ManUnited vs. Arsenal: Clowns und Helden

Von Oliver Wittenburg
Szene aus der vergangenen Saison: ManUnited besiegte Arsenal zuhause mit 2:1
© Imago
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Ferdinand/Vidic vs. Chamakh/van Persie: Warum die Red Devils in dieser Saison erst ein einziges Pflichtspiel verloren haben, ist leicht zu beantworten: Weil sie unglaublich schwer zu schlagen sind. Das wiederum liegt daran, dass sie von den Topteams in England die beste Defensive haben, auch wenn 16 Gegentore in 15 Spielen vielleicht eine andere Sprache sprechen.

Allerdings ist die Tendenz unverkennbar, dass die Kette an Stabilität gewonnen hat, seit Nemanja Vidic wieder regelmäßig mit Rio Ferdinand, der erst am 7. Spieltag seinen Saisoneinstand gab, zusammenspielt.

Arsenal kann sich glücklich schätzen, Marouane Chamakh im Sommer von Bordeaux losgeeist zu haben. Viele Zweifler sahen in dem eleganten Marokkaner den Prototypen eines Spielers, der entweder eine lange Eingewöhnungszeit braucht, um sich in der Premier League zurechzufinden, oder es aber gar nicht erst schafft. Getäuscht haben sie sich: Chamakh spielt eine klasse Debütsaison, was er durchaus auch mit Zahlen (7 Tore/3 Assists) belegen kann.

Geht man in die Frühphase der vergangenen Saison zurück, dann erinnert man sich an einen Robin van Persie, der auf dem Weg zur absoluten Weltklasse war. Dann kam die böse Sprunggelenksverletzung und seitdem ist er über das Stadium der Formsuche nicht mehr hinausgekommen.

In dieser Saison stand der Niederländer erst einmal in der Liga in der Startelf und musste in der 35. Minute ausgewechselt werden. Dazu kommen fünf Jokereinsätze. Vergangene Woche in der Champions League gegen Belgrad meldete er sich dann aber zurück in der ersten Elf und das in ungewohnter Rolle. Wenger stellte van Persie auf die zentrale Position in der offensiven Mittelfeldreihe und dieser kam - wenngleich nur per Strafstoß - zu seinem ersten Saisontor.

Berbatow/Rooney vs. Koscielny/Squillaci: Wer es mit Arsenal hält, muss sich Sorgen um die Defensive machen. Im Sommer schlug der Versuch fehl, einen Toptorhüter nach Nord-London zu holen, stattdessen kamen zwei Abwehrspieler, die Wengers Anforderunsprofil entsprechen sollten.

Doch weder Sebastien Squillaci noch Laurent Koscielny strahlen Ruhe und Souveränität aus und so schmerzt das Fehlen von Thomas Vermaelen umso mehr.

In einem der zahlreichen Arsenal-Blogs hieß es dieser Tage, dass man die Probleme nicht an den Personen in der Innenverteidigung, sondern am Defensivverhalten der ganzen Mannschft festmachen müsse. Tony Adams dürfte froh sein, dass er heute nicht mehr spielt, so der Blogger weiter, denn in dieser Mannschaft würde selbst er sich im Handumdrehen zum Clown machen.

Ein Wayne Rooney in Bestform entsprechend in Szene gesetzt könnte die Gunners-Abwehr vermutlich zum Frühstück verspeisen. Der 24-Jährige ist aber noch nicht wieder der Alte. Seit dem Frühjahr plagen ihn immer wieder Verletzungen, dazu kommen diverse Scharmützel außerhalb des Platzes.

Von der Spitze der Torjägerliste grüßt indes Dimitar Berbatow. Der Bulgare, den United der Presse nach in jeder Transferperiode wie Sauerbier anbietet, traf schon elf Mal ins Schwarze und kann Arsenal gerade mit seinen Fähigkeiten im Strafraum sehr gefährlich werden. Man muss seine Saisonbilanz allerdings ins rechte Licht setzen: Acht seiner elf Tore erzielte der Ex-Leverkusener in zwei Spielen, heißt im Umkehrschluss: Seine anderen drei Treffer verteilen sich auf elf Spiele.

Alex Ferguson vs. Arsene Wenger: Sie bekämpften sich mit subtilen taktischen Winkelzügen auf dem Platz, sie lieferten sich verbale Scharmützel über die Presse und, wenn es die Situation erforderte, bewarfen sie sich auch mit Essbarem.

Die Rivalität zwischen Ferguson und Wenger ist legendär. Es ist das Duell der beiden dienstältesten Trainer der Premier League, vielleicht die größte Trainerrivalität überhaupt. Wenger übernahm Arsenal 1996, zehn Jahre nachdem Ferguson vom FC Aberdeen zu United gewechselt war. Seit 14 Jahren bekriegen sich der ultra-harte Schotte Ferguson und der französische Fußball-Visionär Wenger. In diesem Zeitraum gewann Arsenal drei Meistertitel und vier FA-Cups, Manchester acht Meisterschaften und zweimal den großen Pokal.

In den letzten Jahren scheint sich die Rivalität zwischen beiden ein wenig abgekühlt zu haben. Schließlich dringen mehr und mehr Feinde in ihr Territorium ein, die an den Grundfesten des Fußballs rütteln: Chelsea im Speziellen und Investoren ohne Fußball-Verstand im Allgemeinen.

Von einer Allianz der beiden Manager-Giganten zu sprechen, wäre bei weitem übertrieben, doch der gegenseitige Respekt und das Wissen, vielleicht die letzten ihrer Art zu sein, haben zu einer Entspannung des "eternal conflict", wie der "Guardian" ihre Rivalität einst nannte, beigetragen. Im Vorfeld des 29. Ligaduells der beiden im Old Trafford zeigte sich gerade Ferguson von seiner respektvollsten Seite: "Sie spielen immer noch den attraktiven Fußball, für den Arsene steht, doch etwas ist anders in dieser Saison. Das Team ist reifer und härter geworden und steht nicht umsonst oben. Sie haben eine echte Chance."

Was sonst?

Umschalten: So stark und variabel die Gunners im Offensivspiel sind, so anfällig sind sie, wenn es darum geht, als Team zu verteidigen. Dabei sind vor allem die beiden Sechser Jack Wilshere und Alex Song sowie die Mittelfeldaußen Andrei Arschawin und Nasri gefragt, in der Rückwärtsbewegung für die nötige Kompaktheit zu sorgen. Zu große Räume wären für Nani und Rooney sonst ein gefundenes Fressen.

Hohe Bälle: Bei Flanken im Allgemeinen und bei Ecken im Besonderen ist Arsenal anfällig. United wird sich nicht zu schade sein, die Bälle vorne reinzuhauen, wenn sich die Gelegenheit bietet, um seine Vorteile im Kopfballspiel auszunützen.

Psyche: Für Arsenal steht eine Menge mehr auf dem Spiel als drei Punkte und die Tabellenführung. Es geht darum, sich in den direkten Duellen mit den anderen Schwergewichten das Standing wieder zu erarbeiten, das man in den letzten zwei, drei Jahren verloren hat. Eine empfindliche Pleite wie das 0:2 gegen Chelsea Anfang Oktober kann man sich nicht wieder leisten.

Stats: Zum 43. Mal treffen Ferguson und Wenger aufeinander (alle Wettbewerbe). Sir Alex und ManUtd haben knapp die Nase vorn mit 17 Siegen, 11 Remis und 14 Niederlagen. Arsenal hat sieben der letzten neun Spiele in Old Trafford verloren und wartet seit über zwei Jahren auf einen Sieg gegen United. Manchester ist die effektivste Mannschaft der Premier League - jeder fünfte Torschuss sitzt.

Voraussichtliche Aufstellungen:

Manchester United: van der Sar - Rafael, Vidic, Ferdinand, Evra - Nani, Scholes, Fletcher, Park - Rooney, Berbatow

FC Arsenal: Fabianski (Szczesny) - Sagna, Squillaci, Koscielny, Clichy - Wilshere, Song - Nasri, van Persie, Arschawin - Chamakh

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