"Das tut schon sehr weh"

SID
Derzeit verletzt: Roberto Hilbert laboriert noch an den Folgen eines Innebandrisses
© getty

Eigentlich war Roberto Hilbert unter anderem nach Leverkusen gewechselt, um Spiele wie gegen Manchester United zu bestreiten (ab 20.30 Uhr im LIVE-TICKER), doch nun ist er verletzt. In seiner Kolumne äußert er sich über das Gefühl der Tatenlosigkeit, sein neues Leben im Rheinland und ein Thema, das ihm sehr am Herzen liegt.

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Hallo zusammen,

zunächst mal vorab: Meinem Knie geht es nun inzwischen wieder einigermaßen gut. Langsam kann ich nach meinem Innenbandriss mit der Reha beginnen und ich bin guter Dinge, dass ich zur Vorbereitung auf die Rückrunde wieder voll ins Mannschaftstraining einsteigen kann.

Verletzungen kommen natürlich nie zu einem günstigen Zeitpunkt, weil man als Fußballer immer spielen möchte. Aber gerade jetzt ist es natürlich besonders schade. Vor dem wichtigen Champions-League-Spiel gegen Manchester United auszufallen, ist richtig bitter. Wir haben in den nächsten drei Wochen noch acht Spiele und ich kann die Jungs dabei auf dem Platz nicht unterstützen - das tut schon sehr weh.

In so einer Truppe zu spielen macht einfach Spaß. Ich kannte ja schon einige Spieler von früher und so fiel es mir überhaupt nicht schwer, mich in dem neuen Team zurecht zu finden. Außerdem bin ich nun wieder in meiner Heimat aktiv, das fühlt sich alles gut an.

Ich hoffe, dass wir weiter an unsere Leistungen anknüpfen können. Bis auf ein, zwei Ausrutscher haben wir in fast allen Spielen sehr konstant agiert. Auch wenn es mal nicht so lief, haben wir mit Moral und Einsatz die Punkte geholt. Daran merkt man: In der Mannschaft stimmt's!

Roberto Hilbert bei Facebook

Die Qualität der Mannschaft ist natürlich unbestritten, aber wir sind auch eine Mannschaft, die beißen kann, wenn es spielerisch mal nicht so läuft. Ich hoffe, wir gehen diesen Weg weiter und können im neuen Jahr unseren Spitzenplatz verteidigen - aber einfach wird das nicht.

Ab und an muss ich natürlich noch an meine Türkei-Zeit denken, da ich dort viele Freunde habe. Insgesamt fühle ich mich aber sehr wohl hier im Rheinland. Da kann auch das schlechte November-Wetter nichts daran ändern - auch wenn es in der Türkei derzeit wohl angenehmer wäre. Das Schmuddelwetter ist mir ja nicht gänzlich unbekannt, daher komme ich damit schon einigermaßen klar.

Seit einiger Zeit engagiere ich mich übrigens für eine Sache, die mir besonders am Herzen liegt: Den Kampf gegen Rassismus. Da ich in meiner Jugend viel mit Ausländern zu tun hatte und auch selbst oft für einen Ausländer gehalten wurde, habe ich persönlich mit diesem Thema leider schlechte Erfahrungen machen müssen. Diese haben mich sehr geprägt.

Außerdem stammt meine Frau aus Eritrea, bei der Hautfarbe meiner Kinder haben sich die Pigmente meiner Frau durchgesetzt. Daher werden meine Familie und ich selbst noch immer im Alltag mit diesem Thema konfrontiert. Daher unterstütze ich die Kampagne "Zeig' Rassismus die Rote Karte", weil es mir wichtig ist, dass die Menschen für dieses Thema sensibilisiert werden. Ich ziehe den Hut vor allen Spielern, die bei rassistischen Anfeindungen auf dem Platz ihre Emotionen in solchen Dingen unter Kontrolle haben. Ich weiß nicht, ob ich das auch so könnte.

Viele bekannte Spieler, Trainer und Ex-Profis sind an der Kampagne beteiligt. Mirko Slomka, Domi Kumbela, Jimmy Hartwig, Kevin Kuranyi und Otto Addo unterstützen diese Sache. Ich finde, das ist ein ganz wichtiges Thema, da ich leider feststellen musste, dass rassistische Vorfälle immer wieder vorkommen. Es liegt an uns, etwas dagegen zu unternehmen.

Natürlich ist es schwierig, eine allumfassende Lösung für dieses Problem zu finden. Denn, wenn man vor 50.000 Zuschauen spielt, hat man immer einige Chaoten dabei, die in dieser Hinsicht über die Stränge schlagen. Was der richtige Weg ist? Ich weiß es ehrlich gesagt nicht. Vielleicht wäre es eine Möglichkeit, diese Leute zur Arbeit in einem Integrationsprojekt zu verpflichten. Vielleicht würden sie dann mal einen anderen Blickwinkel auf das Ganze bekommen.

Und natürlich hoffe ich, dass durch solche Anti-Rassismus-Projekte wie "Zeig Rassismus die Rote Karte" einige Leute anders mit dem Thema umgehen werden. Dann hätten wir schon einiges erreicht.

Bis bald!

Euer Roberto

Roberto Hilbert im Steckbrief

Roberto Hilbert, geboren am 16. Oktober 1984 in Forchheim, spielte acht Mal für die deutsche Nationalmannschaft. Nach seiner erfolgreichen Zeit beim Zweitligisten SpVgg Greuther Fürth wechselte Hilbert 2006 zum VfB Stuttgart und wurde in seiner ersten Saison auf Anhieb Stammspieler und deutscher Meister. Nach drei Jahren in der Türkei, wo er für den Spitzenklub Besiktas spielte, kehrte er in die Bundesliga zurück. Weitere Informationen zu Roberto Hilbert gibt es auf seiner Facebook-Seite.