PSG: P-leiten, S-kandale, G-eisteskranke

Von Alexis Menuge
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© Imago

München/Paris - Zwölf Jahre ist es her, da holte sich Paris St. Germain mit Spielern wie Rai, Youri Djorkaeff und Daniel Bravo in Brüssel durch ein 1:0 über Rapid Wien den Europapokal der Pokalsieger.

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Zwölf Jahre später sieht die Realität rund um den Prinzenpark trostloser denn je aus: Abstiegsplatz in der Ligue 1, drei Spieltage vor Schluss droht der sportliche Kollaps. Zu allem Überfluss leisteten sich die als radikal bekannten PSG-Fans vor ein paar Wochen einen abstoßenden Fauxpas, der dem amtierenden Liga-Pokal-Sieger nun die Teilnahme im nächsten Jahr kostete.

Wegen eines rassistischen Transparents ("Pädophile, Arbeitslose und Inzest-Gezeugte, Willkommen in Nordfrankreich"), dass die Fans beim Finale gegen den RC Lens (2:1) Ende März gehisst hatten, ist PSG von der französischen Liga nun für die kommende Saison ausgeschlossen worden.

Der Fall hatte in den letzten Wochen hohe Wellen geschlagen. So hoch, dass sich die berüchtigte ultra-rechte Fangruppierung "Boulogne Boys" auflösen musste.

PSG im Prinzenpark erbärmlich

Auch sportlich kommt der PSG in dieser Saison desolat daher. Drei Spieltage vor Schluss steht Paris auf einem Abstiegsplatz. Und das ist kein Zufall. Bereits vor einem Jahr musste man bis zum Schluss um den Klassenerhalt bangen.

In dieser Saison stand Paris von Anfang an im unteren Tabellen-Drittel. Vor eigenem Publikum zeigt sich der zweimalige französische Meister (1986, 1994) wie gelähmt: In 17 Partien im Prinzenpark ging PSG nur drei Mal als Sieger vom Platz.

Stars? Fehlanzeige

Trotz dieser rasanten negativen Entwicklung kommen die Fans immer noch zahlreich ins Stadion, das meist ausverkauft ist (40.000 Zuschauer im Durchschnitt). Und dass, obwohl der Klub und das Drumherum seit dem Triumph im Pokalsieger-Cup immer chaotischer wurde.

Superstars wie George Weah, David Ginola, Rai, Youri Djorkaeff, Marco Simone oder Jay Jay Okocha sucht man bei PSG heute vergebens. Außer Torjäger Pedro Pauleta gibt es keinen echten Star mehr.

Top-Spieler wollen einfach nicht mehr nach Paris wechseln. Die Gründe liegen auf der Hand: Die sportlichen Perspektiven werden immer schlechter, das Geld fehlt, der Druck der Medien und der Fans wird von Tag zu Tag größer.

Fünf Trainer in fünf Jahren

Symbol des Pariser Niedergangs: In den letzten fünf Jahren gab es fünf Trainer und nicht weniger als vier Präsidenten. Seit der vergangenen Woche ist nun sogar ein "Interimspräsident" an der Macht.

Trainer Paul Le Guen, einst Meistermacher in Lyon, steht mit dem Rücken zur Wand. Alles andere als drei Punkte im Abstiegsduell mit dem FC Toulouse am Wochenende und die nächste Trainer-Entlassung ist perfekt.

Zwar spielt PSG seit fast einem Jahrzehnt nicht mehr um den Meistertitel, doch Jahr für Jahr schneidet der Klub immer schlechter ab. Vor allem seit der Pay-TV-Sender Canal Plus bei PSG ausgestiegen ist. Seit der US-Investment-Firma "Colony Capital" den Verein finanziert, gehr es nur noch bergab.

Fans stürmen Trainingszentrum

Dass die Nerven blank liegen, zeigten nicht nur die Vorfälle im Ligapokal: Vor zwei Wochen wurde das Trainingszentrum von 150 Fans gestürmt. Die Autos der Spieler wurden verwüstet und die Spieler konnten das Gelände nur unter Polizeischutz verlassen.

Die Konsequenz: PSG trainiert fortan im Prinzenpark unter Aufschluss der Öffentlichkeit. Ein Spieler gestand sogar: "Wir haben Angst. Wir wissen nicht mehr, wie wir mit dieser Situation umgehen sollen. Wir alle zweifeln."

Identifikation mit dem Klub? Bei vielen gleich Null. Obwohl die sportlichen Ziele viel höher gesteckt waren, wurde Anfang des Jahres publik, dass einige Spieler auch eine Nicht-Abstiegsprämie bestanden. 5000 Euro pro Sieg wurden der Vereinsführung letztendlich abgerungen - seitdem gab es in zwölf Partien nur drei Erfolge.

Als Zweitligist im UEFA-Cup?

Der einzige Trost: In den Pokal-Wettbewerben ist Paris noch erfolgreich.

Am 29. März holte die Truppe von Le Guen den Liga-Pokal und im Pokal steht PSG im Halbfinale. Dort geht es gegen den Zweitligisten SC Amiens.

Im schlimmsten Falle könnte es also dazu kommen, dass Paris nächste Saison als Zweitligist im UEFA-Cup mitwirkt. Damit das verhindert wird, sind angeblich mehrere ehemalige Spieler dazu bereit, PSG zu helfen. David Ginola etwa. Er hat ein klares Konzept mit dem er den Verein wieder nach oben bringen will.

An seiner Seite soll nicht weniger als Frankreichs Staatspräsident Nicolas Sarkozy, großer PSG-Fan, mithelfen. Wenn es dann immer noch schief läuft, ist PSG definitiv nicht mehr zu retten.

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