Buddha, Pizza oder doch der König?

Buddha, eine Pizza und ein König: Nur drei von vielen Gründen der Leicester-Meisterschaft
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Da ist das Ding! Leicester City schreibt sein Märchen fertig und ist englischer Meister 2015/16. Wir decken auf, warum alles mit einer Thai-Nutte begann und was genau ein Srivaddhanaprabha ist. Außerdem: Ein Sprachkurs für umme. Und: Wer hat eigentlich den größten Anteil am Erfolg - Buddha, König Richard III., oder doch 'ne Pizza? SPOX weiß alles. Und viel mehr.

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A wie Aussprache: Da sich jüngst gar die New York Times dazu veranlasst sah, ihren Lesern die richtige Aussprache von 'Leicester' näherzubringen - Obacht! Es folgt zum Einstieg eine english lesson (inglisch lessn) in Sachen pronounciation (pronaunziäischn). 'Leicester' wird nämlich keinesfalls und trotzdem gern gemacht 'Lessesstur', und um Himmels Willen, wie noch gerner gemacht, auch nicht 'Laitschester' ausgesprochen. Less-tah. So geht's. Und jetzt alle: Less-tah. Less-tah. Less-tah. Very good.

B wie Ballbesitz: Besagtes Less-tah ist jetzt also Meis-tah. Größtes Fußballmärchen aller Zeiten und so. Doch während Fußballromantiker rund um den Globus die freudentränengefluteten Augen in die Stadt richten, die ansonsten maximal für ihre große Kartoffelchips-Fabrik "bekannt" ist, kringeln sich bei den Statistikern die Zehennägel. Ein Meister mit durchschnittlich 42,3 Prozent Ballbesitz? Das gab's zuletzt vor neun Jahren bei United. Bei 19 ihrer 22 Siege hatten die Foxes weniger Spielanteile als der Gegner. Und in München schüttelt ein Katalane den Kopf...

C wie Couch: Der Ort, auf dem die Foxes den Titel holten. Klingt jetzt aber unspektakulärer, als es tatsächlich war...

D wie Didiliding Didilidong: Hach, liebster Claudio Ranieri, was wäre diese Premier-League-Saison nur ohne dich gewesen? Der schon beinahe zwanghaft niemals grantige Italiener scherzte sich auf den Pressekonferenzen in klopp'sche Kult-Sphären. Beispiel gefällig? Vor drei Wochen patzte Leicester, spielte in einem dramatischen Spiel 2:2 gegen West Ham, verlor Jamie Vardy per Platzverweis. Und Ranieri so: "Hey man, we are in Champions League. WE ARE IN CHAMPIONS LEAGUE, HEY MAN! Didiliding Didilidong! Come on!"

E wie Erstes Mal: Für Leicester ist es im übrigen die erste Meisterschaft der Klub-Geschichte. Einen Premieren-Meister auf der Insel gab's mit Nottingham Forest zuletzt im Jahr 1978. Sonst ging's in jüngerer Vergangenheit einigermaßen, sagen wir 'konstant', zu: Die letzten 20 Meisterschaften machten United, City, Chelsea und Arsenal unter sich aus...

F wie Färöer Inseln: Will man diese irre Erfolgsgeschichte bis zu den Wurzeln, bis zum Ursprung hin zurückverfolgen, kommt man an zwei Schlüsselelementen nicht vorbei. Einmal an Thai-Nutten, einmal an den Färöer Inseln. Erstere tauchten Mitte 2015 in einem Video zusammen mit Leicester-Verteidiger James Pearson auf. Das wäre an sich ungünstig genug, rassistische Beschimpfungen und die Tatsache, dass es sich bei James Pearson um den Sohn von Coach Nigel Pearson handelt, machten die ganze Sache eher so semioptimal, dass es schließlich beide den Kopf kostete. Und die Färöer Inseln? Die sorgten gut ein halbes Jahr zuvor mit einem 1:0-Sensationssieg über Griechenland in der EM-Quali dafür, dass deren Coach mit Mistgabeln und Fackeln von den Hellenen verjagt wurde. Und von da an arbeitslos war. Sein Name: Claudio Ranieri. Didiliding Didilidong!

G wie Gut in der Zeit: Im Kasten der Gegner didilidingdidilidongte es übrigens auch in guter Regelmäßigkeit. Logisch. Das Bemerkenswerte: 25-mal gingen die Foxes in ihren Spielen in Führung, das ist Bestwert aller Premier-League-Teams!

H wie Haareziehen: Dass es beim Meister fußballerisch nicht immer filigranst möglich zugeht, dürfte hinlänglich bekannt sein (siehe Q wie Quarterbacks). Da wird dann im Saisonendspurt auch mal zu alternierenden Mittelchen gegriffen. So ließ es sich Robert Huth im Duell mit den Red Devils nicht nehmen, die Friseurkünste Berlin-Biesdorfs zu präsentieren und Marouane Fellaini einmal ordentlich in der Mähne rumzugrabbeln (und ganz ehrlich, wer mit diesem Gedanken noch nie gespielt hat, der werfe den ersten Stein) - und sich dafür ordentlich aufs Maul hauen zu lassen. Legendär machte die Szene aber erst Good 'Ol Louis van Gaal, der, sich empörend und einem Reporter drohend, ihn auch mal am Haupthaar zu belästigen, zu Protokoll gab: "Haareziehen ist nur beim masochistischen Sex okay." Wieder was gelernt. Very good.

I wie Irgendwie lässig: Coole Hunde sind sie ja schon, die Füchse. Und Nerven wie Ankertaue haben sie. 19 Siege brauchte Leicester bis zur feststehenden Meisterschaft, 14 davon (!) gewannen die Foxes mit genau einem Tor Unterschied. Das gab's in der Geschichte der obersten englischen Spielklasse erst vier Mal: Bei United 1993/94 und Arsenal zehn Jahre später, die Red Devils schafften 2008/09 und 2012/13 sogar 15. Übrigens: Auch in Sachen Aufstellung war nicht gerade Extravagantes angesagt in den Midlands. Mickrige 27-mal änderte Ranieri in den 36 bisherigen Spielen etwas an seiner Aufstellung! Zum Vergleich: Auf Rang zwei steht Bournemouth mit 50 Änderungen. Unterboten wird Leicesters Wert nur von Manchester United in der Saison 1992/93 (26 Wechsel).

J wie Jägerschnitzel mit Schmeichel-Spätzle: Okay, zugegeben, da flunkern wir ein wenig. In Leicester gibt's aktuell kein Jägerschnitzel mit Schmeichel-Spätzle. Zuzutrauen ist den Gastronomen in den Midlands aber mittlerweile alles. Die Claudio-Ranieri-Wurst gibt's nämlich schon. Zutaten: Fenchel, Knoblauch und Chili. Auch käuflich zu erwerben: LCFC-Brot. Oder wie wär's mit einem gemütlichen Nachmittag bei einem Vardyccino?

K wie Karma: Wenn man, wie Klubbesitzer Vichai Srivaddhanaprabha (siehe S wie Srivaddhanaprabha, Vichai), finanziell nicht gerade auf dem Zahnfleisch geht, kann man sich sein Glück auch erkaufen - beziehungsweise es einfach einfliegen lassen. Zu jedem Heimspiel der Foxes lässt Srivaddhanaprabha in einem Privatjet zehn buddhistische Mönche vom Wat-Traimit-Withayaram-Woraviharn-Tempel (hoch lebe Copy-and-Paste!) aus Bangkok teilzeitimportieren, um die Spieler zu segnen und während des Spiels in einem eigens eingerichteten Raum zu meditieren. Ein göttliches Element gebe das den Spielern, heißt es. Die Mönche selbst verweisen auf die Gläubigkeit und guten Taten des Klubbesitzers: "Der Verein profitiert von seinem guten Karma."

Storify: So rasten die Sozialen Medien aus!

L wie Leicester als solches: Was wissen wir eigentlich über dieses Leicester? Also wir, die Fußballinteressierten, nicht die Geographiestudenten? Das es in den East Midlands liegt. Gut, das hätte man mal aufschnappen können. Und dass man da Fußball spielt, recht gut. Aber sonst? Hiermit sei ein kleiner Exkurs gestartet. Leicester ist, so ziemlich mitten in England gelegen, eine der diversesten Städte auf der Insel. Die Narborough Road, Leicesters Hauptverkehrsader, gilt als Englands multikulturellste Straße. Ladenbesitzer aus 23 Ländern sind dort ansässig, schon 2011 wurde Leicester die erste britische Stadt, in der Weiß-Sein zur Minorität wurde. Gut 330.000 Einwohner gibt's generell und im Fluß Soar kann man ganz gut Hechte angeln. Again what learned. Very, very good.

M wie Mahrez, Riyad: Vor zweieinhalb Jahren holte Leicester einen algerischen Flügelstürmer vom französischen Durchschnitts-Zweitliga-Klub Le Havre. Für 350.000 Pfund. Das ist ungefähr so viel, wie Cristiano Ronaldo unterm Strich in drei Tagen verdient. Heute ist Riyad Mahrez Schlüsselspieler des englischen Meisters, hat mit acht mehr siegbringende Tore geschossen als jeder andere Premiere-League-Spieler und ist - zusammen mit Teamkollege Jamie Vardy - der Spieler mit den meisten direkten Torbeteiligungen der Saison ligaweit. 17-mal traf er, 11-mal legte er vor, sein Marktwert mittlerweile: 50 Millionen Euro. Dazu die Auszeichnung zum PFA Player of the Year. Solide.

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