Endlich wieder weiße Farbe?

SID
Die oberste Bande könnte demnächst ein neues Datum bekommen
© getty

Der FC Arsenal hat am Samstag (18 Uhr im LIVE-TICKER) im FA-Cup die Chance, den ersten Titel seit fast neun Jahren in den Norden Londons zu holen. Gegner Hull City ist dabei der vermeintlich krasse Außenseiter, doch ein solcher "Außenseiter" hat Arsenal in der jüngsten Vergangenheit einen Titel gekostet.

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Im Gegensatz zu vielen anderen neumodernen Stadien hat es der FC Arsenal im Emirates Stadium geschafft, ein paar Details aus dem Highbury unterzubringen und an die lange Tradition an verschiedenen Stellen zu erinnern. Die Statuen der Legenden Bergkamp, Henry oder Adams vor dem Stadion, die Uhr vom "Clock End" oder die Fassade des Stadions zeigen den Besuchern die guten alten Zeiten.

Ein besonderes Merkmal ist jedoch die "Bande" vor dem obersten Rang. Dort haben die Verantwortlichen keine Firmenlogos zu Werbezwecke platziert, sondern mit weißer Farbe auf rotem Grund die Titel der Vereinsgeschichte aufgemalt.

Als Patrick Vieira im FA-Cup Finale 2005 als fünfter Schütze der Gunners antritt und trifft, ahnt wohl niemand, dass es der letzte Titel für die nächsten fast neun Jahre sein wird und die weiße Farbe erst einmal nicht mehr gebraucht wird. Arsenal gewann mit 5:4 im Elfmeterschießen gegen Manchester United zum zehnten und bislang letzten Mal den nationalen Pokal. Viele Experten deuteten diesen Pokalsieg als Beginn einer Ära.

Highbury hat ausgedient

Der Bau des neuen Emirates Stadion befand sich in der finalen Phase und die Mannschaft hatte den richtigen Mix aus Erfahrung, Klasse und jungen Talenten. Die jungen Spieler Fabregas, van Persie, Ashley Cole und viele andere hatten unter dem Talentförderer Wenger die besten Aussichten auf eine glorreiche Zukunft. Dazu waren die Schlüsselspieler im perfekten Fußballalter. Henry 27, Ljunberg 28, Pires 31, Vieira 28, Campbell 30. Der Weg schien gemacht.

Doch bereits im August der folgenden Saison (2005 / 2006) gab es im FA Community Shield eine Niederlage gegen Meister Chelsea. Die erste Chance einen Titel zu holen wurde verpasst. Dazu verabschiedete sich mit Patrick Vieira der Schlüsselspieler der vergangenen Jahre in Richtung Turin. Die Lücke sollte Abou Diaby füllen, doch der talentierte Franzose ist bis heute mehr Stammgast auf der Krankenstation, als eine Hilfe auf dem Platz.

In der letzten Saison im Highbury verlor Arsenal nur zwei Partien. Am Ende der Saison stand man mit zwei Punkten Vorsprung vor dem großen Rivalen Tottenham auf dem vierten Platz. Das alles wurde jedoch vom Einzug ins Endspiel der Königsklasse gegen Barcelona überragt. Die 2:1 Niederlage in Paris war letztlich der Beginn einer harten und frustrierenden Zeit für die Gunners. In den folgenden Jahren scheiterten die Londoner mit drei Ausnahmen immer im Achtelfinale der Champions League. Am Ende war das Finale somit der Anfang eines steilen Abstiegs.

Der Umzug als Beginn der titellosen Zeit

Mit Beginn der Saison 2006 / 2007 zog man in das 600 Millionen Euro teure Emirates Stadium um. Der Umzug läutete eine Zeit ein, in der der Verein sparen musste. 160 der 600 Millionen Euro übernahm "Fly Emirates". Dadurch sicherte sich die Fluggesellschaft die Namensrechte des Stadions bis ins Jahr 2021, sowie die Trikotwerbung bis Anfang dieser Saison. Auch der Vertrag mit "Nike" wurde auf Langfristigkeit ausgelegt, um die Raten für das Stadion sicher decken zu können.

Anders als in Deutschland übernimmt die Stadt, die Kommune oder das Land auf der Insel keine Teile der Kosten. Pokern um hochdotierte Verträge, wie es die Konkurrenz von Liverpool, United, City und Chelsea konnte, war somit nicht möglich.

Transferplus und Champions League

Um in diesem Zeitraum keine roten Zahlen zu schreiben, verkaufte Arsene Wenger immer wieder die besten Spieler für viel Geld. Vom Sommer 2006 bis zum Beginn dieser Saison erwirtschaftete man ein Transferplus von mehr als 50 Millionen Euro. Zum Vergleich: Der FC Chelsea erzielte im selben Zeitraum ein Transferminus von 342 Millionen Euro, bei Manchester City waren es sogar 545 Millionen.

Dennoch schaffte es Arsene Wenger in diesen Jahren immer die Champions League zu erreichen, was ihm viele Experten als großen Erfolg anrechneten. Nahezu jedes Jahr wurden die Leistungsträger weggekauft. Hinzu kam, dass die Konkurrenz aus Manchester und London, auch bei Transfers junger Talente aufgrund der finanziellen besseren Möglichkeiten dazwischen funkte.

Juan Mata und Eden Hazard standen kurz vor der Unterschrift im Emirates, ehe sie sich für Chelsea entschieden. Titel gab es in dieser Zeit keine. Wenger wurde mehr und mehr von den Fans angezählt. Auch im Verbalduell mit Jose Mourinho, der ihn als "Meister des Versagens" betitelte, kam die titellose Zeit immer wieder zum Vorschein.

2014: Die neue Zeitrechnung

Doch mit den neu verhandelten Sponsorenverträgen vor dieser Saison, waren die Zeiten der teuren Verkäufe und günstigen Einkäufe vorbei. Der Kern der Mannschaft konnte zusammen gehalten werden, und mit Gervinho, Marouane Chamakh und Vito Manonne verließen Spieler den Verein, die in den Planungen keine Rolle mehr spielten.

Dennoch gab es nach der Auftaktniederlage gegen Aston Villa zuhause wieder die Rufe, dass Wenger Geld ausgeben solle, denn bis dahin waren lediglich Mathieu Flamini und Yaya Sanaogo ablösefrei geholt worden. Erst der 50 Millionen Transfer von Mesut Özil löste eine Euphoriewelle im Norden Londons aus, die Arsenal bis Anfang Februar auf den ersten Tabellenplatz spülte.

Wie in vielen Jahren zuvor, verspielte Arsenal die Saison in der Zeit zwischen Februar und Anfang April. Durch den eng gestaffelten Spielplan wurde die Spitzenposition, inklusive derber Niederlagen in den direkten Duellen mit der Konkurrenz Chelsea, Manchester City und Liverpool, abgegeben. Das enorme Verletzungspech, welches Arsenal seit Jahren begleitet, blieb auch in dieser Saison nicht aus und traf vor allem die stark aufspielenden Leistungsträger Ramsey, Özil und Walcott in entscheidenden Phasen der Saison.

Allerdings schaffte es Arsenal, anders als in den Jahren zuvor, in diesen Monaten mit Siegen gegen Liverpool und Everton den Einzug ins Halbfinale, wo Wigan mit viel Kampf im Elfmeterschießen bezwungen wurde. Am Samstag wartet mit Premier League Aufsteiger Hull City ein Gegner, den die Gunners in der Liga zweimal deutlich schlagen konnten.

Birmingham als Warnung

Doch das Gefühl der Überlegenheit gab es im League Cup Finale 2011 schon einmal. Damals schenkten Wojciech Szczesny und Laurent Koscielny Birmingham City mit einem katastrophalen Fehler den Titel. Wenige Tage zuvor hatte man im Achtelfinale den FC Barcelona zuhause mit 2:1 geschlagen.

Zwei Wochen später war die Saison nach dem Ausscheiden durch ein 3:1 in Barcelona, die 2:0 Niederlage im FA-Cup gegen Manchester United sowie zwei Remis in der Liga gegen Sunderland und West Brom gelaufen.

Rekordsieger

Die fast ausnahmslos guten Ergebnisse in dieser Spielzeit gegen die "vermeintliche Kleinen" der Liga lassen die Gunners-Fans hoffen, dass die Saison durch den FA-Cup Sieg gerettet wird. Denn der vierte Platz ist nach über 100 Tagen als Tabellenführer am Ende ein schwacher Trost. Es wäre der elfte FA-Cup-Sieg der Vereinsgeschichte, womit die Gunners neben Manchester United Rekordsieger des Wettbewerbs wären.

Arsene Wenger könnte damit die Argumentation zumindest für die nächste Saison auf seine Seite ziehen. Ein Sieg würde einen Titel mehr bedeuten, als Mourinho in dieser Saison gesammelt hat. Der Meister des Versagens hätte seinen Titel weitergeben. Der Gentleman Wenger wird wissen wann er diese Spitze dann einsetzten kann.

Die weiße Farbe im Stadion wird jedoch schnellst möglich angerührt um der Bande vor dem obersten Rang ein neues Datum hinzuzufügen.

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