Attacke auf die Fab Four

Von Jochen Tittmar
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© Getty

München - Dass die englische Premier League die wohl stärkste Liga Europas ist, konnte man zuletzt am Champions League-Halbfinale ablesen. Dort, wo sich für gewöhnlich die vier besten europäischen Teams tummeln, standen mit Manchester United, Chelsea London und dem FC Liverpool nicht weniger als drei Klubs von der Insel.

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Zusammen mit Arsenal London sind es diese Teams, die in der heimischen Liga einsam ihre Kreise ziehen und die Meisterschaft unter sich aus machen.

Auf Biegen und Brechen versuchen nun die Tottenham Hotspur, in diese Phalanx der großen Vier einzudringen und den Kampf um die englische Krone offener zu gestalten.  

Um dieses Unterfangen erfolgreich anzugehen, sind einige Kaderoptimierungen und Neuerungen gefragt. Aber die Konkurrenz schläft nicht. SPOX.com hat den aktuellen Stand dieser Fünf unter die Lupe genommen. 

Manchester United

Was bisher geschah: Die bisherigen Neuzugänge, die bis auf Stürmer Manucho (Panathinaikos Athen) allesamt von englischen Vereinen stammen, sind allenfalls Ergänzungen zu einem eingespielten Kader von höchster individueller Klasse. Anders kann man Spieler wie Frazier Campbell (Hull City), Jonny Evans (FC Sunderland), Lee Martin (Sheffield United) und Danny Simpson (Ipswich Town) nicht bezeichnen. Einziger Abgang ist bislang Abwehrspieler Gerard Pique, der zum FC Barcelona wechselt.

Was noch geschehen muss: Der Poker um Cristiano Ronaldo, um den Real Madrid seit Wochen in fast schon grotesker Manier buhlt, muss endlich ein Ende finden. Geht der Portugiese tatsächlich, muss auf der offensiven Außenposition natürlich zügig adäquater und taktisch flexibler Ersatz her, der allerdings schwer zu finden sein wird.

Da sich Wayne Rooney und Carlos Tevez  zu sehr in ihrer Spielanlage ähneln, wird über einen weiteren Stürmer nachgedacht. Mit Dimitar Berbatow (Tottenham Hotspur) sollen sich die Red Devils einig sein. Der Bulgare soll 35 Millionen Euro kosten.

Chelsea London

Was bisher geschah: Zurückhaltung auf dem Transfermarkt ist nicht die Sache der Blues. Prominentester Neuzugang ist Trainer Luis Felipe Scolari, der genau jenes internationale Renommee und Charisma verkörpert, das man bei Vorgänger Avram Grant vergebens gesucht hat.

Wer geht wohin? Hier geht's zur Transferübersicht der Premier League

Ansonsten wurde wie immer kräftig in Spielerbeine investiert (bislang 30,5 Millionen Euro) und vor allem die Abwehr verstärkt: Zwar ließ man letztes Jahr nur 26 Gegentore zu, doch Alcides, Jose Bosingwa und der zurückkehrende Khalid Boulahrouz werden einen gesunden Konkurrenzkampf garantieren.

Vorteil: Die Wahrscheinlichkeit, dass ein offensiv wertvoller Spieler wie Michael Essien hinten aushelfen muss, sinkt. Neuzugang Deco darf sich im Mittelfeld mit den besten seines Fachs messen.

Was noch geschehen muss: Die Zukunft von Frank Lampard sollte schleunigst geklärt werden. Der 30-Jährige kokettiert mit einem Wechsel zu Jose Mourinhos Inter Mailand und hat eine Vertragsverlängerung in London über 2009 abgelehnt. Chelsea will ihn jedoch unter keinen Umständen abgeben.

Arsenal London

Was bisher geschah: Unter der Regentschaft von Arsene Wenger werden die Gunners nicht vom Jugendstil-Konzept abrücken. Keiner der bislang vier Neuzugänge ist älter als 21.

Dennoch werden Aaron Ramsey (Cardiff City), Fran Merida (Real Sociedad/war ausgeliehen) und Carlos Vela (CA Osasuna/war ausgeliehen) vorerst nicht über eine Nebenrolle hinauskommen. Der von Olympique Marseille gekommene Samir Nasri darf sofort auf einen Sprung in die erste Elf hoffen und könnte...

Was noch geschehen muss: ...in prominente Fußstapfen treten, da Alexander Hleb zum FC Barcelona gewechselt ist. Eine offene Baustelle ist die Position von Mathieu Flamini (wechselt zum AC Mailand), der bislang noch nicht gleichwertig ersetzt wurde.

Diese könnte zwar mit Denilson eventuell vereinsintern abgefangen werden, doch Arsenal ist gut beraten, sich am internationalen Markt zu positionieren. Sollte Emmanuel Adebayor den Verein noch Richtung Barcelona oder Mailand verlassen, muss zudem ein international erfahrener Topstürmer her.

FC Liverpool

Was bisher geschah: Um den Abstand der beiden vergangenen Jahre (elf bzw. 21 Punkte) auf die Spitze zu verringern und wieder ein Wörtchen um die Meisterschaft mitzureden, schlugen die Reds mit zehn Verpflichtungen am kräftigsten auf dem Transfermarkt zu.

Im Tor wird Pepe Reina zukünftig von Rückkehrer Scott Carson und Diego Cavalieri Feuer gemacht. Neun-Millionen-Einkauf Andrea Dossena wird um seinen Platz in der Abwehr kämpfen.

Philipp Degen vom BVB und Vincent Lucas Weijl vom AZ Alkmaar werden wohl vorerst ins zweite Glied rücken.

Was noch geschehen muss: Bedarf besteht in der Breite des Mittelfelds und im Sturm, will man die Verantwortung nicht nur auf den Schultern von Steve Gerrard und Fernando Torres verteilen.

Auch abseits des Platzes muss Klarheit herrschen: Die Klubbesitzer George Gillett und Tom Hicks waren vergangene Saison hauptverantwortlich dafür, eine unnötige Trainerdiskussion um Rafa Benitez loszutreten, die sich prompt auf das Team übertrug und dieses in seinen Leistungen erheblich lähmte.

Tottenham Hotspur

Was bisher geschah: An der White Hart Lane musste irgendwas anders werden. Trotz des Gewinns des Ligapokals, dem ersten Titel seit 16 Jahren, landete man nur auf einem enttäuschenden elften Rang.

Für die erste echte Saison unter Coach Juande Ramos bläst nun die Vereinsführung zum Angriff und öffnet die Schatulle wie noch nie: Für die Neuzugänge Giovani dos Santos, Heurelho Gomes und Luka Modric gaben die Spurs bereits 39 Millionen Euro aus.

Was noch geschehen muss: Das Interesse an David Bentley (Blackburn Rovers) und Luis Garcia (Espanyol Barcelona) ist ungebrochen groß, für beide müssten weitere 30 Millionen berappt werden. Garcia wäre der Ersatz für Berbatow, an dem ManUtd dran ist.

Defizite bestehen weiterhin in der Defensive, die letzte Saison die fünftmeisten Gegentore schlucken musste. Mindestens ein gestandener Verteidiger stünde den Spurs noch gut zu Gesicht.