"Hermann Gerland ist nicht mein Typ"

Von Matthias Faidt
Der Ex-Münchner Sansone war in dieser Saison an zehn Toren direkt beteiligt
© getty
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SPOX: Sie haben in der Winterpause zwölf Spieler dazu bekommen, im Sommer gingen Leistungsträger wie Richmond Boakye und Leonardo Pavoletti verloren. Braucht die neue Mannschaft einfach noch Zeit, um sich zu finden?

Sansone: Der Verein braucht auf jeden Fall noch Zeit. Das erste Jahr in der Serie A in der Geschichte des Klubs ist ein Übergangsjahr. Es wäre deshalb so wichtig, die Klasse zu halten, um in Zukunft ambitioniertere Ziele angehen zu können.

SPOX: Sie sind gebürtiger Münchner. Wie oft kommen Sie noch in Ihre Heimatstadt und was vermissen Sie am meisten?

Sansone: Auf jeden Fall vermisse ich meine Familie und Freunde. Ich komme immer an Weihnachten und auch einmal im Sommer nach München, ansonsten nur zu kurzen Ausflügen.

SPOX: Sie wurden in der Jugend des FC Bayern München ausgebildet. Von Ihren Kollegen in der U 19 schaffte neben Ihnen nur noch David Alaba den Sprung zu den Profis. Hätten Sie ihm damals schon zugetraut, ein Weltklassespieler zu werden? Haben Sie heute noch Kontakt?

Sansone: Ja, ich habe ab und zu mit ihm Kontakt. Er ist ein guter und lustiger Typ. Ich habe mir damals schon gedacht, dass er durchstarten könnte, aber nicht so wie er es im Endeffekt gemacht hat. Er hat wirklich eine sehr starke Entwicklung hingelegt. Für mich ist er der beste Linksverteidiger der Welt.

SPOX: In der A-Jugend waren Sie Toptorjäger der Münchner. Da träumt man doch sicher von der großen Karriere bei den Bayern?

Sansone: Klar glaubt man daran, und es hätte ja auch fast geklappt. Dann gab es jedoch ein paar Unannehmlichkeiten mit dem Verein. Nichtsdestotrotz bin ich sehr stolz darauf, bei Bayern ausgebildet worden zu sein.

SPOX: Was waren das für Probleme?

Sansone: Hauptsächlich haben mich Verletzungen immer wieder zurückgeworfen. Mit 18 hatte ich einen Leistenbruch, der mich länger außer Gefecht gesetzt hat. Unter Mehmet Scholl bin ich dennoch zurück gekommen und durfte sogar in der dritten Liga debütieren. Nach einer Sprunggelenksverletzung und dem Trainerwechsel zu Hermann Gerland konnte ich im Amateurteam nicht mehr richtig Fuß fassen.

SPOX: Also haben Sie lieber mit Scholl zusammengearbeitet?

Sansone: Gerland ist nicht mein Typ, aber ich habe trotzdem viel von ihm gelernt. Vor allem von seiner Mentalität, nie aufzugeben und sich immer 100 Prozent reinzuhauen. Besser zurecht gekommen bin ich aber mit Scholl. Er hat auf mich gebaut und war ein ähnlicher Spielertyp wie ich, das hat besser gepasst.

SPOX: Sie gelten in Italien mittlerweile als große Nachwuchshoffnung. Können Sie sich irgendwann einen Wechsel in die Bundesliga vorstellen?

Sansone: Auf jeden Fall kann ich mir vorstellen, nochmal in die Bundesliga zurück zu gehen. Sie ist zu einer von Europas Topligen geworden. Die Stadien sind schön, neu und immer voll. Auch die kleineren Vereine neben Bayern, Dortmund oder Schalke sind sehr interessant geworden.

SPOX: Wo unterscheiden sich Bundesliga und Serie A am deutlichsten?

Sansone: Meiner Meinung nach in der Intensität des Spiels. In Deutschland geht mehr die Post ab, und in Italien ist alles mehr von der Taktik geprägt.

SPOX: Mit Miroslav Klose, Mario Gomez und Shkodran Mustafi spielen drei mögliche Brasilien-Fahrer der Nationalmannschaft in der Serie A. Wird Italien wieder interessanter für deutsche Profis?

Sansone: Italien hat schon immer ein besonderes und spezielles Flair gehabt. Mit Miroslav Klose habe ich schon ein paar Mal nach Spielen gesprochen, ihm gefällt es hier sehr gut. Mustafi genauso, mit Gomez hatte ich noch keinen Kontakt. Aber vor allem für junge Spieler wird Italien immer reizvoller.

Nicola Sansone im Steckbrief