Ultras attackieren Vieri

Von Kevin Bublitz
Christian Vieri, Atalanta Bergamo, Ultras, AC Florenz, Bobo, Nerazzurri, Juventus Turin
© Getty

München - Man stelle sich vor, ein Neuzugang, der eigentlich Publikumsliebling sein sollte, wird präsentiert und die Fans gehen auf die Barrikaden. Am Mittwoch ist genau dieser Fall in Bergamo eingetreten.

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Ausgerechnet Christian Vieri, der in den 90er Jahren bei Atalanta seinen Durchbruch im Profifußball geschafft hatte, wurde nach seinem Wechsel von Florenz von den Anhängern mit einem Aufstand begrüßt.

Auslöser war eine Aktion im Spiel zwischen Florenz und Bergamo vergangene Saison. Der 34-Jährige hatte nach seinem Tor gegen seinen Ex-Klub euphorisch gejubelt - eine verpönte Geste in Italien.

Nun demonstrierten ungefähr hundert Tifosi bei seiner Ankunft am Mittwoch und beschimpften Bobo auf übelste Art und Weise. Die Ultras blockierten den Zugang zum Stadion und entrollten Transparente, die gegen den Spieler und die Klubführung gerichtet waren.

Fans distanzieren sich von Ultras

"Ich finde die Reaktion der Ultras etwas übertrieben. Als ich vergangene Saison gegen Atalanta getroffen habe, war mir in dem Moment gar nicht bewusst, gegen wen ich spiele", versuchte Vieri auf der offiziellen Pressekonferenz die Situation zu entschärfen.

Er habe sich damals nach drei Monaten ohne Training einfach nur über sein erstes Tor im Dress der Fiorentina gefreut. "Das war alles." Das sieht auch der Großteil der Anhängerschaft so. Im Vereinsforum distanzierten sie sich ganz klar von der Aktion der Ultras.

Vieri reagierte lakonisch: "Solche Dinge interessieren mich nicht. Das ist kein Problem." Ihm sei vielmehr wichtig, dem Verein und "der Familie Ruggeri das Vertrauen zurückzuzahlen, das sie mir gegeben haben". Er sei auch dankbar, "weil ich hier vor gut 15 Jahren einen großen Schritt machen konnte", erinnerte sich Vieri an seinen ersten Aufenthalt in Bergamo, bei dem er sich für einen Vertrag bei Juventus Turin empfehlen konnte.

Atalanta um jeden Preis

Er habe einige andere Angebote gehabt, wollte aber um jeden Preis nach Bergamo zurückkehren.

"Ich bin jetzt seit 16 Jahren Sportdirektor und Vieri ist der erste Profi, der einen Blanko-Vertrag unterschrieben hat. Das alleine zeigt, wie sehr Christian wieder das Atalanta-Trikot überziehen wollte", so Sportdirektor Carlo Osti.

Wie lang es den Weltenbummler diesmal in Bergamo hält, bleibt abzuwarten. Vieri dazu: "Ich fühle mich momentan fit und so lang es mir noch Spaß macht, werde ich weiter Fußball spielen." Atalanta ist mittlerweile Vieris fünfzehnte Profistation.

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