Cristiano Ronaldos Wechsel zu Juventus Turin aus drei Blickwinkeln: Neuer Auftrag für CR7

Cristiano Ronaldo verlässt Real Madrid nach neun Jahren und schließt sich Juventus Turin an.
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Cristiano Ronaldos Wechsel aus der Perspektive von Real Madrid

In Madrid bricht mit dem Verkauf von Ronaldo eine neue Ära an. Neun Jahre lang prägte er den Klub. In einer Mannschaft voller Superstars war er stets der Super-Superstar. Dachte man an Real, dachte man automatisch auch an Ronaldo.

Selbstverständlich hätten die Madrilenen gerne weiterhin mit Ronaldo geplant. Nochmal: Er erzielte 450 Tore in 438 Spielen für die Königlichen. Eine weitere Zusammenarbeit wäre aufgrund des Ehrgeizes und der Professionalität des Portugiesen ohne Zweifel problemlos möglich gewesen. Die Nebengeräusche wurden jedoch immer lauter.

Mitverantwortlich dafür war sicherlich Ronaldos Berater Jorge Mendes. Dem wird schon länger nachgesagt, er habe das Band zwischen ihm und Real zerschnitten. Jose Mourinho, Fabio Coentrao, Angel Di Maria, Pepe, James Rodriguez - sie alle brachte Mendes zu Real. Nun war nur noch Ronaldo übriggeblieben.

Die ständigen Spekulationen um einen Ronaldo-Abschied aus der spanischen Hauptstadt wurden, so heißt es, nicht selten von Mendes selbst in Umlauf gebracht oder zumindest befeuert. Reines Kalkül, um für sich und seinen Klienten den einen oder anderen Groschen mehr herauszuschlagen.

Julen Lopetegui verpasst Real Madrid einen Neuanstrich

Präsident Perez wurde das Gesamtpaket Ronaldo/Mendes nun offenbar endgültig zu viel. Wieso also nicht den Neustart mit Trainer Julen Lopetegui nutzen und das angespannte Verhältnis mit Ronaldo einigermaßen im Guten beenden? Der Verlust eines der beiden besten Spieler der Welt tut weh. Für Real ist es dennoch der geeignete Zeitpunkt, in eine neue Ära zu starten. Der Großteil der Mannschaft bleibt zusammen.

Mit Lopetegui kommt ein Trainer, der auf Nachhaltigkeit bedacht ist und das Kollektiv fördert. Zwar proklamierte er bei seiner offiziellen Vorstellung, er würde Ronaldo immer gern an seiner Seite wissen, inwieweit die beiden jedoch miteinander klargekommen wären, ist fraglich. Der Baske outete sich in jüngster Vergangenheit als bekennender Messi-Fan. "Für mich ist er der Beste", sagte er.

Der ehemalige Nationaltrainer gilt zudem als Cruyffista, Anhänger des von Johan Cruyff initiierten Voetbal Total, der seit Jahrzehnten - mal mehr, mal weniger - in Barcelona zelebriert wird. Ein Spielstil, der nicht unbedingt zu den Anlagen Ronaldos passt.

Real Madrid hat weiterhin genügend Glamour

Es ist die Chance für die Fokussierung der Marke Real Madrid. Auch ohne Ronaldo versprüht der spanische Rekordmeister noch genügend Glamour und Anziehungskraft. Real Madrid ist wieder Real Madrid und nicht mehr Ronaldos Real.

Der Verkauf des Portugiesen schaufelt zudem eine beträchtliche Summe von der Gehaltsliste, die Real mehr Handlungsspielraum auf dem Transfermarkt und in der eigenen Kaderplanung verschafft.

Aus taktischer Sicht ändert sich wohl im Vergleich zu Lopeteguis Philosophie während seiner Zeit als spanischer Nationaltrainer nicht allzu viel. Ronaldos Weggang könnte von Isco oder Marco Asensio kompensiert werden. Dahinter ließen sich weitere vielversprechende Nachwuchsspieler wie der aus Rio geholte Vinicius Junior heranführen.

Neymar und Eden Hazard als Ersatzkandidaten bei Real Madrid

Aber auch der ganz große Coup wie der viel diskutierte Wechsel von Neymar zu den Königlichen scheint möglich. Der Brasilianer stand bereits mehrmals in Kontakt mit Real. Medienberichten zufolge fühlt sich der 26-Jährige noch immer nicht wohl in Paris.

Das seit Jahren immer mal wieder kolportierte Interesse von Chelseas Eden Hazard an einem Wechsel zu Real könnte ebenso wieder aufpoppen. Die Spekulationen um einen aufsehenerregenden Transfer werden in den nächsten Wochen jedenfalls nicht weniger werden.

Doch mit oder ohne Neymar, mit oder ohne Hazard: Real steht nicht vor einem Trümmerhaufen, geschweige denn vor einem radikalen Neustart. Vielmehr ist es ein fliegender Neustart, in dem vieles möglich ist, aber noch nicht alles klappen muss. Eine gut durchmischte Mannschaft mit einem taktisch sehr versierten Trainer ist auch ohne Ronaldo Mitfavorit auf den Ligatitel und darüberhinaus weitere Trophäen. Andere Spieler werden die entstandene Lücke gemeinsam füllen.