Ciao aus Italien!

SID
Alexander Merkel (l.) fühlt sich bei seinem neuen Verein FC Genua pudelwohl
© Imago

Alexander Merkel wagte schon mit 16 Jahren einen Wechsel nach Italien, um in der Serie A seinen Durchbruch als Profi zu schaffen. Diesen Sommer wurde er vom AC Milan an den FC Genua ausgeliehen und soll dort reifen. Wie das Leben als Fußballprofi in Italien ist, erklärt der 19-Jährige ab sofort regelmäßig in seiner eigenen SPOX-Kolumne.

Cookie-Einstellungen

Hallo Leute!

Nun gehöre ich auch zum erlesenen Kreis der SPOX-Kolumnisten :-). Im Ernst, es freut mich sehr, dass ich Euch hier von nun an immer mal wieder aus Italien und der Serie A berichten kann.

Da es heute die erste Kolumne von mir ist, wird es ein kleiner Rundumschlag. Ich werde Euch von meinem Leben in Italien erzählen, von den ersten Spieltagen der Serie A und natürlich auch von meinem Liga-Debüt für den FC Genua.

9. Spieltag: Juve siegt gegen Florenz dank Matri

Meerblick in Genua

Fangen wir beim großen Ganzen an. Italien ist für mich mittlerweile zu einer Heimat geworden. Als ich 2008 von der Jugend des VfB Stuttgart nach Mailand gewechselt bin, war das nicht einfach: Ich war auf mich allein gestellt in einem komplett neuen Umfeld, musste mich auf eine andere Mentalität einlassen, eine neue Sprache lernen - und das mit 16 Jahren.

Hier geht's zu Alex Merkels Facebook-Seite!

Aber es war wohl die beste Entscheidung, die ich treffen konnte. In meiner Zeit beim AC Milan habe ich unglaublich viel gelernt, sowohl fußballerisch als auch über mich selbst.

Und mittlerweile fühle ich mich pudelwohl hier. Ich spreche fast perfekt Italienisch und ich mag die Mentalität der Menschen. Sie sind entspannt, nicht so hektisch und sehr freundlich.

In Genua merkt man das noch mehr, da die Stadt kleiner und etwas ruhiger ist als Mailand. Abends kann man in der Altstadt, die übrigens echt sehenswert ist, gemütlich Essen gehen. Und was das Leben in Genua noch schöner macht, ist das Meer. Von meiner Wohnung aus kann ich es sogar sehen, zum Strand sind es nur ein paar Minuten - das ist echt traumhaft.

Kurzum: Ich habe mich richtig gut eingelebt. Auch in der Mannschaft bin ich gut aufgenommen worden. Wir haben viele junge Spieler im Team, das hat es mir besonders einfach gemacht, Anschluss zu finden.

Grandiose Stimmung im Stadion

Aber nicht nur die Mannschaft, auch Verein und Fans haben mich herzlich willkommen geheißen. Meinen ersten Einsatz für Genua hatte ich im Pokal. Es war zum Glück ein Heimspiel, denn so konnte ich gleich die außergewöhnliche Atmosphäre in unserem "Stadio Luigi Ferraris" kennen lernen.

Es heißt ja oft, dass die Stimmung in italienischen Stadien nicht so toll sei und die Ränge halb leer - in Genua ist das überhaupt nicht der Fall! Die Fans sind wirklich fantastisch und pushen die Mannschaft enorm. Da stehen sie englischen oder deutschen Fans in nichts nach.

Beim einzigartigen Erlebnis dabei sein - und sich für das DB Fußball Camp bewerben!

Leider konnte ich die tolle Stimmung an den ersten fünf Serie-A-Spieltagen dann nur außerhalb des Platzes genießen. Ich hatte mir kurz vor Saisonbeginn eine Verletzung im Oberschenkel zugezogen. Nichts Schlimmes eigentlich, aber es hat dann eben doch eine Weile gedauert, bis es so gut verheilt war, dass ich spielen konnte, ohne eine erneute Verletzung zu riskieren.

Mittlerweile habe ich die ersten zwei Liga-Einsätze für meinen neuen Club hinter mir. Und es ist ganz gut gelaufen. Am vergangenen Samstag haben wir bei Spitzenreiter Juventus Turin 2:2 gespielt und beinahe wäre sogar mehr drin gewesen. Ich konnte ein Tor vorbereiten und hatte mit einem Lattenkopfball noch Pech.

Gut gespielt und doch nicht gewonnen

Die Woche zuvor, bei meinem Liga-Debüt gegen Lecce, war es ähnlich. Wir haben ein tolles Spiel gezeigt, den Gegner dominiert und auch für mich persönlich war es ein ordentlicher Auftritt. Ich wurde sogar zum Spieler des Spiels gekürt. Aber leider hat es auch da nicht zum Sieg gereicht, sondern nur zu einem 0:0.

Es war toll, nach der Zwangspause wieder auf dem Platz zu stehen. Und es hat riesig Spaß gemacht. Von meinem Trainer Alberto Malesani habe ich zudem ein Lob bekommen. Das freut mich natürlich, aber es ändert auch nichts daran, dass wir nicht gewonnen haben - das wäre mir eindeutig lieber gewesen.

Trotz der beiden Remis blicke ich zuversichtlich nach vorne. Vor allem der überzeugende Auftritt gegen Juventus hat uns Mut für die nächsten Spiele gemacht. Schon am Mittwoch geht es weiter mit einem Heimspiel gegen den AS Rom, danach geht es zum AC Florenz, dann kommt Inter Mailand.

Das werden heiße Partien. Aber wir müssen vor keinem Team Angst haben. Wir haben jede Menge Qualität in der Mannschaft und sind in der Lage, auch gegen die Top-Teams mitzuhalten.

Schlechter Start der Titelaspiranten

Nach den ersten drei Spielen waren wir sogar Tabellenführer. Dann folgten leider zwei dumme Niederlagen, die uns etwas zurückgeworfen haben. Jetzt sind wir Zwölfter - allerdings nur mit zwei Punkten Rückstand auf Platz vier, es ist also noch alles drin.

Unser Ziel ist nach wie vor ein Platz unter den ersten Sechs und damit die Qualifikation für einen internationalen Wettbewerb. Die Qualität dafür haben wir auf jeden Fall, wir müssen nur wieder einen Dreier holen...

Die Meister und Pokalsieger der vergangenen Saison haben im Übrigen einen holprigen Start hingelegt. Der AC Milan und Inter Mailand finden sich in ungewohnten Regionen der Tabelle wieder: Milan ist Siebter, Inter sogar nur 16. Das ist schon kurios. Aber beide Klubs sind absolute Top-Teams und ich bin mir sicher, dass beide im Laufe der Saison doch wieder ganz oben in der Tabelle stehen werden.

Klose wird zum Mythos

Mein Bericht aus der Serie A wäre nicht vollständig, wenn ich nicht auch ein paar Worte zu Miro Klose schreiben würde. Sechs Tore und fünf Assists in neun Pflichtspielen, das ist schon ein Hammer.

Und am vorletzten Wochenende hat er sich im Stadtderby zwischen Lazio und AS Rom endgültig zum Helden von Rom gemacht: In der Nachspielzeit traf er zum entscheidenden 2:1 und sorgte damit für den ersten Derby-Sieg Lazios seit zweieinhalb Jahren.

In den Zeitungen schreiben sie jetzt schon von "Mito" Klose, dem Mythos. Bei aller Konkurrenz, ich freue mich ehrlich für ihn - was mir besonders leicht fällt, da er gegen uns nicht getroffen und keinen Punkt mitgenommen hat ;-).

So, das war nun also meine erste SPOX-Kolumne. Ich bin gespannt auf Eure Reaktionen...

Ciao aus Genua und bis bald,

Alex

 

 

 

 

 

 

Alexander Merkel, geboren am 22. Februar 1992 in Pervomayskiy (Kasachstan), ist eines der größten Mittelfeldtalente Deutschlands. Er wurde in der Jugend des VfB Stuttgart ausgebildet, bevor er 2008 in die Jugend des AC Milan wechelte. Bei den Mailändern debütierte er in der Saison 2010/2011 in der Serie A. Insgesamt wurde er in Milans-Meistersaison sechs Mal eingesetzt, bevor Milan im Sommer 2011 50 Prozent seiner Transferrechte an den FC Genua abgab und er seitdem dort spielt. Merkel durchlief seit der U 15 alle deutschen Junioren-Auswahlen.

Alexander Merkel im Steckbrief

Artikel und Videos zum Thema