Pompey rüstet sich für Stunde Null

Von Daniel Reimanm
You'll never walk alone: Die Portsmouth-Fans (The Blue Army) stehen kompromisslos zu ihrem Verein
© Imago

Der FC Portsmouth durchlebt eine katastrophale Saison - und steht doch im Finale des FA-Cups. Es ist der einzige Lichtblick einer Spielzeit voller Rückschläge und Hiobsbotschaften. Selbst ein Neuanfang scheint hoffnungslos, Pompey steht vor einem Trümmerhaufen.

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Swetoslaw Todorow war der Matchwinner am vorletzten Spieltag der englischen Zweitliga-Saison 2002/2003. Sein Doppelpack gegen Rotherham sicherte den Sieg und damit den vorzeitigen Aufstieg des FC Portsmouth in die Premier League.

Es war der Beginn einer kurzen, aber mitreißenden Erfolgsstory Pompeys. Trainer Harry Redknapp formte 2002 aus einem abstiegsbedrohten Zweitligisten innerhalb eines Jahres einen überlegenen Aufsteiger.

Doch nach dem siebenjährigen Premier-League-Intermezzo wird Portsmouth nun den Weg zurück in die Zweitklassigkeit antreten müssen. Das FA-Cup-Finale gegen Chelsea wird der vorerst letzte Auftritt auf großer Bühne bleiben, danach folgt der wohl größte Umbruch der Vereinsgeschichte.

Wöchentlich neue Hiobsbotschaften

Nach zwischenzeitlichen Triumphen wie dem Gewinn des FA-Cups im Jahr 2008 kam es nach Redknapps Abschied für Portsmouth knüppelhart. Den Verein ereilte ein Rückschlag nach dem anderen. Fast wöchentlich gab es, vor allem aus finanzieller Hinsicht, schlechte Neuigkeiten zu vermelden.

Drei Trainer-Wechsel seit 2008, etliche Übernahmen durch neue Besitzer, versprochene Geldspritzen von Investoren, die letztlich ausblieben. Doch zum Tiefpunkt der vereinsinternen Finanzkrise kam es erst im Februar diesen Jahres.

Spieler- und Angestelltengehälter wurden nicht mehr pünktlich gezahlt, dazu begannen andere Vereine und Gläubiger, Schulden einzutreiben. Dem anschließenden Insolvenzantrag folgte der Abzug von neun Punkten und damit der sichere Abstieg in die Zweitklassigkeit.

Finsternis am Ende des Tunnels

Zur kommenden Saison wird somit ein Umbruch von enormem Ausmaß stattfinden. Doch jegliche Hoffnung auf einen furiosen, euphorischen Neubeginn dürfte ausbleiben.

Denn die Aussichten sind düsterer denn je. Insolvenz-Verwalter Andrew Adronikou bezifferte die Klub-Verbindlichkeiten zuletzt auf rund 160 Millionen Euro, Portsmouth droht von der Schuldenlast erdrückt zu werden.

Auch deshalb winkt dem Verein nun der Ausverkauf. In der kommenden Spielzeit wird Pompey, wie Adronikou bereits angekündigt hatte, mit einem völlig neuen Team auflaufen.

Bis zu 20 Spieler - allen voran die Leistungsträger - werden den Verein zum Saisonende verlassen müssen. Dann bleibt dem FC Portsmouth nur noch ein sportlicher und finanzieller Scherbenhaufen.

Arm, aber glücklich

Immerhin ein Highlight gibt es noch für die treuen Anhänger zum Saisonausklang: Die Chance, zum zweiten Mal innerhalb von drei Jahren den FA-Cup in die südenglische Hafenstadt zu holen.

Doch das Sahnehäubchen zum Trostpflaster FA-Cup-Finale blieb aus. Eigentlich dürfte Portsmouth in der kommenden Spielzeit an der Europa League teilnehmen, weil sich der zweite Finalist FC Chelsea für die Champions League qualifiziert hat.

Aber man versäumte es, bei der UEFA rechtzeitig eine Spielberechtigung für den internationalen Wettbewerb zu beantragen. Womöglich in der dunklen Vorahnung, dass Portsmouth eine solche Berechtigung aufgrund der furchteinflößenden Finanzlage des Vereins ohnehin nicht erhalten hätte.

Was bleibt, ist die Hoffnung auf einen versöhnlichen Saisonausklang. Darauf, bei den Fans noch einmal vor dem großen Neuanfang das Gefühl hervorzurufen, das schon nach dem Finaleinzug vorherrschte. Die "Times" beschrieb es ebenso schlicht wie treffend: "Arm, aber glücklich."

Hilfe von der Royal Navy

Die Pompey-Anhänger könnten nach dem Ausverkauf der Mannschaft das letzte echte Kapital des Vereins sein, das weiß auch Trainer Avram Grant zu schätzen: "Sehen Sie sich an, wie die Fans hinter dem Team stehen. Man sieht die Leidenschaft, die Liebe zum Verein. Die Identität dieses Klubs sind die Fans selbst. Das ist eine Liebesgeschichte."

Wie Grant Chelseas Torfabrik stoppen will, verriet er bereits augenzwinkernd: "Portsmouth ist das Zuhause der Royal Navy, also könnten wir die ja um Hilfe bitten, um Chelsea aufzuhalten."

Sei es mit oder ohne Hilfe, der Sieg im FA-Cup wäre wohl vorerst das letzte Geschenk, das die Mannschaft den Fans bieten könnte. Dann folgt die Neuordnung, der Neubeginn. Dann schlägt in Portsmouth die Stunde Null.

Der Kader vom FC Portsmouth