Außenbahn-Rowdy auf der Überholspur

Von Tiny Peter
Beim Tempo-Dribbling auf der Außenbahn oft nur durch Fouls zu stoppen - Ashley Young
© Getty

Seit Januar 2007 gibt Ashley Young bei Aston Villa Vollgas - und das so imposant, dass er von der "Professional Footballers' Association" zum besten Nachwuchsspieler der Premier League gewählt wurde. Keine Frage: Der Youngster befindet sich eindeutig auf der Überholspur.

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Wenn Ashley Young auf der linken Außenbahn einmal in Fahrt kommt, ist der 23-Jährige nur schwer zu stoppen. Aerodynamischer Kurzhaarschnitt, enormes Beschleunigungsvermögen, fulminante High-Speed-Dribblings - der perfekte Flügelflitzer. 

Dabei ist Youngs rasanter Tempofußball nicht seine einzige Verbindung zum Rennsport. Denn während er heute bei den Villans vor allem seine Teamkollegen Gabriel Agbonlahor und John Carew mit präzisen Flanken füttert, war es in seiner Schulzeit noch der heutige Formel-1-Weltmeister Lewis Hamilton, der von Youngs butterweichen Vorlagen profitierte.

Beide besuchten die katholische John Henry Newman School in Stevenage und spielten gemeinsam in der Schulmannschaft. Heute stuft Young die fußballerischen Geschicke seines damaligen Teamkollegen bestenfalls als "okay" ein - kein Wunder, dass der heutige Silberpfeil schnell merkte, dass er lieber aufs Gaspedal als gegen Bälle tritt.

Zu klein für die große Karriere

Young allerdings gab weiterhin auf dem Rasen Vollgas und entwickelte sich in den letzten Jahren zu einem der gefährlichsten Linksaußen der Premier League. Doch seine Fußballkarriere verlief zu Beginn alles andere als geradlinig. Vielmehr musste er in seiner Sportlerlaufbahn anfangs durch etliche Schikanen - und wurde einige Male sogar unsanft ausgebremst.

Vor allem war es sein eigener Körper, der mit Youngs sportlicher Entwicklung nicht Schritt halten konnte. Während sein fußballerisches Potenzial in der Jugendakademie des FC Watford immer weiter gedieh, fiel Young im Vergleich zu seinen gleichaltrigen Mitstreitern physisch immer weiter zurück, sodass ihm mit 16 ein Vollzeit-Stipendium an der Fußballschule der Hornets vorerst verwehrt blieb.

"Ich war klein, hatte keine gute Saison gespielt und meine Trainer dachten, ich wäre nicht gut genug", erinnert sich Young an seinen ersten großen Rückschlag zurück.

Doch er hielt unbeirrt an seinem Traum von einer Profikarriere fest - und schaltete einfach noch einen Gang höher. Noch heute erzählt Young gerne die Geschichte, wie er kurz vor dem Schulabschluss als karger Jungspund im Büro einer Karriereberatung saß und trotz geringer sportlicher Perspektive voller Überzeugung zu Protokoll gab, er wolle Fußballprofi werden.

Kein Plan B in der Tasche

Als sich daraufhin die Beraterin etwas verdutzt und geradezu besorgt nach einem möglichen Plan B erkundigte, antwortete er mit selbstbewusster Stimme: "Nein, es muss klappen. Ich möchte nur Fußball spielen - sonst nichts."

Und Young ließ Taten folgen. Mit großer Ausdauer und unbeugsamem Ehrgeiz arbeitete er weiter eisern an seinem Traum - und wurde nur ein paar Monate später tatsächlich für seine Hartnäckigkeit mit einem Profivertrag beim FC Watford belohnt.

"Ich war fest entschlossen, meinen Trainern zu beweisen, dass sie falsch lagen und ich gut genug für die erste Mannschaft bin. Ich arbeitete weiter an meinem Spiel und schließlich setzte auch bei mir endlich ein Wachstumsschub ein. Zuerst war es ein richtiger Schlag ins Gesicht. Doch mittlerweile denke ich, dass mich dieser Rückschlag am Ende weitergebracht hat. Ich musste einen starken Charakter zeigen und meinen ersten Profivertrag wirklich erkämpfen", sagt er stolz. Mittlerweile misst er immerhin 1,75 Meter.

Ideallinie endlich gefunden

Die körperlichen Bremsklötze, die Young jahrelang drosselten, waren endlich beiseite gelegt, sodass er schließlich doch noch mit einer extra Portion jugendlicher Unbekümmertheit das Feld von hinten aufrollte und sich auf dem schnellstmöglichen Wege zu einem der gefragtesten Premier-League-Spieler mauserte.

Mittlerweile fährt der Flügelflitzer längst auf der Ideallinie seiner Fußballerlaufbahn. Bereits mit 18 Jahren debütierte er für Watford in der damals noch zweithöchsten Spielklasse Englands, der First Division, gegen den FC Millwall. Und als würde ihm das Ganze nicht schnell genug gehen, krönte er sein erstes Spiel gleich mit einem Tor.

Youngs Motor war nun endgültig eingefahren. Trotz seines jungen Alters entwickelte sich der Rechtsfuß schnell zu Watfords treibender Kraft und war in der Saison 2005/2006 mit seinen 15 Treffern und zahlreichen Torvorlagen maßgeblich am Aufstieg seines Heimatvereins in die Premier League beteiligt.

Einen Gang höher: Von Watford zu Villa

Im Januar 2007 wechselte Young schließlich für umgerechnet 14,5 Millionen Euro zu Aston Villa, wo er unter Trainer Martin O'Neill noch einmal eine Leistungsexplosion erfuhr: In der Saison 2007/2008 schoss der perfekte Konterstürmer insgesamt acht Tore und avancierte hinter Arsenals Cesc Fabregas mit 17 Assists zum zweitbesten Vorbereiter der Premier League.  

Kein Wunder, dass schließlich auch Englands damaliger Nationaltrainer Steve McClaren auf ihn aufmerksam wurde. Im November 2007 gab Young folgerichtig im Freundschaftsspiel gegen Österreich sein Debüt im Trikot der A-Nationalmannschaft.

Unter dem neuen Trainer Fabio Capello durfte er allerdings bisher nur noch drei weitere Male das Trikot der Three Lions überstreifen. Immerhin: Auch wenn er am Samstag gegen Kasachstan nur auf der Tribüne saß - für Englands WM-Qualifikationsspiele in dieser Woche steht Young nach langer Wartezeit zumindest wieder im Aufgebot.

Kein Wunder nach solch einer Saison. Denn auch in seinem zweiten Jahr für Aston Villa beeindruckte er die Konkurrenz. Sei es mit seinen präzisen Flanken, oder seinen dynamischen Tempoläufen - wenn Young mittlerweile an den Ball kommt, geht beim gegnerischen Team unmittelbar das Warnblinklicht an.

Auf der Liste bei Real und Chelsea

Auch deswegen bezeichnete selbst Villa-Coach O'Neill seinen Schützling bereits als "Genie". Und die Mehrheit der Premier-League-Profis wählte Young zum besten Nachwuchsspieler des Landes. Auch Topklubs wie Chelsea oder Real Madrid sollen Young angeblich ganz oben auf ihre Einkaufsliste gesetzt haben.

Doch Coach O'Neill hat im "Mirror" unlängst verlauten lassen, seinen Star nicht ziehen lassen zu wollen: "Ashley ist für uns unbezahlbar. Ich würde einem Verkauf nicht zustimmen - ganz sicher nicht!"

Sieben Treffer und acht Vorlagen machen Young unersetzlich. Einmal allerdings kam seine rasante Karriere beinahe kurz ins Schleudern. Am 22. Spieltag sorgte er mit beiden Beinen voran und einem brutalen Foul gegen Sunderlands Dean Whitehead für unrühmliche Schlagzeilen.

Drei Spieltage lang stand danach für Young die Ampel erstmal auf Rot, und sein Coach brummte dem Heißsporn darüberhinaus eine saftige Geldstrafe auf. O'Neill war vom Verhalten seines Starspielers zwar sichtlich enttäuscht, betonte aber auch, dass solch ein skrupelloses Einsteigen "Ashleys Wesen überhaupt nicht entspricht".

Auch wenn Young also ab und an mal kurz vom Kurs abkommt, ist er dennoch auf dem besten Wege, ein ganz Großer zu werden. Die dazu benötigte Energie gewinnt er aus einem speziellen Kraftstoffgemisch aus enormem Ehrgeiz und begnadetem Talent.

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