"Das härteste Jahr meiner Karriere"

Von Adrian Franke
Meust Özil hat das härteste Jahr seiner Karriere hinter sich
© getty

Mesut Özil blickt auf eine turbulente Saison zurück, der Weltmeister sprach dabei offen über seine Leidenszeit. Dennoch habe er das Vertrauen von Gunners-Coach Arsene Wenger stets gespürt und lobte auch die Fans der Londoner. An den Anhang in Deutschland hatte er allerdings einen Appell parat.

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"Es war eine sehr lange Saison. Ich glaube sogar, dass es das härteste Jahr meiner Karriere war", gab Özil im Gespräch mit dem kicker zu.

Immerhin hatte er mit dem Innenbandanriss im Knie die erste schwere Verletzung seiner Karriere und die dreimonatige Reha war "eine sehr harte Zeit für mich. Denn ich bin ein Spieler, der immer den Ball braucht - selbst im Urlaub. Ich durfte aber wochenlang nicht kicken, sondern musste mein Reha-Programm absolvieren und mir die Arsenal-Spiele anschauen."

In der Rückrunde fand er dann wieder besser zu seiner Form und zeigte sich zufrieden: "Ich wollte nach den drei Monaten allen zeigen, dass ich wieder da bin und dass man sich auf mich verlassen kann. Das ist mir gelungen. Man konnte auf dem Platz sehen, wie viel Spaß ich am Fußball habe und wie sehr ich das Spiel vermisst hatte. Und wenn man dann die Saison mit dem FA Cup abschließt, ist es natürlich ein erfolgreiches Jahr."

Wengers Vertrauen "immer gespürt"

Dass er selbst dabei direkt bei seinem Comeback die Unterstützung der Fans erhielt "hat mir noch einmal einen richtigen Schub gegeben. Weil ich gemerkt habe: Egal was ist, der Verein und die Fans stehen hinter mir. Für einen Spieler ist es sehr wichtig, dieses Gefühl zu haben."

Noch wichtiger sei aber der Rückhalt des Trainers: "Wenn ich das Vertrauen des Trainers spüre, habe ich definitiv mehr Selbstvertrauen. Und bei Arsene Wenger habe ich dieses Vertrauen immer gespürt. Als ich wieder fit war, hat er mich mit dem Kurzeinsatz gegen Stoke auch gleich wieder schnuppern lassen. Die Unterstützung durch die Fans ist dann der Bonus. Wenn du bei der Einwechslung gefeiert wirst, fühlst du dich als Spieler auch wertvoll."

Özil durfte während der starken Rückserie zudem wieder im zentralen offensivem Mittelfeld ran, wovon er sichtlich profitierte. Einfordern würde er das aber nie, so der Nationalspieler: "Ich spiele vor allem für die Mannschaft und nicht für mein Ego. Das war auch bei der Weltmeisterschaft so, als sich Marco Reus verletzte und ich deshalb auf den linken Flügel musste. Hätte ich in Brasilien auf der Zehn gespielt, hätte ich eine ganz andere Leistung gebracht. Aber darum ging es nicht. Entscheidend war, dass wir Weltmeister wurden."

Özil appelliert an die Fans

Dennoch hat der 26-Jährige an die Fans in der Heimat einen Wunsch: "In der Nationalmannschaft gibt es Applaus, wenn man gut spielt. Wenn es aber mal nicht so lief, wurden wir - nicht nur ich - in der Vergangenheit auch recht schnell ausgepfiffen. Das war sicher nur ein kleiner Teil der Fans. Trotzdem finde ich so etwas schade. Wir Spieler geben immer Gas. Aber an manchen Tagen läuft es eben nicht so rund. Da würde ich mir wünschen, dass die Mannschaft trotzdem über 90 Minuten unterstützt wird."

Seit dem WM-Sieg und dem darauf folgenden Umbruch ist beim DFB-Team schließlich noch Sand im Getriebe, vor dem EM-Quali-Spiel gegen Gibraltar am Samstag gab Özil zu: "Es ist auf jeden Fall so, dass sich jede Mannschaft gerade gegen den Weltmeister besonders beweisen will, vor allem im Heimspiel. Da ich im Hinspiel verletzungsbedingt gefehlt habe, weiß ich persönlich gar nichts über die Mannschaft und bin selbst gespannt. Aber natürlich müssen wir da definitiv die drei Punkte holen."

Sorgen um die EM-Teilnahme müsse sich allerdings trotz bislang durchwachsener Quali niemand machen: "Viele Spieler waren im Herbst müde oder angeschlagen nach der WM, so sind die Ergebnisse gegen Polen und Schottland zu erklären. Aber im letzten Qualifikationsspiel im März in Georgien hat man gesehen, dass wir wieder auf einem guten Weg sind. Und das werden wir auch in den nächsten Spielen zeigen."

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