Deutsche Achse in der Reparaturwerkstatt

Matip und Karius wechselten im Sommer 2016 nach Liverpool, Can bereits zwei Jahre zuvor
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Emre Can und die Suche nach der effizientesten Position

Mentale Stärke galt einst auch als einer der großen Vorzüge des großen Steven Gerrard. Besten Anschauungsunterricht leistete er diesbezüglich beispielsweise im Mai 2005. Liverpool lag im Finale der Champions League mit 0:3 gegen den AC Milan zurück und drehte die Partie, angeführt von eben jenem Gerrard. In Liverpool ist er eine Legende, wenn nicht sogar die Legende und die Fans besingen ihn auch heute noch: "He'll pass the ball fourty yards, he's big and he's fucking hard."

Und mit eben jenem Gerrard wurde nun, Mitten in Liverpools wildem, euphorisierenden Herbst, also Emre Can, ein damals 22-jähriger Deutscher, verglichen. Es sei natürlich eine Ehre, sagte Can, der 2014 für knapp zwölf Millionen Euro von Bayer Leverkusen nach Liverpool wechselte, dazu. Er sagte dann auch, dass es noch ein langer Weg bis zu Gerrards einstigem Level sei. Unterbrochen wurde der Weg aber bereits wenige Tage später von einer Knieverletzung, Can musste zwei Spiele passen und verlor seine Form.

Nach seinem kurzen Werkstattbesuch stand er zwar bald wieder in der Startelf, aber er spielte nicht mehr so souverän wie zuvor und die Meinung des Fanlagers schwankte von Lob zu Kritik. Beim richtungsweisenden Spitzenspiel gegen Tottenham(2:0) nahm Klopp Can aus der Startelf. Es offenbarte sich dabei ein Problem, das wohl schon länger in den hintersten Kämmerchen der Liverpool-Werkstatt diskutiert wurde: Wo ist Cans optimale Position, wenn alle Rivalen zur Verfügung stehen? Und: Gibt es sie überhaupt?

Can spielte mal mit einem Kollegen auf der Doppelsechs, mal als alleiniger Sechser, mal als Achter und in der vergangenen Saison gar als Verteidiger. Wo er am besten, am wertvollsten ist, ist aber immer noch ungeklärt. Can ist ein guter Zweikämpfer, sogar eine "unglaubliche Kämpfernatur", wie Klopp mal sagte, aber hat durchaus Probleme bei schnellen Gegenstößen und auch, das Aufbauspiel seiner Mannschaft zu organisieren.

Das erkannte Klopp in der Halbzeitpause des zurückliegenden Spiels bei Leicester City(1:3). Can begann in der Schaltzentrale: Im Defensivspiel wurde Liverpool wieder und wieder überrannt, im Offensivspiel fehlten Ideen und Passsicherheit aus der Tiefe des Feldes. Klopp beorderte Can also auf die linke Seite und der Motor lief fortan besser. Can ist ein vielseitig einsetzbarer und zuverlässiger Baustein, Klopp muss aber noch die effizienteste Position für ihn finden, denn sonst droht die Umfunktionierung zum Ersatzteil.