FC Chelsea: Dementieren an allen Fronten

Von SPOX
Bleibt er oder geht er? Chelsea-Coach Andre Villas-Boas will Didier Drogba (r.) halten
© Getty

Sportlich hat der FC Chelsea den schwachen Saisonauftakt in der Premier League zuletzt wieder einigermaßen gerade gebogen. Dennoch bestimmen Personaldebatten die Schlagzeilen an der Stamford Bridge. Mittendrin: Didier Drogba, Frank Lampard und Fernando Torres.

Cookie-Einstellungen

Es ist nun bald einen Monat her, da überschlugen sich die Ereignisse beim FC Chelsea ein wenig. Nach der 1:2-Heimpleite gegen den FC Liverpool, die sich neun Tage später im League Cup wiederholen sollte, knallten die englischen Medien eine Generalabrechnung vor die Tür der Stamford Bridge.

Wie erklärt sich der zum Wundertrainer gehypte Andre Villas-Boas zwölf Punkte Rückstand auf Tabellenführer Manchester City? Nur eine von vielen Fragen, denen sich der Verein stellen musste.

Rückstand auf sieben Punkte verringert

Klubbesitzer Roman Abramowitsch berief folglich eine Krisensitzung ein und ließ sich vom Coach die deprimierende Sachlage erläutern. Am Ende des Gesprächs ging der Portugiese gestärkt aus der Unterredung.

"Ich behalte meinen Job. Ich bin sehr selbstbewusst. Ich wurde für ein dreijähriges Projekt hergeholt", erklärte Villas-Boas und machte deutlich, dass das Herausbilden einer neuen Klubphilosophie nichts anderes als ein langfristiges Projekt sei.

Kurzfristig fruchtete der große Knall offenbar. Seitdem hat Chelsea nicht mehr verloren. Neben Siegen gegen Newcastle und City wurde auch das Überwintern in der Champions League sicher gestellt. Als aktueller Tabellendritter ist der Abstand zum Branchenprimus auf sieben Zähler verringert worden. Villas-Boas sitzt nun wieder fester im Sattel.

Drogba und Chelsea: Unterschiedliche Vorstellungen

Doch trotz der jüngsten Big Points ist der 33-jährige Trainer bemüht, die Gräben, die sich an einigen Fronten aufgetan haben, reflexartig wieder zuzuschütten. Die Personalie Nicolas Anelka gehört nicht in diese Kategorie. Der unerwünschte Franzose räumt seinen Bankplatz im Winter und wechselt nach China, wo er am Abend seiner Karriere noch einmal aberwitzig entlohnt wird.

Viel mehr Getöse verursacht die Lage bei zwei altgedienten Blues-Akteuren: Didier Drogba und Frank Lampard. Bei Drogba, zu Saisonbeginn eines der ersten Opfer des geradlinigen Trainers, geht es um eine Vertragsverlängerung. Dem Ivorer fehlt angeblich ein klares Bekenntnis seitens des Klubs.

FC Chelsea: Der Kader der Blues im Überblick

Villas-Boas betont zwar, dass man Drogba halten wolle. Die Vorstellungen beider Partien variieren jedoch in einem entscheidenden Punkt. Der 33-jährige Stürmer kann sich nicht mit dem von Chelsea angebotenen Einjahresvertrag anfreunden und fordert stattdessen einen Kontrakt bis 2014.

Drogba-Berater erstaunlich offen

"Wir diskutieren das wöchentlich. Die Situation hält an, wir hoffen sie aber zu lösen. Ich bin mir sicher, dass er Chelsea in dieser Saison weiter repräsentieren wird", so Villas-Boas. Ob er dabei nicht die neue Finanzkraft aus China unterschätzt, bleibt fraglich. Fakt ist, dass Drogba dem Kollegen Anelka in die Volksrepublik folgen soll - wenn es nach den Vorstellungen illustrer Vereine wie Shanghai Shenhua und Dalian Aerbin geht.

Aerbin lockt mit dem gewünschten Zweijahresvertrag, der ihm insgesamt knapp 24 Millionen Euro einbringen würde. Am Geld solle es nicht scheitern, hört man aus China. Drogbas Berater verriet zudem ungewohnt offen: "Didier wird da hingehen, wo er das meiste Geld angeboten bekommt", so Thierno Seydi. In London käme Drogba auf gut 7,7 Millionen.

Drogba selbst halt sich bedeckt: "Meine Zukunft ist jetzt nicht das Wichtigste. Am wichtigsten ist, das Team wieder auf das richtige Level zu führen. Wir sprechen zum passenden Zeitpunkt über meine Zukunft, kein Problem."

Probleme zwischen Lampard und Villas-Boas

Im Unterschied zu Drogba, der sich mittlerweile fest ins Team gespielt hat, sitzt bei Lampard die Enttäuschung über sein Pendeln zwischen Bank und Platz tiefer. Zumal sich das Verhältnis zum Trainer schwierig gestaltet, da dieser der Blues-Legende keine Sonderbehandlung einräumt.

"Frank Lampard hat eine unglaubliche Bedeutung für diesen Klub. Es gibt aber viele Spieler, die in die Startelf drängen und Frank ist dabei nicht der einzige. Jeder Spieler möchte bei jedem Spiel dabei sein. Manchmal ist das aber schlicht nicht möglich", verteidigt sich Villas-Boas.

Zuletzt kursierte bereits das Gerücht, dass Real-Madrid-Coach Jose Mourinho Interesse daran hätte, seinen Ex-Spieler nach Spanien zu lotsen. Lampard betonte nach seinem Siegtor gegen ManCity jedoch, die restlichen 18 Monate seines Vertrages in London bleiben zu wollen.

Lampard: "Habe nicht mit dem Trainer gesprochen"

"Ich will spielen. Ganz einfach! Wenn ich das nicht wollte, bräuchte ich auch nicht zum Spiel erscheinen", sagt Lampard, dem es zudem missfällt, nicht vom Coach über seine Einsatzchancen unterrichtet zu werden. "Ich habe nicht mit dem Trainer gesprochen. Ich weiß also nicht, warum ich nicht spiele. So einfach ist das."

Villas-Boas entgegnete zuletzt, jeden Tag mit dem Spieler zu sprechen. "Er wird weiter wichtig für diesen Verein sein." Das angespannte Verhältnis zwischen beiden wird durch solch konträre Aussagen jedenfalls weiter ein Thema bleiben.

Torres-Verkauf kein Thema

Kein Thema ist dagegen ein Verkauf des dritten Hochkaräters: Fernando Torres, der weiterhin bei nur fünf Toren in 35 Spielen für die Blues steht, sei trotz zuletzt aufkommender Berichte unverkäuflich. "Es stimmt nicht, er ist für keinen Preis zu haben - egal ob jetzt oder im Sommer", machte Villas-Boas klar.

Es ist dem Trainer dabei anzumerken, dass ihn diese Personaldebatten in der sportlich erfolgreichen Phase zum Jahresausklang extrem auf den Nerv gehen. Villas-Boas bleibt jedoch ruhig und macht weiterhin kein Fass auf. Das hat er auch vor gut einem Monat nicht getan.

FC Chelsea: News und Informationen

Artikel und Videos zum Thema