Mit besten Grüßen an Barbara

Von Fatih Demireli
Wem Patos Fingerzeig wohl gilt? Gegen Inter erzielte der junge Brasilianer seine Saisontore 12 und 13
© Getty

Inter demontiert, den direkten Vergleich gesichert und dem Scudetto noch ein Stück näher gerückt: Der AC Milan ist auf Wolke sieben. Vor allem dank seines Ausnahmekönners Pato, der seinen Sieg seiner Herzensdame widmete. Bei Inter stand vor allem Trainer Leonardo im Blickpunkt.

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Pato hatte es eilig. Er wollte das Weite suchen, aber die Schnelligkeit, die er in den 84 Minuten zuvor bis zu seiner Auswechslung auf dem Platz präsentiert hatte, brachte ihm in den Katakomben des San Siro herzlich wenig.

"Pato, wem widmest Du deine Tore?", wollte ein Reporter wissen. Pato redete nicht um den heißen Brei: "Ich denke, Ihr wisst es..."

Barbara Berlusconi, Tochter von Silvio und das Herzblatt Alexandres, war der Glücksbringer des Doppeltorschützen beim 3:0 des AC Milan im Derby gegen Inter. Die TV-Kameras zeigten die schöne Barbara fast öfter als die Wiederholung der Tore.

Seedorf überragend

Den hochverdienten Milan-Sieg aber nur auf Barbara Berlusconi zu reduzieren, wäre zu einfach - und würde der Leistung der Rossoneri nicht gerecht. "Wir sind eine Einheit und wir verdienen den Erfolg. Zurzeit gelingt uns viel, weil wir als Team auftreten", sagte etwa Clarence Seedorf.

Der Milan-Triumph brachte an diesem Abend viele Helden hervor: Seedorf war einer von ihnen. Er allein hatte 99 Ballkontakte, brachte 61 seiner 66 Pässe an den Mann. Gemeinsam mit Mark van Bommel, Gennaro Gattuso und Kevin-Prince Boateng zog er Inter durch eine gnadenlose Mittelfelddominanz den Zahn.

Besonderer Empfang für Leonardo

Der Titelverteidiger kam selten bis nie zur Entfaltung und ergab sich seinem Schicksal. "Zugegeben, Milan hat das heute schon sehr gut gemacht", sagte Javier Zanetti. "Wenn man schon nach einer Minute in Rückstand gerät, wird es schwer. Man muss seine gesamten Pläne umwerfen", analysierte Inters Coach Leonardo.

Der Brasilianer stand beim Mailänder Derby unter besonderer Beobachtung. Die Milan-Legende trat erstmals nach seinem Wechsel zu Inter auf seine alte Liebe. Die Milan-Fans empfingen ihr einstiges Idol mit unzähligen Spruchbändern und Sprechchören.

"Leonardo da Vinci, Leonardo da Perde", lautete eine der Botschaften. Leonardo der Verlierer. Was die Mailänder Derbys betrifft, liegen die AC-Fans gar nicht so falsch: Als Milan-Trainer verlor er beide Spiele gegen Inter und am Samstagabend setzte er diese Serie fort.

Verdrängungstherapie für Milan

Leonardos Tore-Bilanz: 0:9. Die Schadenfreude bei den Milan-Fans: unermesslich. "Ich habe natürlich gesehen und gehört, wie sie mich empfangen haben", so Leonardo. "Ich weiß, was ich mit Milan erreicht habe, und ich bin stolz darauf. Ich respektiere hier jeden."

Respekt zollte er vor allem einem jungen Mann: "Es überrascht mich nicht, was Pato gezeigt hat. Ich kenne ihn ja gut." Zu gut. Milan hat es schließlich Leonardo zu verdanken, dass der Ausnahmestürmer 2007 von Internacional zu Milan wechselte. Leonardo scoutete, empfahl und lotste schließlich Pato nach Mailand.

"Ich freue mich für uns, nicht weil wir Leonardo besiegt haben", so Pato. "Ich bin glücklich, dass ich bei einem so großen Spiel ausschlaggebender Faktor zum Sieg war", sagte der Stürmer, der gegen Inter seine Saisontore 12 und 13 erzielte.

Patos Tore linderten auch den Schmerz des frühen Scheiterns in der Champions League gegen Tottenham Hotspur. Seedorf etwa, der in London noch Tränen der Verzweiflung weinte, tanzte ungeachtet seiner 35 Jahre wie ein Jungspund übers Grün.

Ranocchia: "Titel nicht abschreiben!"

Und womöglich hat Pato Inter die große Chance auf den sechsten Meistertitel in Folge vermasselt, auch wenn die Nerazzurri das noch nicht wahrhaben wollen. "Fünf Punkte sind viel, aber entscheidend war das Derby noch nicht", sagte Leonardo. "Ein Klub wie Inter kann nicht jetzt schon den Titel abschreiben", erklärte Andrea Ranocchia.

Doch auch in Mailand weiß man, was das Derby bedeutet: "Es könnte ein psychologischer Wendepunkt für uns sein. Das Spiel hat uns nicht den Scudetto gesichert, aber es gibt uns Auftrieb für die kommenden Aufgaben", so Milan-Trainer Massimilano Allegri.

Mit dem Doppelsieg (1:0 im Hinspiel, 3:0 im Rückspiel) hat Milan auch den direkten Vergleich gegen seinen Verfolger für sich entschieden. Mit einem Zweifach-Triumph im Rücken holte Inter in der vergangenen Saison die Meisterschaft.

Milan - Inter: Die Bilanz

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