Chaos in Italien: Wettskandal erreicht Serie A

SID
Wurde in Bologna unter Hausarrest gestellt: Ex-Nationalspieler und Lazio-Ikone Giuseppe Signori (M.)
© Getty

Verabreichte Schlafmittel und Verdacht der Spielmanipulation - ein großangelegter Wettskandal lässt den italienischen Fußball erneut im Chaos versinken.

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Insgesamt 13 aktive oder ehemalige Profis sind in den Sog der Ermittlungen geraten, die nach Angaben der ermittelnden Staatsanwälte bald auch Spiele der gerade abgeschlossenen Serie-A-Saison betreffen könnten.

Sechs Spieler wurden verhaftet, zu ihnen zählt der ehemalige italienische Nationalspieler und Lazio-Star Giuseppe Signori, der in seiner Wohnung in Bologna unter Hausarrest steht.

Weitere Verhaftungen

Verhaftet wurden auch der ehemalige Fiorentina-Mittelfeldspieler, Mauro Bressan, der Ex-Kapitän von US Bari, Antonio Bellavista, der Torwart des Drittligisten Cremonese, Marco Paoloni, der Kapitän des Zweitligisten Ascoli Calcio, Vincenzo Sommese, und der Torhüter von CUS Chieti, Gianluca Tuccella.

Ermittlungen laufen auch gegen den Kapitän des Serie-A-Aufsteigers Atalanta Bergamo, Cristiano Doni, und gegen den ehemaligen Sampdoria-Star Stefano Bettarini.

Atlantas Aufstieg gefährdet

Wegen der Verwicklung Donis in den Skandal könnte Atalantas Aufstieg in die Topliga gefährdet sein. Gegen Doni hatten die Staatsanwälte bereits 2000 im Rahmen eines Wettskandals ermittelt, der 38-jährige Atalanta-Kapitän war jedoch freigesprochen worden. In den Sog des Skandals sind insgesamt 44 Personen geraten, 16 davon wurden verhaftet.

Auslöser der Affäre ist Cremonese-Torhüter Paoloni. Dieser wird beschuldigt, am 14. November 2010 vor dem Spiel der Drittligisten Cremonese-Paganese Schlafmittel in die Getränke seiner Teamkollegen geschüttet zu haben, um die Leistungsfähigkeit seiner Mitspieler zu schwächen.

Schlafmittel in Getränken

Fünf Spieler meldeten daraufhin Beschwerden, ein Cremonese-Kicker baute wegen der Auswirkungen des Schlafmittels einen Unfall. Nach Blutuntersuchungen entdeckte Cremoneses Vereinsarzt Schlafmittelspuren und alarmierte die Polizei.

Die Ermittlungen ergaben, dass der hoch verschuldete Paoloni möglicherweise zum Drahtzieher eines großangelegten Wettrings avancierte, in dem auch Signori eine Hauptrolle gespielt haben soll.

Riesige Geldsummen aus Italien und dem Ausland sollen für Wetten mit manipulierten Spielen eingesetzt worden sein. Die Ermittler vermuten, dass mit den Wetten auch die neapolitanische Mafia ihr Geld gewaschen haben könnte.

Manipulationsverdacht auch in Serie A

Fraglich ist, ob der wegen Kapitän Doni skandalumwitterte Zweitligist Atalanta überhaupt in die Serie A aufsteigen wird. Auch die Topliga könnte bald vom Skandal erschüttert werden.

Der ermittelnde Staatsanwalt Guido Salvini vermutet Manipulationen bei der Begegnung Brescia gegen Bologna (3:1 am 2. April).

"Die Serie A ist die zweite Etappe unserer Untersuchung", sagte ein Ermittler. Verbandspräsident Giancarlo Abete kündigte an, dass der Fußballverband FIGC als Zivilkläger gegen die unter Verdacht stehenden Kicker vorgehen will.

Der Präsident des Nationalen Olympischen Komitee von Italien CONI, Gianni Petrucci, zeigte sich erschüttert. "Ich bin sprachlos und entrüstet. Der italienische Fußball darf nicht von unmoralischen Personen gedemütigt werden, die mit ihrem verheerenden Verhalten das Ansehen beschmutzen."

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