Gesperrter Suarez "moralisch zerstört"

Von Alexander Maack
Luis Suarez polarisiert auf der Insel: Nach den zehn Spielen Sperre denkt er wohl an Abschied
© getty

Obwohl der FC Liverpool wiederholt erklärt hat, Luis Suarez trotz seiner Eskapaden nicht verkaufen zu wollen, überdenkt dieser offenbar die Zukunft in England. Die Reds befürchten, dass sich der Uruguayer durch die zehn Spiele lange Sperre für seine Beiß-Attacke von der FA schikaniert fühlt. Sein Berater Pere Guardiola soll sich schon in Liverpool angekündigt haben.

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Übereinstimmenden britischen Medienberichten zufolge fühlt sich Suarez nach der drakonischen Strafe "moralisch zerstört". Er hatte am Sonntag beim 2:2 gegen den FC Chelsea in der 65. Minute seinen Gegenspieler Branislav Ivanovic in den Unterarm gebissen.

Suarez hatte seine Aktion anschließend zwar bereut, eine Sperre über mehr als drei Spiele gegenüber der urteilenden FA-Kommission aber als unangemessen eingestuft.

Noch warten Spieler und Klub auf die schriftliche Begründung der Sperre, die bis Donnerstagnachmittag zugestellt werden muss. Anschließend werde sich Suarez entscheiden, ob er gegen die Strafe Einspruch einlegt. Sein Verein will ihn dabei unterstützen.

Das Problem: Eine abgelehnte Reduzierung der Strafe könnte den Abschied des 26-Jährigen aus England einleiten.

Erster Biss bereits 2010

Wie englische Zeitungen berichten, fühlt sich Suarez durch den Verband ungerecht behandelt und könnte einen Transfer im Sommer erzwingen. Nach uruguayischen Meldungen hat sich Berater Pere Guardiola - Bruder des designierten Bayern-Trainers Pep Guardiola - bereits in Liverpool für ein Gespräch über die Zukunft seines Klienten angekündigt.

Schon im Vorjahr war Suarez von der FA lange gesperrt worden. Nach rassistischen Äußerungen gegen Patrice Evra von Manchester United musste er acht Spiele aussetzen und zudem fast 47.000 Euro Strafe bezahlen.

Die Ausraster gehen aber noch weiter zurück. Bereits 2010 wurde Suarez, damals noch für Ajax Amsterdam aktiv, wegen eines Bisses vom niederländischen Verband für sieben Spiele gesperrt.

Namhafte Interessenten

Bei einem Abschied im Sommer stünden zahlreiche Klubs als Interessenten bereit. Vor seinem neuerlichen tätlichen Angriff wurde Suarez mit Juventus, Bayern München und Atletico Madrid in Verbindung gebracht.

Suarez' Sperre würde aber auch bei einem Wechsel innerhalb der UEFA-Länder fortbestehen, der 26-Jährige bis September zum Zuschauen gezwungen sein.

Derweil diskutiert England über die Länge der Sperre. Jermain Defoe, Stürmer von Tottenham Hotspur, hatte 2006 Javier Mascherano von West Ham United gebissen und dafür lediglich eine Gelbe Karte erhalten.

"Ich denke, dass ist ein doppelter Ansatz. Es gibt eine Sanktion, aber auch eine Erziehung um sicherzugehen, dass so was nicht wieder vorkommt", erklärte Gordon Taylor von der Spielergewerkschaft PFA.

"Geschockt und enttäuscht"

Suarez müsse wieder auf Kurs gebracht werden. "Es gibt einen Sportpsychologen bei Liverpool. Wir hoffen, dass es ein erneutes Bemühen gibt, die Dinge künftig zu verbessern", so Taylor. Gemeint ist Dr. Steve Peters, der schon Bradley Wiggins auf seinem Weg zum Tour-de-France-Sieg betreute.

Die Reds wollen ihrem Star helfen und stellten sich nach dem Urteil demonstrativ auf seine Seite. "Der Klub und der Spieler sind geschockt und enttäuscht von der Härte der Entscheidung", sagte Liverpools Sportdirektor Ian Ayre am Mittwoch: "Wir warten auf die schriftliche Begründung, bevor wir irgendeinen weiteren Kommentar abgeben."

Beim Klub von Suarez' Opfer hält man sich ebenfalls zurück. "Nach der Entscheidung gibt es nicht mehr viel zu sagen", erklärte Chelseas Interimstrainer Rafael Benitez, der von 2004 bis 2010 selbst die Reds betreute.

Ein Sprecher der Blues erklärte zudem: "Das ist eine Sache zwischen Liverpool und der FA. Wir wollen uns nicht einmischen, weil es Stoff für einen Einspruch sein könnte."

Luis Suarez im Steckbrief