Auf der Jagd nach den 50 Millionen

Von Alexander Fischer
Der FC Portsmouth blickt in diesen Tagen einer grauen Zukunft entgegen
© Getty

Der FC Portsmouth hat nach einer Pleitenserie einen uralten Negativrekord von Manchester United aus dem Jahr 1930 egalisiert. Noch düsterer steht es jedoch um die finanzielle Zukunft des Traditionsvereins.

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Er wirkt nachdenklich, fasst sich ans Kinn, starrt ratlos in Richtung Grün: Mit der 0:1-Heimniederlage gegen den FC Everton verlor das Team von Trainer Paul Hart das siebte von sieben Spielen der laufenden Premier-League-Saison - Rekord in Englands höchster Spielklasse. Einzig die Spieler von Manchester United ereilte vor 79 Jahren das gleiche Schicksal.

Bei allem Misserfolg auf dem Rasen: Die sportliche Talfahrt des Traditionsvereins, der bereits 1898 gegründet wurde und 1949 sowie 1950 immerhin zwei englische Meistertitel errang, ist derzeit nicht das größte Problem des Klubs.

Profis müssen auf Bezahlung warten

Vielmehr ist Pompey vom finanziellen Ruin bedroht. Der Verein steht am Abgrund, konnte den Profis sogar das Gehalt nicht fristgerecht bezahlen.

"Es ist für uns alle sehr unbefriedigend, dass die Spieler aus Gründen, die gänzlich außerhalb der Kontrolle des Vereins liegen, vorerst auf ihre vertraglich zugesicherten Gehälter verzichten müssen", heißt es in einem Statement auf der Homepage des FCP.

Und das, obwohl große Namen im Fratton Park Geschichte sind, vor der Saison Stars wie Sol Campbell, Peter Crouch oder Niko Kranjcar im Wert von insgesamt gut 41 Millionen Euro den Verein verließen. Im Gegenzug wurden für Neuzugänge nur neun Millionen investiert - teuerster Neuer war der ehemalige Dortmunder Kevin-Prince Boateng für gerade einmal viereinhalb Millionen.

Für viele Experten war schon vor der Saison klar, dass mit diesem Kader in der Premier League nicht viel auszurichten ist. "Nach den Verkäufen sieht es nach einer unlösbaren Aufgabe für Paul Hart aus", sagte Ex-Liverpool-Profi Mark Lawrenson dem "Mirror".

Unter Beobachtung der Spielergewerkschaft

Eine Verbesserung der finanziellen Situation ist aber immerhin in Sichtweite. "Wir hatten eine Sitzung und haben ihnen dabei versichert, dass wir das wieder in Ordnung bringen", teilte der Coach, nach einem Treffen zwischen Finanz-Direktorin Tanya Robins und den Profis, laut "Guardian" mit.

Auch die Spielergewerkschaft Professional Footballers' Association (PFA) hat bereits ein Auge auf die Vorkommnisse beim Tabellenletzten geworfen. Über ein Vorgehen in dieser Sache wurde zwar diskutiert, ein Eingreifen aber vorerst unterlassen.

"Sollte der Zahlungsverzug länger hinausgezögert werden oder sich wiederholen, denken wir darüber nach, im Sinne unserer Mitglieder zu intervenieren", wie der Gewerkschaftsvorsitzende Gordon Taylor bestätigte.

Klubbesitzer Al-Fahim soll Verantwortung übernehmen

Der Verein ist derweil auf der Suche nach einer "permanenten wirtschaftlichen Lösung". Der arabische Milliardär Sulaiman Al-Fahim, welcher den Klub im Juli 2009 gekauft hatte, soll in die Pflicht genommen werden.

Vorstandsvorsitzender Peter Storrie sagte, dass der Klub kurz davor stünde, die ausstehenden Spielergehälter zu bezahlen und erinnerte gleichzeitig daran, dass die Refinanzierung des Vereins sowie die Gehälter der Angestellten absolut in der Verantwortung von Al-Fahim lägen.

Dieser stellte Storrie gut 53 Millionen Euro in Aussicht - bisher ist jedoch noch kein Geld geflossen.

Treffen mit möglichen Investoren am Sonntag

Fahim versicherte den Spielern sowie führenden Vereinsaktionären nun, dass sie ihre ausstehenden Gehälter zeitnah erhalten werden.

Um Gelder für die Zukunft des Vereins zu sichern, möchte sich Al-Fahim am Sonntag zu Gesprächen mit möglichen Investoren aus Saudi-Arabien treffen. Ob dieses Treffen aber tatsächlich stattfindet, ist mittlerweile fraglich: Wie bekannt wurde, hat sich der Klubbesitzer erst am Freitag einer Nierenoperation unterzogen.

Die Faraj-Brüder sind führende Mitglieder eines Konsortiums, dem Storrie vorsteht und das den Klub im vergangenen August übernehmen wollte - es kam nicht dazu. Alexandre Gaydamak, vorheriger Besitzer von Pompey, hatte sich im letzten Moment für einen Verkauf an Al-Fahim entschieden.

"Werden Licht am Ende des Tunnels sehen"

Dieser entschuldigte sich beim Verein für die derzeit heikle Lage und sagte: "Ich war immer offen für Investoren, sollten sie einen Mehrwert beitragen - ganz egal, wer sie sind."

Er geht jedoch davon aus, dass die Faray-Brüder lediglich auf kurzfristigen Profit aus sind: "Ich brauche Leute, die mich und den Verein über einen längeren Zeitaum begleiten wollen."

Ob der FC Portsmouth wirtschaftlich die Kurve bekommt, wird sich in den nächsten Wochen und Monaten zeigen.

"Der Verein braucht Zeit, um auf die Beine zu kommen. Das ist die schwierigste Phase, doch am Ende des Monats Oktober werden wir wieder Licht am Ende des Tunnels sehen. Bis dahin brauchen wir die volle Unterstützung aller Beteiligten - dann werden die Spieler auch ihr Gehalt bekommen", sagte Al-Fahim.

Sportlich wird das Team am achten Premier-League-Spieltag bei den Wolverhampton Wanderers erneut auf die Probe gestellt. Auch in dieser Hinsicht kann es eigentlich nur besser werden...

Der FC Portsmouth: Daten & Fakten