"Wir erstarren vor Pep nicht in Ehrfurcht"

Von Mario Krischel
Uwe Hünemeier machte im Früh-Sommer den Aufstieg mit Brighton in die Premier League perfekt
© getty
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SPOX: Sie haben in der vergangenen Saison elf Spiele bestritten, jedes einzelne über die volle Distanz. Was macht Sie zuversichtlich, dass es im Oberhaus mehr werden?

Hünemeier: Ich weiß, dass es nicht einfach wird. Letztes Jahr bin ich durch eine Verletzung reingekommen, aber ich werde Gas geben in der Vorbereitung und meine Chance, wenn ich sie erhalte, nutzen. Wenn ich gebraucht wurde, habe ich stets meine Leistung gebracht, das weiß jeder. Ich habe mich immer durchgebissen und das will ich auch in der nächsten Saison.

SPOX: Die Albion-Fans besingen Sie als "Mighty German" zur Melodie von "The Lions Sleeps Tonight". Was zeichnet Ihr Verhältnis zu den Fans aus?

Hünemeier: In England ist es eigentlich nichts Besonderes, seinen eigenen Song zu haben, auch wenn es ganz klar eine schöne Sache ist. Man muss schon seine Leistung bringen, damit es soweit kommt, deswegen ehrt es mich.

SPOX: Zum Auftakt geht's im heimischen Amex Stadium gegen Pep Guardiola und Manchester City. Überwiegt da die Vorfreude auf einen großen Gegner oder der Respekt?

Hünemeier: Wir erstarren nicht in Ehrfurcht, nur weil Pep Guardiola kommt. Wir sind mit Paderborn damals auch als Tabellenführer nach München gefahren und haben ohne Angst gegen Guardiola und die Bayern gespielt. Man hat oft genug gesehen, dass mit Vorfreude und Euphorie vieles möglich ist.

SPOX: Auf welches Duell freuen Sie sich am meisten?

Hünemeier: Auf die Spiele gegen Liverpool und Jürgen Klopp, ganz klar.

SPOX: Da müssen Sie sich bis Dezember gedulden. Hat Klopp, ihr ehemaliger Trainer bei Borussia Dortmund, sich schon gemeldet und Ihnen ein paar Tipps für die Premier League gegeben?

Hünemeier: Wir haben keinen Kontakt, aber das brauche ich auch nicht. Ich habe von damals gute Erinnerungen an ihn. Er hat meinen Weg sicherlich genauso verfolgt wie ich seinen. Natürlich freue ich mich, ihn wiederzusehen.

SPOX: Ein Blick in die Heimat: Der SC Paderborn stand schon mit anderthalb Beinen im Amateurfußball, doch der Niedergang von 1860 München hat noch einen Platz in der 3. Liga freiwerden lassen. Haben Sie sich stellvertretend schon bei Jahn Regensburg bedankt?

Hünemeier: Ich verfolge das als Fan, in Paderborn hatte ich meine beste Zeit. Sie sind mit einem blauen Auge davongekommen. Ich hoffe einfach, dass die nun getroffenen Veränderungen wieder mehr Ruhe und Stabilität reinbringen, damit sie in der 3. Liga neu starten können.

SPOX: Noch kurioser wurde es bei ihrem Jugendverein FC Gütersloh, der insolvent und theoretisch schon abgemeldet war, bevor sich in wirklich allerletzter Sekunde Sponsoren fanden, um den einstigen Zweitligisten zu retten.

Hünemeier: Ich war auch für Gütersloh sehr froh, dass es noch so gerade geklappt hat. Gütersloh ist meine Heimat und ein Standort, der höherklassigen Fußball verdient. Das ist in den letzten Jahren durch viel Misswirtschaft nichts geworden. Der Mythos Heidewald muss wieder zum Leben erweckt werden.

SPOX: Irgendwie scheint jeder Klub außer der BVB in der Post-Hünemeier-Ära ziemlich zu leiden, auch Energie Cottbus ist vom Radar verschwunden. Muss sich Brighton Sorgen machen, wenn Sie den Klub mal verlassen?

Hünemeier: Nein, das sind Zufälle, auf die ich mir nichts einbilde. Ich bin mir bewusst, dass ich gerade in Paderborn ein wichtiger Spieler war, aber es kann ja nicht sein, dass alles zusammenbricht, nur weil einer geht. Das wäre zu einfach. Brighton braucht sich keine Sorgen zu machen.

SPOX: Ihr Vertrag läuft nach der Saison aus. Wie geht es dann weiter?

Hünemeier: Ich will nicht nochmal ein Jahr größtenteils auf der Tribüne verbringen, aber die Premier League will ich mir erst mal nicht entgehen lassen. Es hängt viel davon ab, wie es für mich im nächsten Jahr läuft. Letztendlich bin ich ein Wettkämpfer und will spielen.

SPOX: Wird die Bundesliga oder eine Rückkehr nach Deutschland nochmal ein Thema?

Hünemeier: Theoretisch ist das möglich, aber ich bin auch so ehrlich zu erkennen, dass mir dort nach dem Paderborn-Abstieg nicht die Türen offen standen. Nächstes Jahr bin ich 32, das wird nicht so einfach. Irgendwann wird es mich aber in die Heimat verschlagen.

SPOX: Und dann wartet die Karriere nach der Karriere.

Hünemeier: Korrekt. Derzeit studiere ich per Fernstudium an der Uni Düsseldorf Fußballmanagement. Ich hänge da zeitlich ein bisschen hinterher, aber mal gucken, was das gibt.

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