Bei Chelsea gerät Scolari in die Isolation

SID
Steht vor dem Topspiel gegen ManUtd unter Druck: Chelsea-Coach Scolari
© Getty

Vor wenigen Wochen noch überdeckten die Erfolge die Querelen, mittlerweile gerät Luiz Felipe Scolari beim FC Chelsea immer offensichtlicher in die Isolation. Der Teammanager des Klubs von Nationalmannschafts-Kapitän Michael Ballack steht vor dem Top-Spiel in der englischen Premier League bei Manchester United (So., 17 Uhr im LIVE-TICKER und Internet TV) mehr denn je unter Druck.

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Das peinliche 1:1-Unentschieden im FA-Cup gegen Drittligist Southend United war der bisherige Tiefpunkt in der seit Saisonbeginn andauernden Amtszeit des Brasilianers beim englischen Vize-Meister.

Schon wird über mögliche Nachfolger spekuliert. Und im Kader rumort es gewaltig, nicht erst seit der FA-Cup-Blamage und den vier Ligaspielen zuvor, von denen Chelsea nur eines gewann.

Denn obwohl der Klub des russischen Öl-Milliardärs Roman Abramowitsch durch den 2:0-Erfolg bei den Bolton Wanderers Anfang Dezember den Rekord von elf Auswärtssiegen in Folge aufstellte, war bereits Kritik an Scolari laut geworden.

"Es ist immer unser Fehler"

Doch der scheint den Ernst der Lage nicht wahr haben zu wollen. "Die Spieler mögen mich, sie lieben mich, denn ich verteidige sie jeden Tag und gebe für sie mein Bestes", sagte der 60-Jährige jüngst und führte aus: "Ich sage niemals, ich betone niemals: "Du oder Du hast einen Fehler gemacht". Es ist immer unser Fehler."

Scolari ging sogar so weit, die Beziehung zu den Profis mit einer Ehe zu vergleichen. Die Ehefrau sage auch nicht täglich: "Ich liebe Dich."

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Aber man wisse dennoch, dass es so ist. So sei das auch mit den Spielern. "Ich fühle das", erklärte Scolari. Wenn er sich da mal nicht täuscht.

Kritik von Terry und Lampard

Die beiden Nationalspieler John Terry und Frank Lampard hatten die Trainingsmethoden des langjährigen Nationalcoaches Portugals und Brasiliens als zu wenig intensiv und zu eintönig bezeichnet.

Nach den zuletzt enttäuschenden Ergebnissen werden mittlerweile auch die taktischen Maßnahmen des ehemaligen Abwehrspielers in Frage gestellt.

Dennoch hat Chelsea in der Premier League als Tabellenzweiter nur drei Punkte Rückstand auf den FC Liverpool, weil auch die Reds zwischenzeitlich Schwächen zeigten.

Kritik an Transferpolitik

Der kommende Gegner, Meister ManUtd, liegt vier Zähler hinter Chelsea, hat aber auch zwei Spiele weniger absolviert. Die sportliche Situation und die Kritik gestandener Spieler sind aber nicht die einzigen Brandherde für Scolari.

Mit seiner Kritik an der Transferpolitik des Vereins ist der Weltmeister-Trainer von 2002 zudem auf Konfrontation zur Klubführung gegangen.

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"Wir brauchen ein oder zwei neue Spieler. Wenn wir sie bekommen, haben wir gute Aussichten, Titel am Ende der Saison zu gewinnen. Falls nicht, könnte es Probleme geben", hatte Scolari auf einem Fantreffen gesagt und hinzugefügt: "Ich denke, der Vorstand weiß es, ich weiß es und die Fans wissen es."

"Nur einen Stürmer"

Eigner Abramowitsch und auch Geschäftsführer Peter Kenyon hatten Wintertransfers allerdings ausgeschlossen. Bislang sind Scolaris Forderungen ungehört verhallt, auch wenn er nicht müde wird, sie zu wiederholen.

"Es ist eine andere, eine schwierigere Zeit für Chelsea", sagte er nun angesichts der Finanzkrise, durch die das Vermögen von Abramowitsch von knapp 17 auf 2,3 Milliarden Euro geschrumpft sein soll.

Dennoch bettelte Scolari: "Wenn sich keiner mehr verletzt, dann werden sie wohl höchstens noch einen Neuen holen, denn ich brauche ja einen neuen Spieler. Nur einen. Einen Stürmer."

Hinter den Kulissen sollen allerdings ganz andere Gedankenspiele angestellt werden. Der mögliche Neuzugang wäre zwar ein Stürmer, allerdings ein ehemaliger. Sein Name: Roberto Mancini. Seine Position: Trainer!

Der Kader des FC Chelsea im Überblick