Was wird aus der Roma?

Von Christian Bernhard
Fußball, Italien, AS Rom, Sensi, Totti
© Getty

Manchester United, Chelsea, Liverpool und seit kurzem auch Manchester City: Ein Großteil der Premier League ist bereits in der Hand von ausländischen Investoren. In der italienischen Serie A gibt es solche Verhältnisse (noch) nicht.

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Klar, da wären die patriarchalen Präsidenten wie Silvio Berlusconi (Milan) oder Massimo Moratti (Inter). Ausländische Geldgeber haben bisher den Weg über den Brenner aber noch nicht gefunden - oder wurden rechtzeitig abgewehrt. Das könnte sich jetzt aber ändern. Und der betroffene Klub ist mit dem AS Rom gleich einer der großen Traditionsvereine.

Dabei ist die Roma an sich eigentlich gar nicht in finanziellen Nöten. Die Finanzprobleme betreffen die italienische Ölholding Italpetroli. Diese gehört der Familie Sensi und damit wären wir wieder bei der Roma, denn die alteingesessene Römer Familie führt auch die Giallorossi.

Amerikaner will investieren

Bereits vor einem halben Jahr hatte es Gerüchte um einen kurz bevorstehenden Konkurs von Italpetroli gegeben. Mittlerweile sollen sich die Schulden der Ölholding auf stolze 360 Millionen Euro belaufen, 130 Millionen sind bereits mit Jahresende bei der italienischen Großbank Unicredit fällig.

Sehr viel Geld, das der amerikanische Finanzier Roger Tamraz bereit ist aufzubringen. Der 68-Jährige will die Italpetroli kaufen - und die Roma damit gleich mit.

Nach Angaben der "Gazzetta dello Sport" sind die Verhandlungen für den Verkauf der Ölholding bereits sehr weit fortgeschritten.

Vergangene Woche soll es bereits zum zweiten Treffen zwischen Tamraz und den Sensi-Schwestern Rosella, Maria Cristina und Silvia gekommen sein. Das Schwestern-Trio hat seit dem Tod von Vater Franco (im Bild links neben Roma-Kapitän Francesco Totti) im August die Familiengeschäfte übernommen.

Totti steht für Rom

Der 82-jährige Patriarch hätte den Verein nie verkauft, zu sehr hing Sensi senior an seiner Roma. Besonders an Francesco Totti.

"Francesco ist der Sohn, den ich nie hatte", betonte Sensi, der alle Angebote für seinen Kapitän mit einem Lächeln abwehrte. "Francesco ist die Roma, die Roma ist Francesco", so die Antwort Sensis auf die Avancen der Konkurrenz.

Kurz vor seinem Tod übergab er das Ruder an seine Tochter Rosella, die versprach, den Klub im Geiste ihres Vaters weiterzuführen. Auch sie würde den Teufel tun und den Verein verkaufen - könnte aber jetzt dazu gezwungen werden.

Partner soll miteinsteigen

Das beweisen die nackten Zahlen: Die Ölholding ist rund 230 Millionen Euro wert, der AS Rom rund 280 Millionen. Um die 360 Millionen Euro Schulden zu tilgen, müssten somit zumindest Anteile der Roma verkauft werden.

Italpetroli ließ indes mittels einer offiziellen Stellungnahme ausrichten, dass es "keinerlei Druck" gegeben habe, den AS Rom zu verkaufen. In der Mitteilung heißt es, dass "es keine Verhandlungen mit potentiellen neuen Gesellschaftern für den Verein gibt."

Zwischen Bankrott und Börsengang

Genau darin lagen und liegen nämlich die Hoffnungen der Sensis: Einen Partner finden, der in den Klub miteinsteigt, um den Verkauf zu verhindern.

Alle Wege führen nach Rom, anscheinend auch die der großen Fußball-Investoren. Franco Sensi, der die Roma 1993 vor dem Bankrott gerettet und den Börsengang im Jahr 2000 eingeleitet hatte, wird sich bei diesem Gedanken im Grab umdrehen.

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