Buddha, Pizza oder doch der König?

Buddha, eine Pizza und ein König: Nur drei von vielen Gründen der Leicester-Meisterschaft
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N wie #NoFuchsGiven: Mit einem dezent angedeuteten Mittelfinger nach Gelsenkirchen präsentieren wir proudly den Stammlinksverteidiger des englischen Meisters: Christian Fuchs. Bei Königsblau als Sicherheitsrisiko ohne Rückhalt von Führungsriege oder Fans geschasst, bei den Füchsen nicht nur ob seines Namens schon nach einer Saison Kult. #NoFuchsGiven eben, wie sich sein Slogan liest. Und wer von den Normalsterblichen hat schon einen Slogan? Oder sogar T-Shirts, auf denen er draufsteht? Kollege Fuchs hat's geschafft. Und auch sonst seinen Spaß in Leicester. Wer hätte schon erwartet, dass man bei Leicester eher Meister wird als mit Schalke? Gut, so ziemlich jeder.

O wie One Direction: Was diese unerträglichste Nachgeburt der neuzeitlichen Popkultur mit dem sympathischsten Haufen Underdogs der neuzeitlichen Fußballkultur gemeinsam hat? Die drohende Schnittmenge heißt Louis Tomlinson. Wenn der nämlich keine vor Bedeutung triefenden Zeilen a la "You can't go to bed without a cup of tea and maybe that's the reason that you talk in your sleep" singsangt, schauspielert selbiger gerne vor sich hin. Seine nächste große Rolle: Jamie Vady - zumindest wenn es nach Produzent Adrian Butchart geht, der für kommendes Jahr eine Biographie über den Angreifer plant. Die Alternativen, so rumort es im Film-Bisseness: Zac Efron and Robert Pattinson. Ähm, ja.

P wie Pizza: Als sich die Foxes in den ersten neun Saisonspielen immer mindestens ein Gegentor fingen, griff Coach Ranieri zu drastischen Maßnahmen. "Ich sagte, 'come on, boys!'", sagte er zu den Boys: "Ich geb' ne Pizza aus, wenn ihr zu null spielt." Gesagt, getan! Es folgte ein Einszunull über Crystal Palace und ein Ausflug zu Peter Pizzeria. Dort mussten Vardy & Co. ihre Pizza allerdings selbst kneten, weil "man für alles arbeiten muss", wie Ranieri, ein weiser Mann, mahnte. Alles in allem voller Erfolg, auch wenn ein Teil des Teams eine Teigballschlacht anzettelte. Was wiederum Ranieri nicht davon abhielt, den Philosophen in sich zu entfesseln: "Fußball ist wie Pizza. Die wichtigste Zutat ist der Teamgeist. Und die zweite, dass man das Training genießt. Auch eine Prise Glück ist wichtig - wie Salz. Die Fans sind die Tomaten. Ohne Tomaten ist es keine Pizza."

Q wie Quarterbacks: Robert Huth und Captain Morgan, Wes Morgan - bitte versteht das hier einfach als Liebeserklärung aus der SPOX-Redaktion. Ihr Abrissbirnen, ihr Schränke, ihr Raumverdichter und Leuchttürme. Ihr zum Leben erwachten Wände, ihr Gladiatoren, ihr gnadenlose Quarterbacks. Keiner braucht so Schnösel wie Hummels oder Boateng und auch keinen Sergio Ramos. Am liebsten schauen wir euch zu. Den ganzen Tag.

R wie Richard III: Wer nicht ans Pizzabacken oder den Segen Buddhas als Grund für Leicesters Meisterschaft glaubt - wie wär's mit Gespenstern? Die Kurzversion: 2012 werden die Gebeine von King Richard III., seines Zeichens Monarch aus dem 15. Jahrhundert, unter einem Parkplatz in Leicester entdeckt. Ende März 2015 - es läuft die Vorsaison - wird der König nach langen Untersuchungen in einer großangelegten Zeremonie in der Kathedrale zu Leicester endgültig beigesetzt. Die Foxes sind zum Zeitpunkt der Beerdigung quasi abgestiegen, seit 18 Spieltagen Tabellenletzter und haben noch acht Partien vor sich. Doch eine Woche nach der Beerdigung des Königs gibt's einen Dreier gegen West Ham. Siegtorschütze in Minute 86: Andy King. Es folgen sechs Siege, ein Remis und ein Klassenerhalt, der der Dramaturgie halber selbst einen Kinofilm - ohne Louis Tomlinson - verdient hätte. Seit König Richard in Leicester seine Ruhe gefunden hat, gewann City 63 Prozent aller Spiele - Bestwert in der Premier League! Die Statue von King Richard III. auf dem Vorplatz der Kathedrale trägt mittlerweile übrigens einen Leicester-Schal.

S wie Srivaddhanaprabha, Vichai: Was aussieht wie das, was passiert, wenn die Axolotls des Autoren einen Paarungsversuch auf dessen Tastatur unternehmen, ist in echt der Name des thailändischen Klubbesitzers der Foxes. Tipps in Sachen pronounciation können wir hier leider nicht geben. Nur so viel: Kollege S. aus T. ist Gründer und Chef von 'King Power Duty Free' und mit einem Vermögen von knapp drei Milliarden Euro laut Forbes der neuntreichste Mann Thailands. Gehören tut dem Gutesten Leicester City seit 2010, sonst macht S. Reicheleutesachen. Polo spielen, zum Beispiel.

T wie Transfers: Shinji Okazaki aus Mainz war mit elf Millionen der teuerste. N'Golo Kante, Yohan Benalouane, Gökhan Inler, Robert Huth, Christian Fuchs und Nathan Dyer kamen im Sommer auch noch, teils ablösefrei, teils für einstellige Millionenbeträge. Knapp 40 Millionen Euro gaben die Foxes vor der Saison für Neuzugänge aus. Nur mal zum auf der Zunge zergehen lassen die Konkurrenz: Chelsea gut 80 Millionen, Liverpool 110 Millionen, United 140 Millionen, Manchester City 203 (!) Millionen.

U wie Unterhose: Gary Lineker, an sich gebürtiger Leicestianenser, haut ja gerne mal einen raus, wie man heutzutage sagt. Um Weihnachten rum zwitscherte Englands WM-Rekordtorschütze: "Falls Leicester Meister wird, moderiere ich die erste Folge von Match of the Day nächste Saison in Unterhosen." Grünes Licht vom BBC-Management gab's bereits, Ranieris Zweifel, ob er das wirklich sehen wollen würde, kommentierte Lineker: "Oh ja, das willst du."

V wie Vardy, Jamie: Wenn einer die herrliche Geschichte der Underdogs aus den Midlands verkörpert wie kein Zweiter, dann ist es Jamie Vardy. Als Teenager wegen Körperverletzung zu sechs Monaten Fußfessel verurteilt, vor knapp vier Jahren für eine Million Pfund aus dem Amateurbereich vom damaligen Zweitligisten verpflichtet, nach einer durchwachsenen ersten Saison schon Feindbild der eigenen Fans - und heute Nationalspieler und Rekordbrecher! Der 29-Jährige hat mit Toren in elf aufeinanderfolgenden Spielen Premier-League-Geschichte geschrieben. Elfmal - so oft wie kein anderer - erzielte er zudem in der laufenden Saison das Führungstor für die Foxes, von der Football Writers' Association wurde er zum Spieler des Jahres gekürt.

W wie Wetten, dass...?: Ja, das weiß mittlerweile selbst Elvis Presley in seinem Grab. Trotzdem: Die Quote von 5000:1 auf eine Meisterschaft der Foxes - die Quote, dass Playboy-Erfinder Hugh Hefner Jungfrau ist, liegt bei 1000:1 - wurde in den letzten Wochen und Monaten ja schon des Öfteren thematisiert. Genauso wie die Hand voll Spinner, Psychopathen und Betrunkener, die Geld auf die Füchse setzten und sich jetzt reiche Menschen nennen dürfen. Die Buchmacher rechnen auf der Insel angeblich mit bis zu 20 Millionen Dollar Auszahlungen im Zusammenhang mit Wetten auf Leicester.

Diashow: Das Wunder von Leicester in Bildern

X wie X-Mas Party: Dass es sich bei den Foxes tatsächlich um einen eingeschworenen Haufen Kumpels handelt, und nicht etwa um ein lebloses Millionärskonglomerat, zeigte sich spätestens an Weihnachten. Nachdem Sturm an die Tabellenspitze machte sich ein Teil der Mannschaft nach dem Okay von Papa Claudio nach Kopenhagen auf, um dort kostümiert eine Weihnachtsparty zu feiern, bei der es nicht nur kleine, alkoholfreie Radler zu trinken gab...

Y wie Yolanda Vardy Marriot: Gut, ob das kleine Mädchen von Ashley Marriot tatsächlich Yolanda heißen wird, sei mal dahingestellt. Zumindest der zweite Vorname steht allerdings fest: Vardy - zu Ehren von Leicesters Stürmerstar. Das kommt übrigens dabei heraus, wenn ein Mann, Foxes-Anhänger, mit seiner Gattin, Tottenham-Fan, wettet, dass er seine Tochter nach dem Stürmer benennen darf, wenn er nur 5000 Unterstützer-Unterschriften sammelt. Einziger Mini-Erfolg für die Gattin: Vardy wird nur der zweite Vorname.

Z wie Zur Mamma: Während sich die Spieler der Foxes am Montagabend geschlossen trafen, um sich Tottenhams meisterschaftsentscheidendes Zwozwo gegen Chelsea anzuschauen - ob es Pizza gab, ist nicht überliefert -, war Ranieri gerade im Flugzeug. Mama Renata wurde 96 Jahre alt, ein Essen in der Heimat Rom war versprochen - und die werden gefälligst gehalten. Also düste Ranieri nach dem Remis gegen United in die italienische Heimat. Und bekam als Allerletztes etwas von seinem größten Coup mit...

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