Andreas Pereira von Manchester United: Im dritten Anlauf zum Red-Devils-Regisseur?

Von Robin Haack
Andreas Pereira wechselte 2012 in die Jugend von Manchester United.
© getty

2018 hat sich Andreas Pereira in die Geschichtsbücher der brasilianischen Nationalmannschaft eingetragen. Im dritten Anlauf will er sich bei Manchester United (heute Abend bei den Wolverhampton Wanderers im LIVETICKER) nun endlich durchsetzen.

Cookie-Einstellungen

"Next Station: Old Trafford". Egal, an welchem Tag die Green Line und die Purple Line Line der Straßenbahn von Manchester am legendären Stadion der Red Devils halten: Immer wieder schlendern Fans und Touristen aus aller Welt von der Haltestelle über den Brian Statham Way, vorbei am Cricket Ground in die Warwick Road, die direkt zum Theatre of Dreams führt.

All diese Menschen, die sich auch an Wochentagen an denen kein Spiel stattfindet in den Südwesten der englischen Metropole aufmachen, verbindet die Faszination United. Zahlreiche von ihnen sind bereits mit dem Trikot des Rekordmeisters eingekleidet oder kaufen sich im gigantischen Fan-Shop das neueste Jersey des Klubs.

Stolz tragen sie die Namen ihrer Helden wie Paul Pogba, Marcus Rashford, David de Gea oder den von Neuzugang Harry Maguire auf dem Rücken. Sogar die Nummer 20 des Ex-Spielers und heutigen Trainers Ole Gunnar Solskjear ist noch heute regelmäßig auf den Trikots zu erblicken.

Den Druck "Andreas" und Pereiras Rückennummer 15 sucht man auf den Shirts der United-Fans dagegen in der Regel vergebens.

Zwar wird auch seine Nummer an der Beflockungsmaschine präsentiert wie die eines jeden anderen Profis, doch ein Verkaufsschlager sind die Trikots des Brasilianers Andreas Pereira längst noch nicht.

Andreas Pereira hat in Brasilien Geschichte geschrieben

Und das, obwohl Pereira sich im September 2018 in die Geschichtsbücher der brasilianischen Nationalmannschaft eintragen konnte. Seine Einwechslung im Testspiel gegen El Salvador machte den gebürtigen Belgier zum ersten nicht in Brasilien geborenen Spieler seit 100 Jahren, der für die Selecao aufgelaufen war.

Seit Kindertagen träumt Pereira, der über die Jugend des belgischen Vereins Lommel SK und die Akademie des niederländischen Top-Klubs PSV Eindhoven als 15-Jähriger bei United landete, von der Selecao. "Ich war immer riesiger Fan von Brasilien. Bei uns zu Hause hat zu Länderspielen jeder das gelbe Trikot angezogen und mitgefiebert. Es war einzigartig."

So ist es wenig verwunderlich, dass Pereira den Gewinn des WM-Pokals mit Brasilien schon vor Jahren im Klubmagazin der Red Devils als "ultimativen Traum" bezeichnete. "Ich weiß, dass mir United auf dem Weg dorthin enorm helfen kann. Hoffentlich kann ich dem Klub in den nächsten Jahren ebenso helfen."

Pereira überzeugte bei United in der Vorbereitung

Genau das scheint auch sein Trainer zu glauben, denn speziell in den vergangenen Wochen wurde deutlich, dass Solskjaer große Stücke auf Pereira hält. "Wir vertrauen dem Jungen und haben ihm nicht umsonst einen neuen Vertrag gegeben", machte der Coach in der Saisonvorbereitung klar.

"Er will lernen, hört zu und versucht im Spiel das umzusetzen, was man ihm vorgibt. Er ist sehr engagiert und hat es auch in der vergangenen Saison gut gemacht. Ich erwarte in dieser Saison noch mehr von ihm, und wenn er Spielzeit bekommt, wird es sein Selbstvertrauen weiter steigern."

Bis 2023 hat United den 23-Jährigen an den Verein gebunden - und dass Solskjaer seinen Worten auch Taten folgen lassen will, bewies er am ersten Premier-League-Spieltag gegen Chelsea, als er Pereira den Vorzug vor Juan Mata auf der Zehnerposition gewährte.

Pereira als "schwimmender Zehner"

"Mata und Lingard haben in der Vorbereitung im offensiven Mittelfeld enttäuscht. Pereira hingegen hat seine Sache ganz gut gemacht", erklärt Goals Manchester-United-Korrespondent Kris Voakes die Maßnahme, die viele Fans überrascht hatte.

Als "schwimmender Zehner", der gern auch auf den Flügel ausweicht, beschrieb Pereira seine Rolle beim 4:0-Sieg gegen die Blues. "Andreas ist torgefährlich, beidfüßig stark, schlägt gute Standards, kann Tore vorbereiten und die Menge mitreißen", schwärmte sein ehemaliger United-Jugendtrainer Paul McGuinness vor einigen Wochen gegenüber FourFourTwo. "Er ist ein Spielmacher, kann aber auch vorne drin spielen. Er kann Gegenspieler ausspielen und könnte wirklich ein großer Star werden."

"Es ist an der Zeit, den nächsten Schritt zu gehen. Ich bin bereit", äußerte auch Pereira selbst sich gegenüber FourFourTwo sehr selbstbewusst. "Ob als Achter oder Zehner. Ich kann auch rechts spielen, wie David Beckham es getan hat, in die Mitte ziehen und flanken. Ich habe viel im Repertoire."

Pereira will es bei ManUnited im dritten Anlauf wissen

Doch obwohl Pereira beim Saisonauftakt bei seiner Auswechselung in der 74. Minute mit Applaus verabschiedet wurde, zeigte er eine durchwachsene Leistung. Nie richtig ins Spiel eingebunden, kam er auf lediglich 26 Ballaktionen. In einzelnen Momenten jedoch zeigte er seine Klasse, wie etwa beim starken Assist zum zwischenzeitlichen 2:0 für Anthony Martial.

Pereira selbst beschrieb sein Spiel als "etwas nervös und schlampig", deutete in seinen Aussagen der vergangenen Wochen allerdings wiederholt an, dass er in dieser Saison bereit ist, endlich den Durchbruch bei Manchester United zu schaffen.

"Ich habe viel gelernt, bin bereit, selbstbewusst und der Trainer vertraut mir. Sowohl mental und physisch fühle ich mich besser denn je", sagte er. Im dritten Anlauf will er endlich eine feste Größe im Spiel von ManUnited werden.

Andreas Pereira: Zwischenstationen beim FC Granada und FC Valencia

Denn es ist nicht das erste Mal, dass Pereira das Vertrauen des Trainers bekommt. Bereits 2015 debütierte er unter Louis van Gaal in Englands höchster Spielklasse, schaffte es als 19-Jähriger allerdings nicht, sich im hochkarätigen Mittelfeld der Red Devils durchzusetzen.

Wirklich aufwärts ging es für den offensiven Alleskönner erst ein Jahr später, als er an den FC Granada in LaLiga ausgeliehen wurde und auf Anhieb Schlüsselspieler beim späteren Absteiger war.

Nach einer weiteren erfolgreichen Leihe zum FC Valencia wollte er schon im Vorjahr wieder in Manchester angreifen und bekam von seinem damaligen Coach Jose Mourinho auch die Chance, sich zu beweisen. In der Liga stand der Mittelfeldspieler 2018 in den ersten beiden Saisonspielen in der Startelf. Wirklich glänzen konnte er dabei allerdings nicht und eine schwache Leistung mit haarsträubendem Fehler gegen Brighton brachte ihm in der Folge einen Platz auf der Tribüne ein.

Solskjaer erwartet viel von Andreas Pereira

Nach dem Abgang von Dirigent Ander Herrera (wechselte zu Paris Saint-Germain) soll Pereira nun zusammen mit Scott McTominay die Lücke schließen, die der 30-Jährige bei United hinterlassen hat. "Ich erwarte in diesem Jahr mehr von Andreas und erwarte mehr von Scott", machte Solskjear zuletzt deutlich. "Man kann davon ausgehen, dass beide in dieser Saison 20-mal in der Startelf stehen - vielleicht sogar noch häufiger. Zusammen können sie Ander vielleicht ersetzen."

Geht es nach Goal-Korrespondent Voakes, benötigt Pereira allerdings eine "sehr gute Saison", um sich im Mittelfeld der Red Devils tatsächlich unverzichtbar zu machen: "Jetzt kann er beweisen, dass United in den kommenden Jahren keinen neuen Zehner braucht. Doch es wird nicht einfach für ihn."

Flügelläufe, Freistöße und Flanken wie sie Beckham einst im Old Trafford zeigte, würden mit Sicherheit helfen, sich bei Fans und Trainer ein noch besseres Standing zu erarbeiten. Gelingt es ihm tatsächlich, sich im Team von Solskjear festzuspielen, erkennen vielleicht schon bald die zahlreichen Fans und Fußballtouristen Manchesters das Potenzial Pereiras - und tragen womglich sogar sein Trikot mit der Rückennummer 15, wenn sie in der Straßenbahn die Durchsage hören: "Next Station: Old Trafford".

Artikel und Videos zum Thema