Inter zieht an Milan vorbei - Juve setzt sich ab

Von Marco Nehmer
Das 2:1 für Inter: Andrea Ranocchia (r.) schraubt sich hoch und trifft nach einer Ecke per Kopf
© Getty

Mario Balotelli beschert dem AC Mailand durch einen Elfmeter wenigstens das Unentschieden bei Außenseiter Cagliari. Trotzdem ist Platz vier futsch, weil Inter locker gegen Chievo siegte. Tabellenführer Juventus hatte zum Auftakt des 24. Spieltags einen mühelosen 2:0-Sieg gegen den AC Florenz gefeiert, Verfolger Neapel stolperte im Spitzenspiel beim Tabellendritten Lazio und hat nun schon erheblichen Rückstand auf Juve.

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Inter Mailand - Chievo 3:1 (2:1)

Tore: 1:0 Cassano (2.), 1:1 Rigoni (21.), 2:1 Ranocchia (26.), 3:1 Milito (50.)

Internazionale hält weiter Anschluss an Champions-League-Qualifikationsplatz drei. Zum Abschluss des 24. Spieltags gelang den Nerazzurri gegen Cievo der 13. Sieg in dieser Saison.

Die Gastgeber erwischten im Giuseppe Meazza einen Traumstart. Nach einer Ecke kam Antonio Cassano aus spitzem Winkel zum Schuss. Unter gütiger Mithilfe von Torhüter Christian Puggioni fand der Ball den Weg ins Netz. Da waren noch keine 120 Sekunden gespielt.

Chievo zeigte sich allerdings keineswegs geschockt. Die Gäste aus Verona kreuzten immer mal wieder gefährlich vor dem Inter-Tor auf, unter anderem, als der ehemalige Stuttgarter Zdravko Kuzmanovic den Ball leichtfertig verlor, Chievo aber nicht zum Abschluss kam.

Zwischen der 21. und 26. Minute folgte dann Andrea Ranocchias großer Auftritt: Erst war Inters Innenverteidiger beim Ausgleich durch Luca Rigoni nicht im Bilde; Chievos Mittelfeldspieler durfte völlig frei vor Torhüter Samir Handanovic einschieben.

Nur fünf Minuten später bügelte Ranocchia seinen Lapsus aber wieder aus. Nachdem zuvor noch Cassano an Puggioni gescheitert war, traf der 34-Jährige abermals im Anschluss an eine Ecke per Kopf zur neuerlichen Führung für Inter.

Jetzt waren die Mailänder am Drücker und hatten Pech, als Walter Gargano bei einem Freistoß aus rund 25 Metern nur den Pfosten traf (37.).

Nach dem Wechsel wieder der Blitzstart der Gastgeber: Einen schönen Flankenlauf über die rechte Seite schaufelte Esteban Cambiasso noch in den Sechzehner. Dort stand der bis dato farblose Diego Milito. Kurze Ballannahme, schnelle Drehung, trockener Schuss aus 15 Metern, unhaltbar ins linke Eck (50.).

Kurze Zeit später verpasste Rodrigo Palacio ein Zuspiel des kaum zu bremsenden Cassano nur um Zentimeter, es wäre das 4:1 und damit die frühe Entscheidung gewesen. Danach ließen es die Nerazzurri etwas ruhiger angehen. Auch, weil von Chievo im zweiten Durchgang keinerlei Gefahr ausging.

Nach 75 Minuten hatte dann der eingewechselte Ricardo Alvarez mit einem Schuss aus spitzem Winkel die Chance. Noch bemerkenswerter war in derselben Minute aber die Einwechslung von Dejan Stankovic, der sein Comeback nach monatelanger Verletzungspause gab und frenetisch gefeiert wurde.

Bis zum Schlusspfiff tat sich dann nichts mehr. Inter hatte kein Interesse mehr an einem furiosen Spiel, die Gäste waren an diesem Tag schlicht nicht gut genug. Durch den Sieg hat Inter den Lokalrivalen Milan wieder überholt und bleibt mit einem Punkt Rückstand an Lazio dran. Für Chievo war es bereits die neunte Auswärtsniederlage der Saison.

Cagliari Calcio - AC Mailand 1:1 (1:0)

Tore: 1:0 Ibarbo (45.), 1:1 Balotelli (82./FE)

Vor Milans Gastspiel beim Tabellensechzehnten Cagliari Calcio waren die Rollen eigentlich klar verteilt. Doch die Sardinier, die sich nach einer katastrophalen Hinserie in der Rückrunde wieder einigermaßen gefangen haben, machten es den Mailändern beim Auswärtsdebüt von Mario Balotelli schwerer als gedacht und erkämpften sich ein Unentschieden.

In einer durchwachsenen ersten Halbzeit hatte Außenseiter Cagliari von Beginn an mehr vom Spiel und auch die gefährlicheren Abschlüsse. Bei Milan fehlte die Präzision im letzten Pass, die größte Gefahr ging von Fernschüssen aus. Das Spiel schien mit einem torlosen Remis in die Halbzeit zu gehen.

Doch kurz vor der Pause brachte Daniele Conti einen Freistoß aus dem linken Halbfeld in den Strafraum, Stürmer Victor Ibarbo stand zwar mit dem Rücken zum Tor, brachte den Kopfball aus elf Metern aber trotzdem perfekt aufs Tor und ließ Christian Abbiati im Kasten der Rossoneri keine Chance. Die nicht unverdiente Führung für den Underdog mit dem Pausenpfiff.

Die Mailänder kamen besser aus der Kabine und machten sofort Druck, hochkarätige Chancen waren aber vorerst Mangelware. Cagliari Calcio zog sich fast komplett zurück und überließ den Gästen das Spiel.

Knapp zehn Minuten vor Schluss dann Aufregung im Cagliari-Sechzehner: Nach einem Abschluss aus spitzem Winkel konnte Keeper Michael Agazzi den Ball mit dem Fuß zwar abwehren, die Kugel segelte aber hoch durch den Strafraum. Balotelli setzte zum Fallrückzieher an und wurde von Davide Astori sechs Meter vor dem Tor umgerissen. Der Schiedsrichter überlegte nicht lange: Gelb-Rot für den Verteidiger und Elfmeter für Milan. Balotelli trat an, verlud Agazzi und verwandelte eiskalt - das dritte Tor im zweiten Spiel für den Neuzugang, der seit seinem Debüt nun alle Milan-Tore gemacht hat.

Der AC drückte, beflügelt vom Ausgleich, nun noch mehr aufs Gas. In der dritten Minute der Nachspielzeit zappelte der Ball tatsächlich nochmal im Cagliari-Tor. Doch Balotellis Seitfallzieher wurde abgepfiffen, weil der Ball bei der Kopfballvorlage wohl knapp im Aus gewesen war.

Lazio Rom - SSC Napoli 1:1 (1:0)

Tore: 1:0 Floccari (11.), 1:1 Campagnaro (87.)

Lazio hat zwei wichtige Punkte im Kampf um Platz zwei verschenkt, Juventus Turin aber unfreiwillig trotzdem zu einem Big Point im Titelrennen verholfen. Die Himmelblauen mussten ohne den verletzten Miroslav Klose im Topspiel des 24. Spieltags beim 1:1 (1:0) gegen den Tabellennachbarn aus Neapel einen späten Ausgleich hinnehmen.

Napoli fand in der ersten Halbzeit kaum einmal ins Spiel und musste bereits nach elf Minuten den Rückstand schlucken. Lazios Rechtsverteidiger Abdoulay Konko kam über seine Seite durch. Seine Hereingabe fand in der Mitte Klose-Ersatz Sergio Floccari. Der profitierte von einem Stellungsfehler von Napolis Paolo Cannavaro und markierte die Führung.

In der Folge waren die Gastgeber weiter das aktivere Team, Floccari hatte bis zur Pause noch einige Szenen. Die beste Chance für die Gäste hatte Torjäger Edinson Cavani. Der Uruguayer traf nach einer Kombination über Marek Hamsik und Camilo Zuniga aber nur die Latte (38.).

Nach dem Wechsel stellte Coach Walter Mazzali sein System von 3-5-2 auf ein noch offensiveres 4-2-3-1 um. Die erste Chance hatte aber Lazios Hernanes, der im letzten Moment von Hugo Campagnaro gestoppt wurde (59.). Die Partie wurde nun auch immer ruppiger, bis zum Ende zückte Schiedsrichter Daniele Orsato insgesamt acht Mal Gelb.

Nach gut einer Stunde verstärkte Neapel den Druck immer mehr, der eingewechselte Lorenzo Insigne stellte die römische Abwehr vor einige Probleme. Es fehlte den Gästen aber an den ganz klaren Chancen.

Die hatte dafür wieder Lazio in Person von Senad Lulic, der bei seinem Versuch aber wiederum vom starken Campagnaro gestoppt wurde (74.). Zwei Minuten später scheiterte Hamsik nach Zuspiel von Insigne an Keeper Federico Marchetti. Zehn Minuten vor dem Ende ging Mazzali totales Risiko und brachte mit Emanuele Calaio einen vierten nominellen Angreifer.

Goran Pandew scheiterte kurz darauf per Kopf an Marchetti. Dann die turbulente Schlussphase: Gökhan Inler setzte in der 87. Minute einen Kopfball noch an die Latte. Die nachfolgende Ecke aber versenkte der starke Campagnaro zum Ausgleich. In der 90. Minute hatte Pandew die Chance zum Sieg für die Gäste, aber wiederum rettete Marchetti für die Gastgeber.

Auf der Gegenseite kam Floccari mit dem Kopf an den Ball, visierte aber in der ersten Minute der Nachspielzeit aus kurzer Distanz nur die Latte an. Durch das letztlich gerechte Remis wahrt Napoli den Sechs-Punkte-Vorsprung vor Lazio. Allerdings ist der Rückstand auf Juve auf fünf Punkte angewachsen.

Juventus Turin - AC Florenz 2:0 (2:0)

Tore: 1:0 Vucinic (20.), 2:0 Matri (41.)

Juventus Turin baut seine Tabellenführung aus und bleibt der Angstgegner der Fiorentina. Die Veilchen haben nunmehr gerade einmal eines der letzten 23 Duelle mit dem Erzrivalen gewinnen können.

Es entspann sich ein offener Schlagabtausch beider Offensivreihen. Die erste Chance vergab Juves Claudio Marchisio, als er ein feines Zuspiel von Andrea Pirlo volley nahm. Die nächsten drei Großchancen gehörten den Gästen, drei Mal aber war Gigi Buffon auf dem Posten.

Zunächst schickte Luca Toni Stevan Jovetic mit einem klugen Pass steil, Buffon konnte den Torschuss gerade noch blocken. Anschließend entschärfte der Keeper einen Volleyschuss von Juan Cuadrado, um ein Haar wäre Toni an den Abpraller noch herangekommen. Und es blieb brenzlig für Juve: Jovetic zwang Buffon von Höhe des Elfmeterpunkts zu einer spektakulären Fußabwehr.

Stattdessen schepperte es in der 20. Minute auf der anderen Seite: Mirko Vucinic schnappte sich einen ungenügend abgewehrten Ball von Gonzalo Rodriguez und nagelte den Ball unter die Latte. Nur zwölf Minuten später hätte Vucinic das 2:0 machen müssen, als erneut Rodiguez ihn frei aufs Tor zulaufen ließ. Doch der Stürmer traf, statt auf Alessandro Matri querzulegen, aus der Nahdistanz nur Florenz-Keeper Emiliano Viviano.

Dennoch konnte Juve noch vor der Pause erhöhen - und zwar kurios! Arturo Vidal spielte Matri mit einem Tunnel sehenswert frei, und der Stürmer traf, obwohl er beim Ausholen seinen Schuh verloren hatte. Sockenschuss!

Auch nach der Pause hielt Buffon gegen Romulo und Mounir El Hamdaoui seinen Kasten sauber. Ein paar Personalien sorgten dennoch für Sorgenfalten bei Juve: Torschütze Vucinic musste mit einer Blessur am rechten Knie raus, Marchisio and Federico Peluso fehlen in der kommenden Woche bei der Roma gelbgesperrt.

Der 24. Spieltag auf einen Blick