Ex-BVB-Spieler Mikel Merino nach seinem Wechsel zu Newcastle United: Plötzlich populär

Von Christoph Sahler
Mikel Merino erzielte das Siegtor gegen Crystal Palace
© getty

Mikel Merino ist nach seinem kurzen Intermezzo beim BVB zum Stammspieler bei Newcastle United aufgestiegen. Anders als in Dortmund scheint es in Newcastle zwischen Spieler, Trainer und Verein ausgezeichnet zu passen.

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Am 7. Spieltag der Saison 2016/17 hallte der Name Merino zum ersten Mal durch den Signal Iduna Park, als BVB-Stadionsprecher Norbert Dickel die Startaufstellung des Gastgebers verlas. Der junge Spanier war im Sommer von CA Osasuna nach Dortmund gewechselt und galt als großes Talent für das defensive Mittelfeld.

Weil personell Not am Mann war, ließ Thomas Tuchel Mikel Merino bei dessen Debüt jedoch als Innenverteidiger auflaufen. Mit ihm gemeinsam auf dem Feld stand Emre Mor, der ebenfalls als Neuzugang verpflichtet wurde.

Das Spiel endete mit einem für die Borussia eher enttäuschenden 1:1 gegen Hertha BSC. Mor spielte sich einmal mehr in der Abwehrreihe des Gegners fest und sah nach einem unnötigen Schubser glatt Rot. Merino hatte defensiv Probleme, war offensiv aber sogar am Ausgleich beteiligt.

Für Merino sollte in seiner ersten und einzigen Saison beim BVB nur noch ein Einsatz über 90 Minuten folgen - erneut als Innenverteidiger. Ansonsten reichte es bei Tuchel nur für eine Hand voll Kurzeinsätze. Auch für Mor war das Kapitel Borussia Dortmund nach nur einem Jahr wieder beendet.

Die Konkurrenz war sowohl für Merino als auch Mor enorm groß und es hatte den Anschein, als würde Tuchel nie den richtigen Moment finden, um den beiden Talenten Spielpraxis ermöglichen zu können.

Fluch und Segen der Dortmunder Talentschmiede

Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke verweist gerne darauf, dass der BVB eine beliebte Anlaufstation für vielversprechende Talente sei. Doch an Merino und Mor wurde deutlich, wie schnell und wie konstant gut solche Talente dann auch bei Dortmund liefern müssen, um den nächsten Schritt zu schaffen.

Der Druck ist groß, wenn man in ein bis zwei Jahren über Kurzeinsätze zum nächsten Robert Lewandowski oder Ousmane Dembele werden soll. Nachdem Dortmund 2017 auch noch Mahmoud Dahoud aus Mönchengladbach verpflichtete, wurde es für Merino Zeit, sich nach einer anderen Herausforderung umzusehen und so wechselte er zum Premier-League-Aufsteiger Newcastle United.

Unter der spanischen Trainerlegende Rafael Benitez war Merino vom ersten Spieltag an integriert, erzielte seitdem einmal das Siegtor und stand, wenn er fit war, fast immer auf dem Feld.

Die Rolle des Innenverteidigers, die Merino auch in Osasuna nie ausgefüllt hatte, musste er bei den Magpies bislang nicht wieder übernehmen. "Ich lerne sehr viel von Rafa. Ich hatte immer die Fähigkeit, Spiele zu lesen, aber jetzt verstehe ich es noch mehr", sagte Merino im Guardian. Der 21-Jährige hat die technischen Voraussetzungen für einen ausgezeichneten Spielaufbau und die körperliche Robustheit, um in England auf der Sechs bestehen zu können.

In Newcastle hat Merino auch sofort ein anderes Ansehen erfahren: "In Dortmund hat mich keiner erkannt, aber wenn ich hier durch die Straßen laufe, bringen mir die Fans ihre Liebe entgegen. Ich fühle mich hier zu Hause."

Gekommen um zu spielen

Im Norden Englands heißen die Konkurrenten nicht Julian Weigl oder Nuri Sahin. Niederlagen gehören für Newcastle im Abstiegskampf zum Tagesgeschäft und ein guter Auftritt gepaart mit einem Sieg wird ganz anders honoriert als bei einem Champions-League-Klub.

Hinzu kommt, dass Merino in Benitez einen spanischsprachigen Trainer hat. Der ehemalige Coach des FC Liverpool, mit dem er 2005 die Champions League gewann, wollte Merino unbedingt und lässt seinen Wunschspieler nun sein volles Vertrauen spüren.

Benitez dürfte Merino bereits aus dessen Zeit in Osasuna kennen. Damals, in Merinos letzter Saison bei seinem Heimatverein, hatte er maßgeblichen Anteil am Aufstieg in die Primera Division und erzielte in vier Play-off-Spielen drei Tore.

Erstmal etablieren

Merinos neuer Teamkollege, Torwart Rob Elliot, schwärmte schon im Oktober vom Talent des Neuzugangs. "Ich sehe ihn auf einem Niveau, bei dem Klubs wie der FC Barcelona und Real Madrid an ihm interessiert sind, vor allem wenn man sein Alter berücksichtigt. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die Topklubs auf ihn schauen werden. Aber wir wollen auch ein Topklub werden", sagte Newcastles Schlussmann.

Der Behauptung Elliots, Newcastle sei kein Sprungbrett und müsse keine Spieler verkaufen, darf jedoch ein Fragezeichen angestellt werden. Dafür fehlt dem Klub nach zwei Abstiegen in den letzten zehn Jahren ganz einfach der Erfolg.

Doch Merino sollte gewarnt sein durch die Erfahrungen, die er in Dortmund gemacht hat. Sollte demnächst mal wieder ein großer Klub bei ihm auf der Matte stehen, wäre es wohl klüger, vorerst seine Entwicklung dort fortzusetzen, wo er sich bereits heimisch fühlt.

Vielleicht kann er Newcastle United dann dabei helfen, wieder an alte Erfolge anzuknüpfen. Zunächst müssen sich Verein und Spieler aber in der Liga etablieren.

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