United vergeigt's erneut

Von Adrian Bohrdt
Die Fulham-Führung: Steve Sidwell drückt seinen Holtby-Assist über die Linie
© getty

Dank einer furiosen Anfangsphase entscheiden die Reds den Klassiker gegen Arsenal eindrucksvoll. Auch Chelsea feiert einen deutlichen Erfolg. Während die Spurs einen wichtigen Erfolg im Kampf um die Champions-League-Plätze verbuchen, kassiert United in letzter Sekunde gegen den FC Fulham den Ausgleich.

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Manchester United - FC Fulham 2:2 (0:1)

Tore: 0:1 Sidwell (19.), 1:1 van Persie (78.), 2:1 Carrick (80.), 2:2 Bent (90.+4)

Ein unbegreifliches Spiel im Old Trafford, das zur Saison des Noch-Meisters passt. Innerhalb von 80 Sekunden wendete der amtierende Meister zunächst die totale Blamage ab, ehe Darren Bent die Moyes-Elf in der 94. Minute doch noch mit dem 2:2 schockte. Schlusslicht Fulham hatte die Red Devils lange am Rande einer sensationellen Niederlage, doch Robin van Persie und Michael Carrick drehten die Partie für das drückend überlegene United (31 Schüsse, 81 Flanken) innerhalb von 80 Sekunden kurzzeitig. Bents Kopfballtor aus kurzer Distanz unter Bedrängnis raubte dem Gastgeber aber noch zwei Punkte.

United trat bei strömendem Regen zunächst dominant auf, bekam aber nach 19 Minuten die eiskalte Dusche ab. Lewis Holtby flankte bei einer der ganz seltenen Offensivaktionen der punktgenau zum völlig blank im Zentrum lauernden Steve Sidwell, der per Volley. Noch vor der Pause hätte Fulham sogar auf 2:0 stellen müssen: Eine United-Ecke mündete in einen brandgefährlichen Konter mit einem Mann Überzahl für die Gäste, doch Kieran Richardson vergab kläglich vor David de Gea.

United drängte danach mit Vehemenz auf den Ausgleich. Flanke um Flanke fand ihren Weg vor das Tor, doch Marten Stekelenburg vereitelte mit mehreren Weltklasse-Reflexen das 1:1. Mittlerweile war der Spielstand unbegreiflich - das fand auch Moyes und löste mit der Hereinnahme von Adnan Januzaj, Antonio Valencia und Javier Hernandez die Defensive fast komplett au. Er hatte Erfolg. Van Persie drückte den Ball nach Zuspiel von Juan Mata aus dem Gewühl über die Linie, ehe Carrick die kollektive Verwirrung in der Fulham-Hintermannschaft per Abschluss von der Strafraumkante nutzte. Der Schlusspunkt war aber Bent vorbehalten.

FC Liverpool - FC Arsenal 5:1 (4:0)

Tore: 1:0 Skrtel (1.), 2:0 Skrtel (10.), 3:0 Sturridge (16.), 4:0 Sturridge (19.), 5:0 Sterling (51.), 5:1 Arteta (69./FE)

Reaktionen:

Brendan Rodgers (Trainer FC Liverpool): "Einige unserer Spielzüge waren atemberaubend. Die Intensität unseres Pressings und die Tore: Einfach fantastisch. [...] Raheem Sterling ist erst 19 Jahre alt, trotzdem denke ich, ist er aktuell der beste Stürmer in England. Er hat heute phänomenal gespielt."

Arsene Wenger (Trainer FC Arsenal): "Wir müssen uns nach diesem Spiel einer Menge Fragen stellen und auch für uns nach Antworten suchen. Defensiv hatten wir einen ganz schwachen Tag und Liverpool hat unsere Fehler eiskalt und hervorragend ausgenutzt. Unsere Fans haben 90 Minuten lang Gas gegeben, wir leider nicht. [...] Wir waren heute nicht gut genug, das gilt auch für mich. Wichtig ist, wie wir darauf reagieren.

Was für ein Auftakt! Liverpool überrannte den Spitzenreiter aus London zu Beginn, Anfield stand Kopf. Zweimal war Martin Skrtel völlig frei im Strafraum. Nach Freistoß und Eckball von Steven Gerrard traf der bullige Abwehrmann per Doppelschlag zur frühen Führung. Es war bereits Liverpools 22. Treffer nach einer Standardsituation. Arsenal in der Folge geschockt, leistete sich katastrophale Ballverluste und wurde auswärts ausgekontert.

Monreal verlor kurz darauf den Ball im Mittelfeld und wieder leitete Gerrard per Steilpass das Tor ein, Suarez legte quer und sein Sturmpartner Sturridge erzielte das 3:0. Zwei Minuten später legte Cautinho per Traumpass den vierten Treffer auf, wieder war Sturridge zur Stelle, sein 16. Tor im 18. Spiel.

Mit 42 Toren in der ersten Halbzeit stellten die Reds ihre Rolle als Frühstarter eindrucksvoll unter Beweis, Arsenal um Per Mertesacker und Mesut Özil war durch das gnadenlose Pressing völlig von der Rolle. Gerade so retteten sich die Hauptstädter in die Halbzeit, mit 1:10 Torschüssen.

Wenig Besserung auch nach der Pause: Wieder stand die Abwehrreihe Arsenals sehr hoch, diesmal durfte Raheem Sterling alleine auf Wojciech Szczesny zulaufen und ließ ihm erneut keine Chance. Regungslos nahm Arsene Wenger den nächsten Treffer hin, reagierte dann mit einem Dreifach-Wechsel. Lukas Podolski kam in die Partie, Özil musste nach schwacher Vorstellung vom Feld.

Mikel Arteta gelang später per Foulelfmeter nur noch eine Ergebnis-Kosmetik. Nach dem 3:6 gegen Manchester City kassiert Arsenal im Duell mit einem direkten Konkurrenten die zweite herbe Klatsche innerhalb von zwei Monaten. Liverpool hält mit dem furiosen Kantersieg den Anschluss an das Spitzentrio der Liga.

FC Chelsea - Newcastle United 3:0 (2:0)

Tore: 1:0 Hazard (27.), 2:0 Hazard (34.), 3:0 Hazard (63./FE)

Als die Zuschauer an der Stamford Bridge gegen Ende der ersten Hälfte "Stand up for the Special One" anstimmten, konnte man ins Grübeln geraten, ob tatsächlich Jose Mourinho gemeint war. Zwar blieb der Portugiese auch in seinem 73. Premier-League-Heimspiel als Chelsea-Trainer ungeschlagen, doch die große Show bot einer seiner Spieler.

Eden Hazard war gegen Newcastle United nicht nur dreifacher Torschütze, sondern auch der Ideengeber der Blues. Durch ständige Rochaden mit Oscar und Willian verschaffte sich der Offensivstar immer wieder Freiräume und besorgte nach einem Doppelpass mit Branislav Ivanovic per Direktschuss aus 14 Metern zunächst das 1:0 (27.). Der zweite Treffer war Konterfußball aus dem Lehrbuch: Chelsea kam über fünf Stationen vom eigenen Strafraum vor das Tor der Magpies. Hazard bediente Samuel Eto'o, der per Hacke auf den einlaufenden 23-Jährigen zurücklegte, welcher überlegt sein zehntes Saisontor erzielte.

Newcastle war bis zum Seitenwechsel keineswegs schwach, Moussa Sissoko (33.) und Gladbach-Leihgabe Luuk de Jong (40.) machten aber zu wenig aus ihren Großchancen. Nach dem Seitenwechsel zelebrierte sich Chelsea dann selbst. Hazard durfte nach Yanga-Mbiwas Ringer-Einlage im Strafraum gegen Eto'o vom Elfmeterpunkt mit seinem zehnten Saisontor den Hattrick schnüren. Er ist der 14. Chelsea-Spieler, dem das in der Premier League gelang.

Norwich City - Manchester City 0:0

City-Torwart Joe Hart hat sich rehabilitiert. Die harte Kritik aus der Hinrunde und die zwischenzeitliche Verbannung auf die Bank dürften endlich vergessen sein. Gegen Norwich wurde der englische Nationaltorwart zum Retter der Citizens. Hart rettete früh nach einem Kopfball von Sebastian Bassong und musste auch anschließend mehrmals rettend eingreifen.

City kam erst kurz vor Ende der ersten Hälfte gegen die kämpferischen Canaries etwas besser ins Spiel. Martin Demichelis und Alvaro Negredo verpassten jedoch gute Chancen. Im zweiten Durchgang hatten die Gäste weiterhin mehr vom Spiel, sammelten fast 70 Prozent Ballbesitz und schossen doppelt so oft aufs Tor. Zwingend waren die Abschlüsse aber nicht. Hart griff nach einem Schuss von Alex Tettey abermals in letzter Sekunde ein.

In der Schlussphase wurde es dann richtig hektisch. Edin Dzeko traf zuerst nur das Außennetz und Negredo wurde gerade noch rechtzeitig geblockt. City blieb mit dem Remis bei den im Hinspiel noch 0:7 unterlegenen Kanarienvögeln im zweiten Premier-League-Spiel in Folge ohne Torerfolg. Das war dem Team aus Manchester seit Januar 2012 nicht mehr passiert.

Tottenham Hotspur - FC Everton 1:0 (0:0)

Tore: 1:0 Adebayor (65.)

Ein schnell ausgeführter Freistoß von Kyle Walker und ein einziger lichter Moment des ansonsten abgemeldeten Emmanuel Adebayor reichten den Spurs zu einem erfolgreichen Nachmittag. Wieder spielten die Londoner vor heimischer Kulisse dürftig, wieder fehlte es an Ideen. Doch nach 65 Minuten war das Makulatur. Adebayor setzte sich nach Walkers hohem Zuspiel gegen zwei Gegenspieler durch und schloss von halblinks wuchtig ab. Durch den ersten Treffer des 29-jährigen Stürmers in dieser Saison auf eigenem Platz überholten die Spurs zudem die geschlagenen Toffees in der Tabelle.

Dabei legte zunächst der Gast aus Liverpool gut vor. Die Hausherren kamen nicht aus den Startlöchern und sahen sich dem Powerplay der Gäste ausgesetzt. Einen brandgefährlichen Dropkick von Leon Osman konnte Hugo Lloris nur mit Mühe parieren und verhinderte so den frühen Rückstand nach sieben Minuten. Auch danach wirkte die Elf von Roberto Martinez koordinierter und zwingender. Die Londoner steigerten sich gegen Ende des ersten Durchgangs zwar etwas, wurden aber vom Pausenpfiff gestoppt.

Nach Wiederanpfiff verfielen die Spurs erneut in die Passivität der Anfangsphase. Das Offensivspiel fand nicht statt, Adebayor hing komplett in der Luft. Die Toffees indes intensivierten ihre Bemühungen und drängten auf das Tor. In genau dieser Phase fiel der überraschende Siegtreffer. Einen Grund zum Jubeln gab es noch kurz vor Schluss - nicht die Vorentscheidung, sondern den letzten Heimeinsatz von Jermain Defoe, der sich Ende des Monats dem FC Toronto anschließen wird.

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