Mesut Özil beim FC Arsenal nur auf der Bank: Plant Emery ohne den Regisseur?

Von Stefan Petri
Mesut Özil spielte unter dem neuen Arsenal-Trainer Unai Emery (r.) erst fünf Partien durch.
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Beim 2:1 des FC Arsenal gegen AFC Bournemouth kam Mesut Özil erstmals in dieser Saison nicht zum Einsatz. Die Begründung von Trainer Unai Emery sorgt in den englischen Medien auf Aufregung: Muss Özil nun um seinen Stammplatz bei den Gunners fürchten?

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Mesut Özil nutzte die Länderspielpause für eine Liebeserklärung an seinen Klub. Während ein Großteil seiner Teamkollegen mit den jeweiligen Nationalmannschaften unterwegs war, trainierte der 30-Jährige in der englischen Hauptstadt auf dem Vereinsgelände der Gunners. Auf deren Homepage wurde am 17. November ein Interview veröffentlicht. Überschrift: "Özil - Warum Arsenal mir so viel bedeutet".

Die Kernaussage: "Jedes Spiel, das ich für diesen Klub absolviere, macht mich stolz und glücklich. Ich bin einfach nur froh, für einen so großen Klub zu spielen."

Eine Woche später stand das Auswärtsspiel bei AFC Bournemouth an. Doch der eigentlich frische, ausgeruhte Özil spielte nicht. Stattdessen setzte Trainer Emery hinter Stürmer Pierre-Emerick Aubameyang auf Alex Iwobi, der zwei Länderspiele mit Nigeria in den Beinen hatte, und Henrikh Mkhitaryan, zwei Länderspiele für Armenien.

Beide waren für den spanischen Trainer trotz der Strapazen die bessere Option, die Entscheidung beruhe darauf, dass man ein "sehr intensives, physisch forderndes" Spiel beim Tabellensechsten erwartet habe. Zudem sei es in der neuen 3-4-3-Formation "schwieriger, einen Platz für Özil zu finden."

Özil nur Zuschauer gegen Bournemouth: So reagierte die Presse

Für die englischen Tabloids war die Degradierung des bestverdienenden Gunners aller Zeiten ein gefundenes Fressen. Der Daily Mirror wollte erfahren haben, dass Özils Bankplatz eine Folge seines Ausrasters nach der Auswechslung gegen Crystal Palace gewesen sein soll - auch wenn das schon fast einen Monat zurückliegt. Laut Daily Mail plant Emery zudem, in Zukunft bei ähnlichen Auswärtsspielen ebenfalls auf Özil zu verzichten.

Seinen Stammplatz soll der Deutsche faktisch also bereits verloren haben. Doch damit nicht genug: Wo der Stammplatz wackelt, ist ein Wechsel oftmals nicht mehr weit weg - ein englischer Buchmacher senkte die Quote eines Wechsels zu Manchester United in der Winterpause auf 2:1 - der FC Barcelona steht immerhin bei 4:1.

Doch lässt man sich vom Rauschen im Blätterwald nicht irritieren, sieht die Situation weit weniger dramatisch aus: Vor der Partie in Bournemouth führte Özil die Gunners in der Liga viermal in Serie als Kapitän aufs Feld - nach nur einem Spiel in der Rolle des Reservisten von Abschied zu reden, ist typisch Yellow Press und hat nur wenig mit Fakten zu tun.

Auch die Tatsache, dass Arsenal in drei Spielen ohne Özil in dieser Saison drei Siege einfuhr und dabei zehn Tore schoss - mit Özil sind es 1,8 Tore pro Spiel - verrät nicht viel, wenn man sich vor Augen hält, dass die drei Gegner dabei West Ham, Fulham und Bournemouth hießen.

Özil hat unter Emery keinen Freifahrtschein mehr

Gleichwohl ist Özil unter Emery nicht mehr über jeden Zweifel erhaben und unabhängig von seiner Leistung praktisch gesetzt, wie er es noch unter dessen Vorgänger Arsene Wenger war. Emery, der so großen Wert auf klare Strukturen und Disziplin legt, will, dass seine Nummer zehn nicht nur mit genialen Momenten in der Offensive glänzt, sondern auch kämpferisch überzeugt.

So durfte Özil erst fünf Partien durchspielen, oft muss er in der Schlussphase für einen Teamkollegen Platz machen, der noch einmal Schwung ins Spiel bringt. Dass der Spielmacher nicht unbedingt der Typ ist, der ein Spiel mit Klauen und Zähnen herumreißt und sich in jeden Zweikampf wirft, ist kein Geheimnis. Er hat andere Qualitäten.

Die Zuschauerrolle gegen Bournemouth lässt sich also am besten als eine Kombination mehrerer Faktoren erklären: Nach drei Unentschieden in Folge - und drei Spielen ohne Scorerpunkt von Özil - wollte Emery sein Team aufwecken. Gegen überraschend gut in die Saison gestartete Cherries setzte er auf ein neues System ohne echten Spielmacher.

Özils Paraderolle war also nicht gefragt, stattdessen brauchte es auf den Flügeln hinter Aubameyang zwei lauf- und kampfstarke Akteure. "Es war ein Auswärtsspiel und würde ganz bestimmt hart werden, also nutzte [Emery] seinen Kader bestmöglich, änderte sein System und hatte Özil für den Fall der Fälle auf der Bank, sollte er ihn noch brauchen", fasste Ex-Gunner Kevin Campbell in einem Radio-Interview treffend zusammen.

Beim FC Arsenal auf dem Abstellgleis? Vieles spricht dafür, dass Mesut Özil schon gegen die Spurs wieder in der Startelf der Gunners steht.
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Beim FC Arsenal auf dem Abstellgleis? Vieles spricht dafür, dass Mesut Özil schon gegen die Spurs wieder in der Startelf der Gunners steht.

Arsenal vor Sechspunktespiel gegen Tottenham: Spielt Özil wieder?

Gut möglich auch, dass Emery von seinem stolzen Superstar eine Reaktion herauskitzeln wollte. Am Donnerstag steht das Europa-League-Auswärtsspiel bei Worskla Poltawa an (18.55 Uhr live auf DAZN und im LIVETICKER), die bereits für die nächste Runde qualifizierten Gunners dürften auch mit Blick auf die Premier League so gut wie alle Stars schonen.

Am Sonntag steht schließlich ein Sechspunktespiel an: Mit einem Sieg im Heimspiel gegen die Tottenham Hotspur würde Arsenal die laufende Serie von jetzt schon 17 Spielen ohne Niederlage krönen und wieder auf einen Champions-League-Platz springen.

Emery könnte darauf setzen, dass Özil in einer Partie, die seinen technischen Fähigkeiten mehr entgegenkommen sollte als Bournemouth, mit gehörig Wut im Bauch den Unterschied macht. "Ich glaube, dass der Manager Özil herausgefordert hat und der ein gutes Spiel machen wird", sagte Campbell.

Sollte Özil jedoch auch gegen die Spurs wieder auf die Bank müssen, weil Emery an seinem neuen 3-4-3 festhält - oder Özil sogar im 4-2-3-1 nicht mehr gesetzt ist - wäre das ein wesentlich klarerer Hinweis darauf, dass der Trainer mit der Leistung seines Regisseurs unzufrieden ist.

Ein einzelnes Auswärtsspiel in Bournemouth Ende November reicht dafür jedoch nicht aus.

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