Perfekter Juve-Einstand - Pleite für Inter

Von SPOX
Inter mit Walter Samuel (l.) verspielte in Palermo eine 2:1-Führung und ging leer aus
© Getty

Zum Serie-A-Auftakt kassierte Inter Mailand in einem turbulenten Spiel eine 3:4-Niederlage in Palermo. Andrea Pirlo zauberte beim 4:1-Sieg von Juventus gegen Parma, während sich die Roma gegen Cagliari blamierte. Miroslav Klose holte mit Lazio Rom ein 2:2 bei Meister AC Milan. Bayern-Gegner Napoli startete mit einem 3:1-Sieg in Cesena.

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Palermo - Inter 4:3 (0:1)

Tore: 0:1 Milito (33.), 1:1 Miccoli (48.), 1:2 Milito (51./Elfm.), 2:2 Hernandez (54.), 3:2 Miccoli (86.), 4:2 Pinilla (88.), 4:3 Forlan (90.)

Der entthronte Meister reiste mit dem neuen 3-4-3-System nach Sizilien - und ging damit baden. In einer mitreißenden Partie behielt Palermo dank einer Energieleistung und eines Doppelschlags kurz vor Schluss die Oberhand.

Bei Inter saß Wesley Sneijder zunächst auf der Bank, kam aber in der 34. Minute für den verletzten Mauro Zarate in die Partie. Im Angriff gab Diego Forlan sein Serie-A-Debüt, sein Treffer in der Schlussminute brachte Inter aber nichts mehr ein.

Palermo, das im Sommer fünf Stammspieler abgab, drehte einen zweimaligen Rückstand mit viel Herz und dank Kapitän Fabrizio Miccoli.

Der große Serie-A-Check: Angriff aus der ewigen Stadt

Juventus - Parma 4:1 (1:0)

Tore: 1:0 Lichtsteiner (16.), 2:0 Pepe (58.), 3:0 Vidal (73.), 4:0 Marchisio (83.), 4:1 Giovinco 90., FE.)

Perfektes Pflichtspiel-Debüt für Juve im neuen, ausverkauften "Juventus Stadium": Gegen Parma siegten die Bianconeri souverän mit 4:1, bester Mann auf dem Feld war Andrea Pirlo, der das 1:0 und 4:0 herrlich vorbereitete und das Juve-Spiel lenkte und leitete.

Juves Bank zu Spielbeginn konnte sich sehen lassen: Arturo Vidal, Eljero Elia, Milos Krasic, Mirko Vucinic und Luca Toni waren Teil davon. Krasic und Vucinic waren nach kleineren Wehwehchen nicht topfit, Elia und Vidal haben erst wenige Trainingseinheiten hinter sich und müssen die Ideen von Coach Antonio Conte noch verinnerlichen.

Das Pflichtspiel-Premierentor im neuen Stadion schoss der Schweizer Stephan Lichtsteiner nach toller Vorarbeit von Pirlo. Juve blieb am Drücker und bekam in Minute 39 zu Unrecht das 2:0 aberkannt: Alessandro Matri stand beim Kopfball nicht im Abseits. Von Parma war in Halbzeit eins nichts zu sehen, Sebastian Giovinco blieb wie seine Teamkollegen blass.

Nach der Pause hatte Juve eine kleine Schrecksekunde zu überstehen, als Gianluigi Buffon eine Flanke erst im Nachfassen sicher hatte (53.). Am Spielgeschehen änderte sich nichts: Juve machte weiter Druck und Simone Pepe traf zum 2:0. Kapitän Alessandro Del Piero, der mit Matri den Sturm bildete, hatte das Tor vorbereitet. Nur drei Minuten zuvor hatte Matri den Pfosten getroffen.

In Minute 68 feierte Vidal sein Debüt für Juve - und traf bereits fünf Minuten später mit einem sehenswerten Schuss aus rund 17 Metern. Conte hatte mit der Einwechslung des Ex-Leverkuseners auf 4-3-3 umgestellt. Pirlo krönte seine super Leistung mit dem nächsten Traumpass auf Claudio Marchisio, der Parma-Keeper Antonio Mirante sehenswert mit einer Direktabnahme überlupfte.

Kurz vor Schluss kamen die Gäste durch Giovinco zum Ehrentreffer. Der Parma-Spielmacher verwandelte einen Foulelfmeter sicher, den Juve-Linksverteidiger Paolo De Ceglie mit einer Notbremse verursacht hatte. De Ceglie sah folgerichtig die Rote Karte.

Umbruch mit Antonio Conte: Zurück zur schwarzweißen DNA

AS Rom - Cagliari 1:2 (0:0)

Tor: 0:1 Conti (68.), 0:2 El Kabir (90.+4), 1:2 De Rossi (90. +6)

Für die Roma kommt es weiter knüppelhart: Nach dem überraschenden Aus in den Europa-League-Playoffs gegen Bratislava setzte auch beim Ligaauftakt eine Pleite - und das auch noch zuhause. Luis Enrique wartet dadurch weiter auf seinen ersten Sieg als Roma-Coach.

Auch ohne den Ex-Wolfsburger Simon Kjaer, der nicht im Kader stand, schickte der spanische Trainer gleich sechs Neue aufs Feld. Bojan Krkic und Pablo Osvaldo bildeten zusammen mit Kapitän Francesco Totti den Dreiersturm. Die Giallorossi machten das Spiel, waren vor der Pause aber nicht wirklich gefährlich.

In der zweiten Halbzeit brachte Luis Enrique Marco Borriello, der gleich am glänzenden Michael Agazzi scheiterte (63.). Nur fünf Minuten später dann Teil eins des Roma-Schocks: Daniele Conti, Sohn von Roma-Legende Bruno, brachte die Sarden in Führung. Eine Minute später flog auch noch Romas Jose Angel mit Rot vom Platz - der Spanier hatte laut Schiedsrichter Nicola Rizzoli gegen Davide Biondini nachgetreten. Trotz Unterzahl machte die Roma jetzt richtig Druck und kombinierte auch gut, der Ausgleich fiel aber nicht mehr.

Im Gegenteil: Moestafa El Kabir machte in der Nachspielzeit alles klar. Mit dem Schlusspfiff setzte Daniele De Rossi nach einem Totti-Freistoß den Abpraller ins Tor, das war's dann aber endgültig.

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Cesena - Napoli 1:3 (1:1)

Tore: 0:1 Lavezzi (3.), 1:1 Guana (24.), 1:2 Campagnaro (67.), 1:3 Hamsik (87.)

Premiere in der Serie A: Erstmals fand ein Erstliga-Spiel in Italien auf einem Kunstrasen statt. Napoli schien sich perfekt auf die ungewohnten Gegebenheiten eingestellt zu haben und ging bereits nach drei Minuten in Führung.

Nach einem langen Einwurf von Hugo Campagnaro traf Argentiniens Nationalspieler Ezequiel Lavezzi zum 1:0. Lavezzi bildete zusammen mit Edinson Cavani und etwas überraschend Neuzugang Mario Santana den Dreiersturm - Marek Hamsik saß wohl mit Blick auf die Champions League auf der Bank.

Die Gastgeber waren aber nicht geschockt und kamen durch Roberto Guana zum Ausgleich (24.). In einer munteren Partie flog Cesenas Yohan Benalouane in Minute 55 mit Gelb-Rot vom Platz. Napoli-Coach Walter Mazzarri brachte Hamsik und in der 67. Minute traf Campagnaro zum 2:1 - nach Vorlage von Hamsik. Napoli machte nun richtig Druck und spielte konsequent auf das 3:1.

Nachdem Cavani und Neuzugang Goran Pandew, der ebenfalls eingewechselt wurde, Chancen ausließen (Pandew brachte das Kunststück fertig, den Ball aus wenigen Metern bei leerem Tor an die Querlatte zu schießen), sorgte Hamsik mit einem fulminanten Schuss aus 14 Metern für den 3:1-Endstand (87.)

Milan - Lazio 2:2 (2:2)

Tore: 0:1 Klose (12.), 0:2 Cisse (21.), 1:2 Ibrahimovic (29.), 2:2 Cassano (33.)

Die Reaktionen:

Edy Reja (Trainer Lazio): "Er (Klose, Anm. d. Red.) ist ein erfahrener Spieler, mit dem wir weit kommen werden. Nicht alle sind imstande, Milan in San Siro so in Schwierigkeiten zu bringen, wie wir es gemacht haben. Wir haben Charakter bewiesen. Wenn wir so gegen alle spielen, sind wir eine Mannschaft für die vordersten Plätze."

Stefano Mauri (Lazio, Star des Spiels): "Die beiden (Klose und Cisse, Anm. d. Red.) sind keine Überraschung, sie haben immer Tore gemacht und werden auch in Zukunft treffen. Sie ergänzen sich gut, schon bald werden noch besser harmonieren."

Pressestimme "Gazzetta dello Sport": "Klose und Cisse sind die neuen Idole Lazios. Sie geben der Mannschaft, was ihr in der letzten Saison gefehlt hatte: Tore, Persönlichkeit und Charakter. Das deutsch-französische Duo wird Lazio beflügeln."

Pressestimme "Corriere dello Sport": "Feuerwerk mit den Toren von Klose und Cisse, die sich als beste Einkäufe des Sommers erweisen. Das Stürmerduo ist eine tödliche Mischung, das Lazio zum Erfolg führen kann."

Bei Milan fehlten die angeschlagenen Seedorf, Robinho und Zambrotta. Van Bommel und Pato saßen nur auf der Bank, Aquilani gab sein Debüt für die Rossoneri.

Lazio überraschte den Meister mit einer zielstrebigen Spielanlage, die vor allem über die Außen effektiv war. Die offensive Dreierreihe um Cisse, Hernanes und Mauri rochierte zusammen mit Klose sehr viel, so dass Milan kaum Zugriff hatte.

So entstand auch die Führung: Mauri hatte rechts außen viel Platz und genug Zeit, um sich den Ball auf den linken Fuß zu legen. Sein Chip in den Strafraum wurde von Klose wunderbar mit rechts mitgenommen. Der Nationalstürmer drehte sich anschließend um den schwachen Nesta und knallte die Kugel mit links aus kurzer Distanz ins Tor.

Cisse trifft per Kopf

Kurz darauf musste Gattuso nach einem Zusammenprall mit Nesta vom Platz, für ihn kam van Bommel. Gattuso wurde im Krankenhaus aufgrund von Augenproblemen untersucht.

Milans Angriffsbemühungen fehlten das Tempo und die Genauigkeit, so dass man sich immer wieder in Einzelaktionen verhedderte oder ein planloser langer Ball die Folge war. Lazio dagegen auch beim zweiten Treffer gnadenlos effektiv und zielstrebig: Mauri hatte auf rechts erneut viel zu viel Platz und wurde nicht angegriffen. Seine butterweiche Linksflanke in die Mitte verwertete Cisse im Duell mit Nesta mit einem tollen Kopfball ins linke Eck.

In der Folge zog sich Lazio etwas zurück und ließ die uninspirierten Rossoneri kommen - und aus dem Nichts fiel plötzlich der Anschlusstreffer: Abate startete rechts durch und passte nach innen zu Aquilani, der sofort Cassano rechts im Strafraum bediente. Der setzte sich gegen den orientierungslosen Brocchi durch und bediente mit einem Flachpass Ibrahimovic, der in der Mitte problemlos ins leere Tor einschob.

Hernanes fast mit dem 3:2

Milan war bemüht, das Tempo weiter hoch zu halten und kam kurz darauf zum Ausgleich: Nach einem Boateng-Schuss vom rechten Strafraumeck landete der folgende Eckball am ersten Pfosten bei Cassano, der den Ball links ins lange Eck einköpfte.

Lazio zeigte sich vom schnellen Ausgleich jedoch keinesfalls geschockt und hätte nur drei Minuten nach dem 2:2 die erneute Führung erzielen müssen. Konko startete auf rechts durch und passte auf den Elfmeterpunkt zum blank stehenden Hernanes zurück. Doch dessen kläglicher Schuss verfehlte das Tor deutlich.

Milan startet in die zweite Hälfte mit mehr Zug zum Tor und hatte schon zwei Minuten nach Wiederanpfiff durch Cassano eine gute Gelegenheit. Lazio zog sich in der Folge zurück und baute auf sein schnelles Umschaltspiel und Konter. Doch bei diesen Bemühungen gingen die Bälle zu schnell verloren, so dass man kaum mehr für Entlastung sorgen konnte.

Cassano scheitert am Pfosten

Nach 63 Minuten war es wieder Cassano, der nur knapp am 3:2 scheiterte: Nach einem Ibrahimovic-Heber auf die linke Seite wurde Cassano von Konko nicht angegriffen und scheiterte mit seinem Rechtsschuss am linken Pfosten.

Fast postwendend die beste Lazio-Chance: Nach einem langen Ball auf den gestarteten Cisse kam Abbiati ohne Not aus seinem Tor heraus. Cisse legte sich die Kugel im Duell mit Nesta am Keeper vorbei Richtung Tor, doch Nesta klärte in höchster Not.

Kurz darauf musste Miro Klose den Platz verlassen. Der Nationalstürmer zeigte bei seinem Serie-A-Debüt eine ansprechende Leistung, hatte zwar wenige Ballkontakte, war aber viel in Bewegung und rochierte auch oft auf die Außen. Das Wichtigste jedoch: Ein Spiel, ein Tor.

In der Schlussphase drängte Milan auf den Dreier, biss sich aber an der kompakten Lazio-Defensive die Zähne aus. Die Leistung des Meisters hat noch viel Luft nach oben: Die Defensive wirkte teilweise wacklig und wenig aufeinander abgestimmt, den Angriffsbemühungen fehlte es meist an Tempo und Zielstrebigkeit. Unter dem Strich ein verdientes Remis für Lazio, das allerdings weiterhin seit 22 Jahren auf einen Sieg beim AC wartet.

Star des Spiels: Stefano Mauri. Oft anspielbar, viel unterwegs und meist mit klugen Ideen beim Umschaltspiel auf Offensive. Bereitete zudem die ersten beiden Lazio-Tore blitzsauber vor. Im zweiten Durchgang mehr in der Defensive beschäftigt, aber auch dort mit großen Laufpensum und ordentlichen Zweikampfwerten.

Der 1. Serie-A-Spieltag im Überblick