Manchester City 2007: Das irre Jahr, in dem der Grundstein für den Einzug ins Finale der Champions League gelegt wurde

Von Falko Blöding
2008: ManCity-Besitzer Thaksin Shinawatra (.) und die Mannschaft, angeführt von Dietmar Hamann.
© getty

Die Jüngeren unter uns kennen Manchester City nur als Titelanwärter in der Premier League und aktuellen Champions-League-Finalisten. Aber das war längst nicht immer so. Einst gab es die Big Four, dahinter den Rest. Doch dann ebnete Thaksin Shinawatra den SkyBlues den Weg an die Spitze.

Cookie-Einstellungen

Hol Dir jetzt den kostenlosen Probemonat von DAZN und verfolge das Champions-League-Finale zwischen Manchester City und dem FC Chelsea live und in voller Länge!

Thaksin Shinawatra ist ein Typ, wie ihn sich Journalisten und neutrale Fans wünschen. Einer dieser verrückten Klubbesitzer mit hochtrabenden Ideen, großem Ehrgeiz, viel Geld und wenig Geduld. Der Thailänder war in seiner Heimat erst Polizist und dann ein erfolgreicher Geschäftsmann, der auch in der Politik einen steilen Aufstieg schaffte und sogar Premierminister wurde. 2007 war es allerdings um seinen Ruf nicht sonderlich gut bestellt. Er wurde der Korruption beschuldigt und war vom thailändischen Militär abgesetzt worden. Was er brauchte, war also gute Publicity.

Wie kriegt man die?

Für Shinawatra lag die Antwort auf der Hand: Indem er für knapp 100 Millionen Euro den englischen Traditionsklub Manchester City kaufte.

Der promovierte Kriminologe erwarb einen schlafenden Riesen. Einen Klub mit Tradition und großer Fanbasis, dessen Erfolge allerdings eine Ewigkeit her waren und dessen Mannschaft unter Ex-Trainer Stuart Pearce seit dem 1. Januar in der Vorsaison kein Heimtor mehr gelungen war. Die Stimmung im Klub war dennoch gut. Das Stadion war ein Schmuckkästchen. Die Jugendarbeit galt als vorzüglich, unter anderem standen damals die Nachwuchshoffnungen Daniel Sturridge, Ben Mee und Kieran Trippier in den Startlöchern. Für den Rest, den es brauchte, um in die Phalanx der Big Four (Manchester United, Liverpool, Chelsea und Arsenal) einzubrechen, sollte Shinawatras Kohle sorgen - obwohl sogar Amnesty International gegen den Kauf protestiert hatte.

Manchester City: Shinawatra mit kuriosem Antrittsauftritt

In der Tat schaffte City später den Sprung an die Spitze. Und der Weg wurde auch von Shinawatra geebnet. Aber nicht so, wie im Sommer 2007 viele erwartet hatten. Denn es folgte eines der verrücktesten Jahre, die ein Klub überhaupt erleben kann.

Es begann im Juni 2007, als sich der neue Klubboss in Manchester den Mitarbeitern vorstellte. Shinawatra hängte das Bild eines Hundes an eine Tafel und sagte: "Falls ein Hund bellen kann, gut! Falls er nicht bellen kann, erschießt ihn." Damit waren die Fronten schonmal geklärt, der Besitzer hatte klargemacht, wie er seine Ziele verfolgte. Passend dazu trug sein anwesender Leibwächter einen Gürtel, in dem einige Anwesende tatsächlich eine Waffe vermuteten.

Gemäß Daily Mail beschrieb ein ehemaliger Angestellter den Thailänder so: "Wenn man Thaksin einen Tee kochte, stand er einen Schritt hinter Dir, um zu kontrollieren, was Du hineingegossen hast." Und ein ehemaliges Mitglied der Klubführung schilderte der Sportsmail: "Er war total engagiert. Viele seiner Ideen waren schwachsinnig und es war an uns, ihn davon abzubringen." Das gelang nicht immer. So wurden während des Sommers unter dem Rasen im City of Manchester Stadium tönerne Elefanten und Kristalle vergraben. Shinawatra schaffte Citys violettes Auswärtstrikot mit der Begründung ab, dies sei in Thailand eine böse Farbe, und er wollte durchsetzen, dass thailändische Masseure sich um die seiner Meinung nach "unfitte" Mannschaft kümmerten.

Auch auf dem Transfermarkt sorgte Shinawatra für Furore. Knapp 78 Millionen Euro investierte City 2007/08 in neue Spieler. Eine enorme Summe, wenn man bedenkt, dass der Klub im Jahr zuvor weniger als ein Zehntel davon für Neuzugänge ausgegeben hatte. Neben klugen Transfers wie denen von Mittelfeldmotor Elano oder Außenstürmer Martin Petrov, die von der sportlichen Führung eingefädelt wurden, gab es auch die Wunschtransfers Shinawatras.

Musste gute Miene zum bösen Spiel machen: City-Manager Sven-Göran Eriksson und seine drei Neuzugänge aus Thailand.
© getty
Musste gute Miene zum bösen Spiel machen: City-Manager Sven-Göran Eriksson und seine drei Neuzugänge aus Thailand.

Shinawatra führt fragwürdige Transferpolitik ein

Er holte drei unbekannte thailändische Spieler ablösefrei nach England. Es standen schließlich Wahlen in der Heimat an und etwas gute Presse konnte da nicht schaden. Das ziemlich talentfreie Trio kam in England an, wurde standesgemäß in der Präsidentensuite des Hilton von Shinawatra empfangen und bekam als Willkommensgeschenk tausende Pfund in bar in die Hände gedrückt. Die Spieler wurden schließlich in die Schweiz und nach Belgien verliehen, wo sie insgesamt sechs Spiele absolvierten.

Ein besserer Neuzugang war da Rechtsverteidiger Vedran Corluka. Der kroatische Außenverteidiger sorgte allerdings nicht nur sportlich für Schlagzeilen: Der Kettenraucher schaffte es, fünfmal in derselben Radarfalle geblitzt zu werden und erklärte dies damit, er habe sie "für Paparazzi" gehalten.

Gute Miene machte zu dem Ganzen Sven-Göran Eriksson. Der Schwede hatte eine Amtszeit als englischer Nationaltrainer hinter sich, die von Misserfolgen und schlechter Presse geprägt gewesen war. Bei City wollte "Horny Sven", wie er damals nur noch spöttisch genannt wurde, seinen Ruf aufpolieren und angesichts der Umstände leistete er hervorragende Arbeit.

Eriksson gab den Old-School-Manager. Er ließ den Spielern die lange Leine, schaute sich regelmäßig Partien des Nachwuchses an und baute Talente ein. Er schaffte eine besondere Beziehung zu Spielern wie Didi Hamann, die abseits des Rasens Probleme hatten.

Inhalt: