"Schweinsteiger wäre hier sehr willkommen"

Von Interview: Florian Bogner
Der Ex-Bremer Diego absolvierte in der abgelaufenen Saison 44 Pflichtspiele für Juventus Turin
© Getty

Diegos erste Saison bei Juventus Turin lief schlecht. Dennoch hat der ehemaliger Bremer nicht an Kampfgeist eingebüßt und will in der neuen Spielzeit wieder voll angreifen. Diego über den Neuanfang bei Juve, Gerüchte um Bastian Schweinsteiger, seine Probleme in Italien und die verpasste WM.

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SPOX: Diego, bei Juve lief in dieser Saison so ziemlich alles schief, am Ende sprang nur Platz sieben heraus. Nun gibt es einen Neuanfang mit einer neuen Klubführung und einem neuen Trainer. Werden Sie bei diesem Neuanfang dabei sein?

Diego: Na klar will ich bei diesem Neuanfang mit dabei sein. Ich habe in der letzten Saison mit Sicherheit nicht so gespielt, wie ich es erhofft hatte. Wir alle nicht. Aber nun will ich den Juve-Fans beweisen, dass ich es kann. Wir hatten in der vergangenen Saison einen nicht enden wollenden Negativlauf, was jeder Mannschaft mal passieren kann.

SPOX: Aber die abgelaufene Saison war doch wirklich mehr als enttäuschend.

Diego: Am liebsten würde ich gar nicht mehr davon sprechen, was war, sondern nur noch nach vorne schauen. Aber wie ich schon sagte: Jedes Team macht mal so eine Phase durch. Trotzdem muss ich sagen, dass das Team sich nie aufgegeben hat, sondern alles dafür getan hat, dass wir da raus kommen. Wir müssen jetzt den Kopf hoch nehmen, weiter hart arbeiten. Und wir dürfen in der nächsten Saison nicht wieder dieselben Fehler machen.

SPOX: Mit Luigi Del Neri steht nun der neue Trainer fest. Del Neri setzt eigentlich immer auf ein 4-4-2 mit klassisch offensiven Flügelspielern. Ist da Platz für Sie?

Diego: Ich werde dem Trainer immer helfen, egal in welcher Formation wir spielen. Ich kann auch auf dem Flügel spielen, wenn er das möchte.

SPOX: Als Del Neri Trainer in Porto war, plante er ohne Sie. Glauben Sie, dass es beim zweiten Mal besser klappt?

Diego: Ich habe mit Del Neri bei Porto ja nur kurz zusammengearbeitet. Klar würde ich es noch mal mit ihm versuchen. Als Spieler bin ich dem Klub verpflichtet, unabhängig vom Trainer.

SPOX: Die 'Gazzetta dello Sport' schrieb diese Woche, dass Juventus an Bastian Schweinsteiger interessiert ist. Würden Sie gerne mit ihm zusammenspielen?

Diego: Schweinsteiger ist ein großartiger Spieler. Er hat eine exzellente Saison mit Bayern gespielt. Er hat genügend Erfahrung, hat schon eine WM und zwei EM-Turniere gespielt. Er wäre hier bei Juventus sicherlich sehr willkommen!

SPOX: Es gibt ebenso neue Gerüchte über Sie und den FC Bayern.

Diego: Gerüchte interessieren mich nicht. Soweit ich weiß, bin ich immer noch ein Juve-Spieler - und als solcher werde ich auch ab nächster Woche meinen Urlaub genießen...

SPOX: Ihr Interims-Coach Alberto Zaccheroni sagte vor kurzem: 'In der Bundesliga hatte Diego viel Raum zur Verfügung. Hier musste er lernen, sich auf ganz engem Raum zu bewegen.' Teilen Sie diesen Eindruck?

Diego: Es stimmt, der Fußball in Italien ist sehr viel defensiver und engmaschiger als in Deutschland, daran gibt es keinen Zweifel. In der Bundesliga spielt man viel offensiver, was dazu führt, dass man als Offensivspieler mehr Platz zur Verfügung hat. Sie fragen, ob ich damit zurecht komme? Nun, jeder Spieler muss sich dem Stil der Liga anpassen, in der er gerade spielt. Und ich denke, dass ich das gemacht habe.

SPOX: Es hatte den Eindruck, dass Sie weder unter Ciro Ferrara noch unter Zaccheroni die richtige Position für sich auf dem Feld gefunden haben.

Diego: Ich denke nicht, dass es daran lag, dass ich nicht die ideale Position auf dem Feld gefunden habe. Das ganze Team hat versagt. Keiner hat das gespielt, was er könnte. Ich stelle mich nicht hin und sage: Ich spiele dort oder dort. Der Trainer entscheidet und ich spiele eben da, wo er mich hinstellt. Aber klar ist auch, dass ich am liebsten in der zentralen Rolle spiele.

SPOX: Die italienische Presse hat Ihnen mitunter vorgeworfen, zu wenig Verantwortung übernommen zu haben. Was antworten Sie?

Diego: Ich antworte, dass ich mich noch nie aus der Verantwortung gestohlen habe und das auch nie tun werde. Ich werde immer mein Bestes geben, um das Juve-Trikot zu ehren. Ich weiß, dass wir eine schwache Saison gespielt und nicht die Titel erreicht haben, die wir uns erwünscht haben. Daran sind wir aber alle schuld, nicht nur ich.

SPOX: Ihre besten Spiele lieferten Sie ab, wenn Vincenzo Iaquinta mit auf dem Feld stand. Haben Sie zu ihm eine besondere Bindung aufgebaut?

Diego: Es stimmt, ich habe zu Iaquinta relativ schnell einen guten Draht gefunden. Leider war er lange verletzt, was sehr schlecht für Juventus war. Wir haben ihn wirklich sehr vermisst. Ich denke nicht, dass an unserem Zusammenspiel etwas besonders ist - wir haben uns einfach nur fußballerisch schnell sehr gut verstanden.

SPOX: Trotz der schwierigen Saison hatten Sie mit 44 Einsätzen die meisten aller Spieler im Kader - ein Zeichen von Vertrauen. Was nehmen Sie Positives aus dem ersten Jahr Italien mit?

Diego: Dass ich so viele Spiele gemacht habe, hat mir geholfen, mich dem italienischen Stil anzupassen. Das heißt für mich, dass ich nächste Saison noch besser sein werde. (lacht)

SPOX: Kann Juve in der kommenden Saison wieder ganz oben mitspielen?

Diego: Wir haben alles, was man braucht, um oben mitzuspielen. Wir hatten auch diese Saison schon genügend Potenzial, aber leider lief alles schief.

SPOX: Juve kann derzeit neidisch auf Inter blicken. Wie beurteilen Sie die Leistung Ihres Ex-Trainers Jose Mourinho in Mailand?

Diego: Mourinho hat wirklich einen großartigen Job gemacht. Inter ins Champions-League-Finale zu führen ist vor ihm noch niemandem gelungen. Es ist auch nicht leicht, den Titel in der Serie A zu verteidigen. Er hat eine Mannschaft aufgebaut, die stark genug dafür war.

SPOX: Haben Sie eigentlich die Saison von Werder Bremen verfolgt?

Diego: (lacht) Na klar habe ich die Saison von Werder verfolgt! Ich habe immer noch jede Menge Freunde im Team und hänge noch sehr an meinem alten Verein. Obwohl sie nicht Meister und nicht Pokalsieger geworden sind, haben sie eine starke Saison gespielt. Das macht viel Mut für nächstes Jahr.

SPOX: Die Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika findet ohne Sie statt. Was kann Brasilien dort erreichen?

Diego: Brasilien hat immer den Titel im Auge, egal welches große Turnier gerade ansteht. Das wird diesmal nicht anders sein, zumal dieses Team bereits die Copa America und den Confederations Cup gewonnen und die Südamerika-Qualifikation als Erster abgeschlossen hat.

SPOX: Neben Ihnen wurden auch Ronaldinho, Ronaldo, Pato und Adriano nicht nominiert. Hat Ihnen Nationalcoach Carlos Dunga erklärt, warum er nicht auf Sie setzt?

Diego: Nein, nicht wirklich. Ich muss seine Entscheidung akzeptieren, hilft ja nichts. Ich glaube, dass er das Team, das er jetzt nominiert hat, schon im letzten Jahr ausgesucht hat - und schon da spielte ich in seinen Überlegungen keine Rolle. Es ist enttäuschend, aber ich muss trotzdem weiter machen. Meine Antwort werde ich auf dem Spielfeld geben.

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