Die Auferstehung der Giganten

Von Jan-Luc Treumann
Jose Mourinho und Pep Guardiola stehen sich im Manchester Derby gegenüber
© getty
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Spielstil

Manchester United:

Mourinhos Team zieht sich nach einer Führung weit zurück (unter Louis van Gaal standen die Red Devils deutlich höher) und spielt eher abwartend. Bei eigenem Ballbesitz agiert United ruhig und geduldig, Hektik kommt selten auf. Auch Torwart de Gea wird häufig angespielt.

Die Grundformation pendelt zwischen einem 4-2-3-1 und einem 4-4-2. Vor allem Paul Pogba hat sich bereits gut integriert und wird von seinen Mitspielern gesucht. Bei seinem Debüt gegen Southampton hatte der Rekordtransfer die meisten Ballaktionen und spielte die meisten Pässe bei United. Fellaini übernimmt eher eine absichernde Funktion.

Im Spiel nach vorne hat Mourinho viel Arbeit vor sich. Noch ist nicht klar, wie Mourinho mit Henrikh Mkhitaryan plant, der bisher nur als Joker kam. Doch solange Ibrahimovic vorne so grandios aufspielt wie bisher, ist das halb so schlimm. Zudem hat Mourinho an den Soft Skills gearbeitet und bei United die "Sieger-Mentalität" (Rooney) eingebracht.

Manchester City:

Eine große Frage stellte sich, als bekannt wurde, dass Pep Guardiola zu den Citizens geht: Kann er sein Ballbesitzspiel auch in der Premier League durchziehen? In einer Liga, in der das Tempo höher als in anderen Ligen ist? Noch kann diese Frage nicht vollständig beantwortet werden, schließlich sind gerade mal drei Spieltage vorbei, und einen wirklichen Maßstab gab es für City mit Sunderland, Stoke und West Ham noch nicht.

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Aber: In der Tabelle steht hinter dem neuen Logo von City bisher die volle Ausbeute von neun Punkten. Guardiolas Handschrift ist deutlich zu erkennen. Unter Manuel Pellegrini agierte Manchester City meist mit zwei defensiven Mittelfeldspielern. Nun ist die Grundformation eher ein 4-1-4-1 oder 4-3-3, aber das ist bei Guardiola ohnehin Nebensache, starre Formationen sind dem Coach ein Graus. Auffällig im ersten Spiel gegen Sunderland war, dass sich Fernandinho häufig zwischen die beiden Innenverteidiger fallen ließ. Um die Mitte zu stärken, rückten die beiden Außenverteiger Clichy und Sagna sehr weit ins Zentrum ein - dies gilt aber weniger, falls Zabaleta und Kolarov auf den Außen spielen, die eher vertikal agieren.

Im Derby könnte nun die Stunde von Ilkay Gündogan schlagen, der wieder fit ist. Allerdings birgt er auch ein Risiko, der frühere Dortmunder hat keine Spielpraxis. Um ihn an die Premier League heranzuführen, ist das Spiel gegen United vielleicht nicht das richtige Match. Oder auch gerade, das ist Ansichtssache.

Silva lässt sich zuweilen fallen, dadurch ist das Mittelfeld kompakt und City hat die Kontrolle über das Zentrum. Konter werden unterbunden und das eigene Ballbesitzspiel gestärkt. Apropos Ballbesitz: Bereits nach Pep Guardiolas erster Viertelstunde in der Premier League hatte sein Team 76 Prozent Ballbesitz. Diesbezüglich ist also alles beim Alten.

Vorne können Kevin de Bruyne und David Silva ihre Kreativität im Zentrum ausleben, interessant wird es auf den Flügeln. Dort steht mit Raheem Sterling (dessen Leistungskurve unter Guardiola explodiert), Nolito und Leroy Sane (auch wenn der noch nicht zum Einsatz kam) enormes Tempo zur Verfügung. Die Spieler sollen aber nicht damit bis zur Grundlinie vorstoßen, sondern ins Zentrum ziehen.

Hereingaben sind meist eher flach. Zudem lässt sich Sergio Agüero teilweise fallen, um eine weitere Anspielstation zu bieten. Im Derby macht er das wegen seiner Sperre aber nur auf seinem Tribünensitz.