsidentschaftswahl. Der Termin steht noch nicht endgültig fest, irgendwann im Sommer soll gewählt werden.

Perez wird auf den Präsidenten-Stuhl zurückkehren

Wer demnächst an der Spitze des Klubs stehen wird, gilt dagegen bereits als beschlossene Sache. Florentino Perez wird auf den Präsidentensitz zurückkehren. Der Bauunternehmer und Immobilienmogul war zwischen 2000 und 2006 Boss von Real Madrid. Perez läutete die Ära "Zidanes und Pavones" ein. Perez setzte auf eine Mischung aus "Cracks" wie Zidane oder Figo und Spielern aus der Talentschmiede, der "Cantera".

Dass es zum Einmaleins eines modernen Klubs gehört, jede Position doppelt zu besetzen, scherte Perez wenig, obwohl der selbst genähte zweite Anzug zwickte. Doch es ist anzunehmen, dass Perez diese Strategie wieder einführen wird, sollte er gewählt werden. Zumal Perez angeblich seine damalige rechten Hand Jorge Valdano mitbringen will. Der Argentinier könnte den unpopulären Sportdirektor Predrag Mijatovic ablösen.

"Der einzige, der die Probleme von Real Madrid lösen kann, ist Perez. Er hat keinen Konkurrenten. Er besitzt das nötige Geld, Stil, Erfahrung und Intelligenz, um eine neue Mannschaft zu formen", sagte Ex-Real-Spieler Roberto Carlos der Zeitung "Marca".

Das Wohl des erfolgreichsten Fußballvereins der Welt liegt in Perez' Händen. Er soll Real den Weg ebnen, "la Decima", den lange ersehnten zehnten Titel in der Champions League zu gewinnen.

Der Kader von Real Madrid