Marcelo Bielsa: Leeds-Trainer hält nach Spionage-Vorwurf 70-Minuten-PK ab

Von SPOX
Marcelo Bielsa hat eine weitere kuriose Pressekonferenz abgehalten.
© getty

Der argentinische Kult-Trainer Marcelo Bielsa hat sein Sammelsurium an denkwürdigen Pressekonferenzen erweitert. Am Mittwoch zitierte der Trainer des englischen Zweitligisten Leeds United die hiesigen Medienvertreter kurzerhand auf das Trainingsgelände des Vereins. Nicht etwa, um seinen von Medien kolportierten Rücktritt zu erklären, sondern um 70 Minuten lang zu referieren, wie er die Gegner seiner Mannschaft analysiert. Einer seiner Spione war im Vorfeld des Spiels gegen Derby County aufgeflogen.

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"Ich kann Ihnen sagen, dass wir all unsere Gegner beobachten und uns ihre Trainingseinheiten angesehen haben, bevor wir gegen sie gespielt haben", verriet "El Loco" eingangs noch mit ruhiger Stimme, um im gleichen Atemzug verärgert zu beteuern, er habe keinen Gesetzesbruch begangen.

"Nirgendwo steht, dass man das Trainingselände seine Gegner nicht betreten und sich dort umsehen darf. Ich habe nicht geschummelt. Wir können darüber diskutieren, ob es gut ist oder nicht, aber ich habe nichts Illegales getan", meinte Bielsa schnaufend.

Am vergangenen Donnerstag war ein Leeds-Mitarbeiter auf dem Trainingsgelände von Derby County erschienen, um das Abschlusstraining der Mannschaft von Trainer Frank Lampard zu beobachten.

Marcelo Bielsa über "Spygate": "Bestmöglich vorbereitet sein"

Der Spion flog auf, wurde auf Geheiß von Derby County gar von der Polizei abgeführt. Journalisten und TV-Experten kritisierten Bielsa daraufhin scharf. Das "Spygate" schlug auf der Insel hohe Wellen. Leeds-Eigentümer Andrea Radrizzani sah sich sogar gezwungen, Derby Countys Klubchef Mel Morris öffentlich um Entschuldigung zu bitten und Bielsa an die Klub-Statuten zu erinnern.

"Ich trage die Verantwortung dafür. Ich habe den Mann dorthin geschickt", stellte der 63-Jährige während seiner 70-Minuten-Rede am Mittwoch klar, wollte sich aber nicht nachsagen lassen, seine Gegner in Form von Spionage zu analysieren.

"Wir tun alles, um bestmöglich vorbereitet zu sein. Wir fühlen uns schuldig, wenn wir nicht genug arbeiten, wenn uns Informationen über die Mannschaften fehlen, auf die wir treffen. Das nimmt uns auch die Angst und die Aufregung", erklärte der Coach des Tabellenersten und zeigte anhand einer Powerpoint-Präsentation eine gigantische Ansammlung von Daten zu jedem Spieler der zweiten englischen Liga.

Marcelo Bielsa: "Dumm genug" für Spionage

Im Zuge seines skurrilen Auftritts belegte Bielsa zudem, sich alle 51 Spiele von Derby County aus der Vorsaison angesehen zu haben. Auch die letzten 26 Partien von Nathan Jones, der kürzlich als Trainer bei Leeds kommendem Gegner Stoke City anheuerte, habe er sich zu Gemüte geführt.

"Ich wollte Ihnen damit zeigen, dass wir nicht darauf angewiesen sind, die Trainingseinheiten unserer Gegner zu beobachten. Ich habe bereits alle notwendigen Informationen, bevor ich das tue", sagte Bielsa am Ende seiner Präsentation. "Warum ich das tue? Ich denke, ich bin dumm genug dafür. Danke für Ihre Geduld."

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