Schlechte Investition PSG

SID
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© Imago

Paris - So hatten sich das die Finanzexperten des US-Fonds Colony nicht gedacht: Zwei Jahre nach ihrem Einstieg bei Paris St. Germain (PSG) taumelt der französische Fußballverein der Zweiten Liga entgegen.

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Nach der 2:4-Niederlage beim designierten Meister Olympique Lyon stürzte PSG auf den drittletzten Tabellenplatz der Ligue 1. Damit schwinden die Aussichten auf eine satte Rendite für die 70 Millionen Euro, die Colony bisher in den Eliteklub gesteckt hat.

Mit den Investoren zittert die ganze Liga: Steigt PSG ab, ist die Region Paris mit mehr als zehn Millionen Einwohnern ohne Identifikationsverein in der höchsten Spielklasse.

Und Klubs wie Marseille fehlt ein "geliebter Hassgegner", der die Fans in die Stadien treibt.

Träume von der Champions League

Als Colony PSG im Jahr 2006 gemeinsam mit Butler Capital und der Investmentbank Morgan Stanley vom Fernsehsender "Canal+" übernahm, da schwärmten die Investoren von satten 20 Prozent Rendite und einer Zukunft in der Champions League.

Der im Immobiliengeschäft erfahrene US-Fonds wollte das Stadion im Parc des Princes und das 1994 eingeweihte Trainingsgelände in St. Germain zu Goldgruben umbauen.

Mit überbordendem Selbstbewusstsein setzte PSG das französische Verteidigungsministerium und den Ort St. Germain unter Druck, ein Militärgebiet abzutreten. Der Eliteverein suchte Augenhöhe mit Klubs wie Chelsea und brauchte Platz für ein repräsentativeres Klubhaus.

Mehrheit ohne Hoffnung

Doch jetzt misst sich der Verein nicht mit Manchester oder Bayern München, sondern rennt vergeblich Klubs wie Valenciennes hinterher. Eine Mehrzahl der Franzosen hält den Abstieg für unabwendbar.

"Von der zweiten Liga sprechen heißt, sie zu akzeptieren", sagt Torhüter Mickaël Landreau (28) trotzig. "Wir dürfen uns nicht in so einen Geisteszustand versetzen." Doch ein Aufbäumen ist nicht zu spüren.

Für die Fans sind Trainer Paul Le Guen und Kicker gleichermaßen schuld. "Diese Mannschaft hat keine schlechte Basis, sondern schlechte Angewohnheiten", sagt Christoph Uldry, Chef des Fanklubs Supras Auteuil.

Spießrutenlauf beim Fanklub-Treffen

"Der Druck ist da", gesteht Le Guen. Er organisiert Kart-Rennen, damit die Spieler besser zueinander finden. Und er akzeptierte ein Treffen der Mannschaft mit den Fanklubs, was am Ende ein Spießrutenlaufen für die Spieler wurde.

An Wunder glaubt Le Guen aber nicht. "Man kann immer irgendwas rechts oder links machen", sagt er. "Doch das Entscheidende geschieht auf dem Platz."

In einer Umfrage für die Zeitung "Le Parisien" machten 41 Prozent der Franzosen die Spieler verantwortlich für die Misere. Gut jeder Fünfte sieht die Schuld beim Trainer.

Aber nur sechs Prozent meinen, es sei zu wenig investiert worden. "Das sportliche Projekt muss die wirtschaftlichen Ambitionen nähren und nicht umgekehrt", hatte Colony bei seinem Kapitaleinstieg erklärt.

Superstars für Pauleta und Yepes

Zwei Jahre hat Butler schon das Handtuch geworfen. Aber Colony macht weiteres Geld locker. Der Mehrheitseigner will zwei Superstars als Ersatz für Pauleta (links im Bild) und Yepes finanzieren, deren Verträge im Juni auslaufen.

Ein Top-Spieler aus Japan oder China soll eingekauft werden, um das Interesse der asiatischen Medien zu wecken und neue Märkte für Klub-Devotionalien zu schaffen.

Die Fans fragen sich aber, ob Colony die Taschen weiter aufhält, wenn der Klub absteigt.