"Das war schon ätzend"

SID
Alex Merkel traf beim 2:0-Sieg von Genua gegen Cagliari zum 1:0
© Getty

Alexander Merkel wagte schon mit 16 Jahren einen Wechsel nach Italien, um in der Serie A seinen Durchbruch als Profi zu schaffen. Seit dieser Saison ist er wieder beim CFC Genua. Wie das Leben als Fußballprofi in Italien ist, erklärt der 20-Jährige regelmäßig in seiner eigenen SPOX-Kolumne.

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Ciao aus Italien!

Endlich rollt der Ball wieder. Nicht nur die Bundesliga, auch die Serie A hat am vergangenen Wochenende wieder begonnen. Höchste Zeit also, dass ich mich wieder bei Euch melde und ein bisschen aus Italien erzähle.

Auch wenn es vielleicht unhöflich ist, fange ich mal mit mir selbst an. Ich bin wieder beim CFC Genua und zwar vollständig. Soll heißen: Der Klub hält jetzt 100 Prozent meiner Transferrechte. Bisher hatte er sich diese ja mit dem AC Mailand geteilt.

Das ist schon speziell im italienischen Fußball: Es ist hier ziemlich normal, dass Klubs sich sozusagen einen Spieler teilen oder ihn gemeinsam von einem dritten Klub kaufen. Manchmal sorgen diese Besonderheiten ganz schön für Verwirrung - selbst bei Leuten, die sich damit auskennen.

Aber zurück zum Saisonstart. Ich bin also wieder gut in Genua angekommen - in mehrfacher Hinsicht: Stadt, Verein und Mannschaft haben mich super aufgenommen, ich fühle mich schon wieder heimisch.

Mein erstes Tor für Genua

Und auch sportlich hätte es kaum besser losgehen können. Zumindest in der Liga. Denn in der Coppa sind wir in der ersten Runde nach Elfmeterschießen gegen den Zweitligisten Hellas Verona rausgeflogen. Das mit dem Pokal und den eigenen Gesetzen gilt leider auch in Italien...

Zum Glück haben wir aber im ersten Liga-Spiel gleich die richtige Reaktion auf die Schlappe gezeigt und Cagliari mit 2:0 geschlagen. Das 1:0 habe ich gemacht, mein erstes Tor für Genua. Das ist zwar nicht das Entscheidende, aber es hat meine Freude über den Auftaktsieg noch ein bisschen gesteigert. So kann es weitergehen!

Aber einmal ist keinmal. Ich hoffe, wir machen so weiter! Denn wie schnell man unerwartet unten drin landen kann, hat Genua vergangene Saison erfahren. Die Saison ging richtig gut los, viele glaubten schon an einen Europapokal-Platz - und dann lief irgendwie nichts mehr zusammen und Genua hat erst auf den letzten Drücker den Klassenerhalt endgültig gesichert.

Endlich gesund bleiben

Ich war ja während der Rückrunde in Mailand, deshalb kann ich zu der schlechten Phase gar nicht so viel sagen. Vermutlich war es so, wie es im Fußball oft ist: Wenn's einmal nicht läuft, geht alles schief, was schiefgehen kann.

Jedenfalls will ich für die laufende Saison keine Platzierung als Ziel vorgeben oder wieder von der Europa League reden - das ging letztes Jahr schon schief. Aber unser Anspruch muss schon sein, dass wir mit den unteren Rängen nichts zu tun haben. Oberstes Ziel für mich persönlich ist es, gesund zu bleiben.

Vergangene Saison hat es mich gleich zweimal erwischt. Erst in Genua und dann nochmal, als ich gerade richtig in Mailand angekommen war. Es waren keine schweren Verletzungen, aber recht langwierige. Und ich war es auch nicht gewohnt, mich so bremsen und gedulden zu müssen.

Die üblichen Favoriten: Juve, Milan und Inter

Das war schon ätzend, das brauch ich nicht wieder. Wenn ich gesund bin und spiele, hätte ich jedenfalls nichts dagegen, auch noch ein paar Tore mehr für Genua zu machen! Und wenn wir dann in oberen Tabellenregionen mitmischen, fände ich es natürlich auch nicht verkehrt.

Ansonsten erwarte ich auch dieses Jahr die üblichen Verdächtigen ganz oben in der Tabelle: Juve, Milan und Inter. Milan hat schon an Qualität verloren durch die Abgänge und den Verlust von Stars, die ihre Karriere beendet haben. Vor allem Thiago Silva und Zlatan Ibrahimovic werden Lücken hinterlassen.

Aber Milan ist trotzdem (und trotz der Auftaktpleite gegen Sampdoria Genua) ein großes Team und wird oben mitspielen. Außerdem in meinem Favoritenkreis: der AC Florenz und AS Rom. Beide Vereine haben gut eingekauft, denen traue ich auch einiges zu. Dazu gibt es noch ein paar Teams, die das Zeug dazu haben, die Überraschungsmannschaft zu werden.

Junge Stammspieler sind eine Seltenheit

Viele fragen sich in Italien auch, wer die kommenden Stars der Liga sein werden. Meine Antwort: Alex Merkel ;-). Spaß beiseite. Da gibt es einige Junge, die das Potenzial haben und ich hätte nichts dagegen, einer von ihnen zu sein.

Und ich würde immerhin in das Schema passen, auf das ich für die Zukunft setze: Ich hoffe und glaube nämlich, dass mehr und mehr junge Spieler die Serie A bestimmen werden. Anders als zum Beispiel in der Bundesliga, sind junge Stammspieler in der Serie A noch eher eine Seltenheit. Aber so langsam beginnt da, denke ich, auch eine Trendwende. Mal sehen.

Jedenfalls wünsche ich Euch viel Spaß mit der neuen Bundesliga-Saison - und hoffe, dass Ihr die Serie A auch mit mindestens einem Auge verfolgt. Wenn Ihr ein bisschen mitbekommen wollt, was bei mir so passiert, kann ich Euch meine Facebook-Seite empfehlen. Sonst müsst Ihr eben bis zu meiner nächsten Kolumne warten...

Bis dann, viele Grüße,

Alex

 

 

 

 

 

 

Alexander Merkel, geboren am 22. Februar 1992 in Pervomayskiy (Kasachstan), ist eines der größten Mittelfeldtalente Deutschlands. Er wurde in der Jugend des VfB Stuttgart ausgebildet, bevor er 2008 in die Jugend des AC Milan wechelte. Bei den Mailändern debütierte er in der Saison 2010/2011 in der Serie A. Insgesamt wurde er in Milans-Meistersaison sechs Mal eingesetzt, bevor Milan im Sommer 2011 50 Prozent seiner Transferrechte an den FC Genua abgab und er dorthin wechselte. Nach einer kurzen Rückkehr zu den Rossoneri ist Merkel jetzt wieder in Genua am Ball. Merkel durchlief seit der U 15 alle deutschen Junioren-Auswahlen.

Alexander Merkel im Steckbrief

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