Schmelztiegel San Siro

Von Christian Bernhard
Gesichter des Meisterkampfs: Juves Quagliarella (l.) gegen Milan-Kapitän Ambrosini
© Getty

Meister Milan empfängt am 25. Serie-A-Spieltag Juventus zum Spitzenspiel um den Titel. Wie verkraften die Mailänder das Fehlen von Zlatan Ibrahimovic und Kevin-Prince-Boateng? Bleibt Juve weiter ungeschlagen? Die wichtigsten Informationen zum Knaller in San Siro.

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Was ist bei Milan los? Boateng-Cassano-Ibrahimovic: So lautete Milans Offensivtrio beim 0:2 in der Hinrunde in Turin. Im Rückspiel ist keiner der drei am Start: Cassano fehlt bereits seit Dezember wegen seiner Herz-Operation, Ibrahimovic ist gesperrt und Boateng weiter am linken Oberschenkel verletzt, wie Coach Massimiliano Allegri auf der Spieltags-Pressekonferenz am Freitag verkündete. Statt Boateng-Ibrahimovic-Cassano wird es nun wohl Emanuelson-Pato-Robinho heißen, denn auch Maxi Lopez fehlt verletzt.

Wie wichtig Zlatan Ibrahimovic für die Rossoneri ist, zeigte nicht erst seine Gala-Vorstellung (ein Tor plus zwei Assists) gegen Arsenal: Mit 22 Toren und elf Vorlagen in 27 Spielen ist er mit Abstand der gefährlichste Milan-Spieler. Doch die Mailänder haben nicht nur in den vergangenen zwei Ligaspielen bewiesen, dass sie auch ohne ihren Leader erfolgreich sind: Seit Ibra bei Milan ist, hat er 16 Spiele gefehlt - zehn gewann der AC, nur zwei verlor er.

"Ohne Ibrahimovic werden sie noch mehr ihre Qualität unter Beweis stellen wollen", sagte Juves Giorgio Chiellini gegenüber "Sky Sport 24". Auch ohne Ibrahimovic erzielte der beste Angriff der Liga (48 Tore) in den letzten beiden Auswärtsspielen fünf Treffer.

Außerdem hofft Milan auf den Pato-Effekt: Vergangene Saison fehlte Ibra im vorentscheidenden Derby gegen Inter auch - und Pato erzielte beim 3:0-Sieg zwei Tore. Auch ohne Ibrahimovic und Boateng: Das Selbstvertrauen in Milanello ist riesengroß. "Wenn wir so spielen, wie wir es können, gibt es für niemanden was zu holen", unterstrich Robinho im Interview mit "La Stampa".

Was ist bei Juve los? Juve ist immer noch ungeschlagen, hat beide bisherigen Saisonduelle gegen Milan gewonnen, ein Nachholspiel in der Hinterhand und die mit Abstand beste Abwehr der Liga (14 Gegentore). Von der Favoritenrolle wollen die Turiner aber dennoch nichts wissen. "Milan ist der Favorit. Sie sind der Titelverteidiger, haben mehr Erfahrung als wir und tun sich leichter, in den Spielen den Sack zuzumachen", sagte Claudio Marchisio dem "Corriere della Sera".

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Die Turiner setzen auf das Kollektiv - und auf Kontinuität. Zehn der elf Spieler, die beim 2:0 in Turin in der Startelf standen, werden wohl auch in San Siro von Beginn an dabei sein. Einzig Milos Krasic wird durch Alessandro Matri oder Fabio Quagliarella ersetzt. Geändert hat sich allerdings das Spielsystem: Während Coach Antonio Conte sein Team im Oktober im 4-1-4-1-System spielen ließ, läuft es diesmal im 3-5-2 auf.

Dreh- und Angelpunkt ist Ex-Milan-Spieler Andrea Pirlo. "Andrea hat unser Team verändert", unterstreicht Chiellini. "Er hat eine neue Herausforderung gesucht und beweist Tag für Tag, was für ein herausragender Spieler und Persönlichkeit er ist."

Intensität und Leidenschaft: Conte hat seinem Team vor allem diese zwei Eigenschaften eingetrichtert. "Juve lässt dir von der ersten bis letzten Minute keine Verschnaufpause. Sie sind sehr lauffreudig und spielen mit hoher Intensität", sagt Allegri über den Gegner. "Wir haben keinen Ibrahimovic, aber die Entschlossenheit und der Wille, den wir auf den Platz bringen, geben uns recht", sagt Chiellini.

Historie: Knapp sieben Jahre ist es her, dass sich Milan und Juve in San Siro zum letzten Mal als direkte Konkurrenten um den Meistertitel gegenüberstanden. Die Bianconeri gewannen das Duell damals mit 1:0, David Trezeguet hatte eine Fallrückzieher-Flanke von Alessandro Del Piero per Kopf verwertet.

Das Spiel am Samstag ist das fünfte Scudetto-Duell beider Teams in Milans Berlusconi-Ära: Zweimal gewann Milan, einmal Juve, einmal endete es unentschieden.

Jetzt also Nummer fünf: Der diesjährige Scudetto zieht das Rossoneri-Umfeld noch mehr in seinen Bann, da Milan und Inter momentan bei 18 gewonnenen Meistertiteln stehen. Mit der Titelverteidigung würden die Rossoneri also auch den Lokalrivalen hinter sich lassen.

Doch Rekordmeister Juventus (27 Titeln) wird alles dafür tun, dass der Scudetto nach sechs Jahren in Serie Mailand wieder verlässt. "Ziel ist es, Meister zu werden", bekräftigte Arturo Vidal, der nach seiner Gelbsperre ins Team zurückkehrt.

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