Die Twins, ein Schlaks und Rambo II

SID
Platz 5: Danny Welbeck traf gleich bei seinem Liga-Debüt für Manchester United
© Imago

Drei von vier Halbfinalisten - die englischen Klubs dominieren mal wieder die Champions League. Der Grund dafür sei die wirtschaftliche Übermacht, schimpft nicht nur der FC Bayern, und ein wenig mag das vielleicht auch stimmen.

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Doch bei der ganzen Diskussion wird gerne auch übersehen, dass die Premier League reihenweise Talente hervorbringt. Während Deutschlands Vorzeige-Schüler Toni Kroos beim FC Bayern meist auf der Bank schmorte und zum Lernen nach Leverkusen geschickt wurde, kommen in England - auch bei den Top-Klubs - zahlreiche Nachwuchsspieler regelmäßig zum Zug.

Premier League Inside hat die - wie immer - etwas subjektive Top Ten der Insel-Talente unter 19 Jahren.

1. Rafael Da Silva (Manchester United, 18): Der Name sagt schon alles. Nein, im Ernst: der brasilianische Rechtsverteidiger hat in dieser Saison mit 13 Einsätzen für den Meister bereits seinen Durchbruch geschafft und dürfte auf der Position im nächsten Jahr zum Stammspieler werden. Schnell, wendig und technisch perfekt. Ein bisschen mehr Erfahrung im Stellungsspiel, dann ist der von Fluminense nach England gewechselte Junge der perfekte Außenverteidiger.

2. Jack Wilshere (Arsenal, 17): Wilshere kam in seiner ersten Profisaison bei den Gunners bisher nur zu acht Einsätzen, ist von seinen Anlagen her aber das aufregendste Talent der Liga. Der kleine 1,70m-Linksfuß kann auf allen Position im offensiven Mittelfeld oder als zweite Spitze eingesetzt werden und wird bald ein ganz Großer werden. Seit er neun Jahre alt ist, wird er in der Arsenal-Akademie ausgebildet.

3. Aaron Ramsey (Arsenal, 18): Der Waliser spielte in der vergangenen Saison mit dem FC Cardiff bereits im FA-Pokalfinale; in seinem ersten Premier-League-Jahr hat er weiter Fortschritte gemacht. Seine vorzügliche Technik und Ruhe am Ball brachten dem typischen Arsenal-Dribbler 21 Einsätze ein, sechs Mal durfte er sogar in der Champions League auflaufen. "Rambo", wie sie ihn in der Kabine nennen, fühlt sich auf den Außenbahnen am wohlsten.

4. Federico Macheda (Manchester United, 17): Der Rekordtorschütze der Reservemeisterschaft (neun Treffer) erzielte bei seinem Profidebüt für United gleich das vielleicht entscheidende Tor für die Meisterschaft. Sein 3:2 gegen Aston Villa kurz vor Schluss, ein feiner Schuss aus der Drehung, machte ihn über Nacht zum Helden von Old Trafford. Gegen den FC Sunderland traf der Italiener gleich ein zweites Mal, was aber seinen ehemaligen Verein, SS Lazio, nicht begeisterte: United hatte Macheda nach dem Cesc-Prinzip abgeworben, weil er bei den Römern noch keinen Profivertrag unterschreiben konnte.

5. Danny Welbeck (Manchester United, 18): Bei seinem Ligadebüt geben Stoke City im vergangenen November hämmerte der Sohn ghanaischer Eltern den Ball mal eben aus 25 Metern in den Winkel. Seitdem setzte Sir Alex den schlaksigen Torjäger vorwiegend in den Pokalwettbewerben ein. Welbeck, der sich bei United anschickt, der erste in Manchester geborene Stürmerstar seit über 20 Jahren zu werden, hatte im FA-Pokalhalbfinale gegen Everton Pech: der Schiedsrichter übersah ein elfmeterreifes Foul an ihm von Phil Jagielka.

6. Nathan Delfouneso (Aston Villa, 18): Der "neue Gabriel Agbonlahor", dabei ist der alte auch erst 22. Stammt wie sein Vorbild aus Birmingham und wurde komplett von Villas Akademie ausgebildet. Der 1,85m große U18-Nationalstürmer erzielte beim 1:3 gegen den Hamburger SV den Ehrentreffer für sein Team. Mehrere Vereine wollten ihm im Januar ausleihen, doch Martin O'Neill ließ ihn nicht gehen.

7. (Jose) Fabio Da Silva (Manchester United, 18): Der bei United vorwiegend als linker Verteidiger eingesetzte Brasilianer wird von den Experten in seiner Heimat sogar noch stärker als sein Zwillingsbruder Rafael eingeschätzt. Fabio hatte es bisher schwer, an Patrice Evra vorbei zu kommen, wird aber in der nächsten Saison sein Talent sicher verstärkt unter Beweis stellen.

8. Jose Baxter (Everton, 17): Der in Liverpool geborene Mittelstürmer ist der jüngste Everton-Spieler, der je bei einem Pflichtspiel eingesetzt wurde. Bei seinem Debüt gegen die Blackburn Rovers im vergangenen August war er 16 Jahre und 191 Tage alt. Baxter ist wie die etwas älteren Kollegen James Vaughan und Dan Gosling ein Junge, dem eine ganz große Zukunft im Goodison Park vorhergesagt wird. Bisher fehlt ihm noch ein Tor, aber das dürfte sich bald ändern.

9. Jack Rodwell (Everton, 18): Ebenfalls ein Produkt der vorzüglichen Evertonschen Nachwuchsabteilung mit 24 Einsätzen in dieser Saison. Rodwell kann als Innenverteidiger oder Sechser vor der Abwehr spielen und wurde bereits in die englische U21-Nationalmannschaft berufen.

10. John Bostock (Tottenham, 17): Der offensive Mittelfeldspieler wurde im Sommer von Crystal Palace an die White Hart Lane gelockt, nach einem Streit um die Ablöse legte ein Schiedsgericht seinen Wert auf 700 000 Pfund wert, etwa 800 000 Euro. Falls er Nationalspieler werden sollte, müssten die Spurs insgesamt 1,4 Millionen Euro an die Lokalrivalen aus dem Süden der Hauptstadt zahlen. Bostock bekam unter Harry Redknapp wenig Einsätze, hält aber seit seinem Debüt gegen Dinamo Zagreb den Rekord als jüngster Spurs-Spieler in einem Pflichtspiel.

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Raphael Honigstein lebt und arbeitet seit 15 Jahren in London. Für die "Süddeutsche Zeitung" berichtet er über den englischen Fußball und ist Kolumnist für die britische Tageszeitung "The Guardian". Beim Premier-League-Rechteinhaber "Setanta Sports" fungiert Honigstein als Experte für den deutschen Fußball. In Deutschland wurde der 34-Jährige auch bekannt durch sein Buch "Harder, Better, Faster, Stronger - Die geheime Geschichte des englischen Fußballs". Zudem ist er als Blogger bei footbo.com tätig.

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